Die modernen Möglichkeiten der DNA-Sequenzierung verändern das rechtliche Terrain, auf dem sich Ärzte bewegen (1). Inzwischen kann es unterlassene Hilfeleistung sein, einem Patienten NICHT eine DNA-Sequenzierung angeboten zu haben oder ihm NICHT die aus der Sequenzierung gewonnenen Erkenntnisse für sich selbst und seine nächsten genetischen Verwandten mitgeteilt zu haben.
Das hörte sich noch vor wenigen Jahren ganz anders an. Da fragte man anders herum eher, wie erlaubt DNA-Sequenzierung überhaupt sei!!!
Aber vorhandene Möglichkeiten der Wissens-Gewinnung ändern die Verantwortlichkeiten auf dem jeweiligen Gebiet. Und zwar drastisch. Man kann finden, daß das eine sehr aufrüttelnde Lehre ist. Es wird etwa über den folgenden Fall berichtet:
Ein Arzt verschrieb ein Medikament. In der Packungsbeilage wurde ein Gentest für Menschen asiatischer Herkunft empfohlen, bevor sie das Medikament nehmen. Das hatte der Arzt nicht empfohlen, da er das Medikament verschrieb, ohne die Patientin überhaupt gesehen zu haben, und derem Namen nicht anzusehen war, daß sie asiatischer Herkunft war. Die Patientin ist daran fast gestorben.*)
Wow. ERSTENS wußte ich gar nicht, daß es inzwischen schon häufiger Medikament gibt, die Gentests vor ihrer Einnahme empfehlen. ZWEITENS war mir nicht wirklich bewußt, welche Verantwortlichkeiten sich aus solchen Umständen ergeben.
Wer Rasse NICHT sieht, tötet - als Arzt. Und genau das war schon der Tenor vor mehr als zehn Jahren in der Literatur, daß eine Medizin und eine medizinische Forschung, die die Herkunftsgruppe (Rasse) NICHT mit berücksichtigen, töten. Hier wird nun über einen sehr konkreten Fall berichtet.
Ähnliches, so wird berichtet, gilt für lebensgefährliche Sensibilität gegenüber dem Blut-Verdünnungsmittel Warfin. Auch hier kann Gen-Sequenzierung lebensrettend sein.
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*) "The drug’s label recommends genetic testing for all patients of Asian descent before they take it. This woman’s ancestry fit the bill, but her doctor failed to recognize that, and she nearly died."
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- Genomics breeds new legal questions. By Jennifer Couzin-Frankel. Science Mag., 10 May 2019, Vol. 364, Issue 6440, pp. 521, DOI: 10.1126/science.364.6440.521,https://science.sciencemag.org/content/364/6440/521