Donnerstag, 13. Oktober 2016

Demographen können weltweit beobachten, dass sich durchschnittlich die Lebenserwartung erhöht, dass aber eine...

Demographen können weltweit beobachten, dass sich durchschnittlich die Lebenserwartung erhöht, dass aber eine Erhöhung der Lebenserwartung jener, die über 85 Jahre alt werden, sich im Durchschnitt in den letzten 20 Jahren auffallend deutlich verlangsamt hat, sprich, ein Plateau erreicht hat.

Sie interpretieren dieses Ergebnis als Hinweis darauf, dass medizinische Verbesserungen in diesem Bereich kaum noch eine Erhöhung der Lebenserwartung erreichen können. Und das wiederum wäre ein deutlicher Hinweis darauf, dass der gesetzmäßige Alterstod etwas ist, das tief in unser Sein als sterbliche Vielzeller eingebaut ist.

Die naturwissenschaftsnahe Philosophin Mathilde Ludendorff sagte schon 1921: Bewusstheit bedingt Todesmuß des bewussten Lebewesens und erklärt dies als die tiefste Gesetzmäßigkeit der Evolution der Mehrzeller.

https://www.scientificamerican.com/article/humans-may-have-already-reached-their-maximum-lifespan
https://www.scientificamerican.com/article/humans-may-have-already-reached-their-maximum-lifespan

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Es gibt noch heute viele, die über eine Währungsreform nachdenken und eine solche auch schon begonnen haben in etwa...

Es gibt noch heute viele, die über eine Währungsreform nachdenken und eine solche auch schon begonnen haben in etwa auf der Linie des Währungsreformers Silvio Gesell (siehe etwa: Rheingold). Solche Leute haben vor allem in früheren Jahrzehnten die mittel- und ostdeutsche, sowie skandinavische Brakteaten-Währung des Hochmittelalters (1140-1320) als vorbildlich hingestellt. Bei dieser wurden die geprägten Münzen periodisch vom Münzherren (dem regionalen Fürsten) eingezogen und neu ausgegeben.

Noch vor drei Jahren war auf dem Wikipedia-Eintrag zur Brakteaten mehr von den Vorteilen dieser Währung die Rede als heute. Eine neue Studie hat auch die archäologischen Münzhortfunde aus der damaligen Zeit ausgewertet. Im folgenden einige Auszüge aus den abschließenden Bemerkungen der Studie, ohne dass mir eine abschließende Beurteilung dazu leicht fiele:

"Empirical evidence from hoards shows that people were more willing to exchange their old coins for new ones when the interval between recoinage dates was longer." Und: "It turns out that periodic recoinage works particularly well in relatively undeveloped economies. Such economies have a small volume of coins in circulation, which facilitates reminting. There are also few places where coins are used for transactions in these areas, and few groups in society who use coins, that is, low monetization. (...) When periodic recoinage broke down and the bracteates lost their role as the principal coin in c. 1300–25, it was probably due to increased monetization and trade."

Außerdem: "Periodic recoinage prevented long-term inflation because the number of coins (and the amount of silver) was the same after as before the recoinage date." "Periodic recoinage as a monetary tax stymied (behinderte) economic activities such as trade and business, as evidenced by complaints in written documents."

Ich will auf diese Studie nur hinweisen.

(Svensson, Roger: Periodic recoinage as a monetary tax: conditions for the rise and fall of the bracteate economy. In: Economic History Review, 10. März 2016, pp. 1–24)

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ehr.12283/abstract
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ehr.12283/abstract

Montag, 3. Oktober 2016

Altruismus-Evolution über Gegenseitigkeit ist sehr anfällig für Täuschungsversuche.


Altruismus-Evolution über Gegenseitigkeit ist sehr anfällig für Täuschungsversuche.

Auch hat der Professor für Theoretische Biologie an der Humboldt-Universität Berlin schon Anfang der 1990er Jahre darauf hingewiesen, dass gegenseitige Hilfe im Tierreich keineswegs so allseits verbreitet und solide gegründet ist wie Verwandten-Altruismus. Schon 1994 ging er deshalb den ASSYMETRIEN in Gegenseitigkeits-Verhältnissen beim Menschen nach (z.B.: "Angebot und Nachfrage bestimmen den Erfolg bei der Partnerwahl hinsichtlich Kooperation, Gegenseitigkeit und Verheiratung"), weil Assymetrien - z.B. in Angebot und Nachfrage - zur Stabilisierung von Gegenseitigkeitsverhältnissen beitragen können.

Der Züricher Evolutionäre Anthropologe Adrian Jaeggi und seine Mitarbeiter sind nun bei einem brasilianischen Indianerstamm (Tsimane) solchen Assyemtrien in gegenseitigen Austauschverhältnissen noch genauer nachgegangen.

Ergebnis:

Fleisch wurde innerhalb der Gruppe häufiger gegen Fleisch und Gartenprodukte eingetauscht, aber NICHT für Gartenarbeit, Kinder- und Krankenbetreuung. Kinderbetreuung wurde geleistet im Austausch mit Gartenarbeit, Kinder- und Krankenbetreuung, aber nicht im Austausch mit Fleisch.

Sprich, materielle Dinge, die schwerpunktmäßig Männer "erwirtschaften", werden gegen materielle Dinge getauscht, soziale Dienstleistungen, die schwerpunktmäßig Frauen erwirtschaften, werden gegen soziale Dienstleistungen getauscht.

In der Regel wurden übrigens 100 Kilokalorien Fleisch gegen 300 Kilokalorien Gartenprodukte eingetauscht. War das Angebot von Fleisch aber größer, konnte sein Preis auch sinken.

(Original: "Meat was exchanged more often for meat and for garden produce, but not for garden labor, childcare, or sickcare, while childcare was exchanged for garden labor, childcare, and sickcare, but not meat. These analyses suggest that most trade is patterned by labor specializations occurring within wealth classes: material capital for material capital and social capital for social capital. These specializations are also based on divisions of labor based on age and gender: adult males dedicate more effort to meat production and garden labor than females, while adult females spend more time harvesting garden produce and caring for the infirm than males, and adolescent females allocate proportionally more time to childcare than adolescent males.")

Am Ende schreiben die Forscher:

"Humans’ slow life history and skill-intensive foraging niche increase the payoffs to specialization and create interdependence within and among generations, thus stabilizing cooperation and fostering divisions of labor even in informal economies." Sie meinen, das weitere Wachstum sozialer Komplexität beim Menschen wäre insbesondere durch kulturelle Normen und Institutionen stabilisiert worden.

In meiner Forschungsarbeit gehe ich schwerpunktmäßig einer anderen These nach: Warum sollte Spezialisierung in einer komplexen, arbeitsteiligen Gesellschaft nicht auch von Verwandtenaltruismus geleitet sein, wo sie doch - das ist ja das Prinzip - die Kosten (für den Altruisten) erniedrigt und den Nutzen (für die Nutznießer) erhöht - ?

Dieser Zusammenhang gilt übrigens auch schon bei der geschlechtlichen Arbeitsteilung der Tsimane. Genau dieser Zusammenhang IST ja "assymetrische Gegenseitigkeit"! ;) Allerdings ist der durchschnittliche genetische Verwandtschaftsgrad bei so kleinen, endogamen Gruppen sowieso schon so hoch, so dass ein großer Teil der hier feststellbaren gegenseitigen Hilfe sowieso schon Verwandtenaltruismus ist. Deshalb können die Forscher in ihrer Studie auch gar nicht "reinen" Gegenseitigkeits-Altruismus erforscht haben. Dessen sind sie sich auch bewusst, schreiben sie doch: "The relative importance of reciprocity, as evidenced by long-term contingencies between giving and receiving, may equal or outweigh that of kinship." Und: "Kinship was associated with greater giving for all commodities." Und: "Kinship most likely provides a basis for the initial assortment of reciprocators".

Trotz ihres irreleitenden Titels und diesbezüglich vieler irreleitender Textabschnitte handelt diese Studie also wiederum (!) vornehmlich über Verwandten-Altruismus. Welcher Altruismus hier ganz unabhängig von genetischer Verwandtschaft geleistet wird, dieser Frage gehen die Forscher überhaupt nicht besonders intensiv nach. Und leider scheint ihnen die Bedeutung dieser Frage auch nicht ausreichend bewusst zu sein. Sie sollten direkt mit der Hamilton-Ungleichung an ihrer Fragestellungen herangehen, dann wird gleich alles klarer.

(Adrian Jaeggi et.al., 2016, Reciprocal Exchange Patterned by Market Forces Helps Explain Cooperation in a Small-Scale Society; Shane J. Macfarlan, 2016, Social Evolution: The Force of the Market)

http://www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822(16)30793-X

Sonntag, 2. Oktober 2016

Das Lebewesen mit dem kleinsten natürlichen bekannten Genom ist "Mycoplasma genitalium".

Das Lebewesen mit dem kleinsten natürlichen bekannten Genom ist "Mycoplasma genitalium". Es hat 525 Gene, wächst aber sehr langsam. Craig Venter und andere arbeiten lieber mit "Mycoplasma mycoides", das natürlicherweise 985 Gene hat, und versuchen durch Knock-out-Experimente herauszubekommen, welche und wieviele Gene für Lebensfähigkeit unbedingt notwendig sind. Inzwischen sind sie bei 473 Genen angelangt und haben Mühe, weiter runter zu gehen.

Das heißt, die Biologie muss zur Zeit erklären, wie "aus Biochemie", wie "aus der Ursuppe" ein Lebewesen entstehen konnte mit rund 500 Genen. Die Natur hat es hingekriegt. Wir wissen nur noch nicht: wie.

(Johannes Sander: "Auf dem Weg zum Minimalgenom" in "Biologie in unserer Zeit")

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/biuz.201690063/abstract
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/biuz.201690063/abstract

Samstag, 1. Oktober 2016

Ich hatte hier schon darüber berichtet: Die ancient-DNA-Forschung brachte letztes Jahr definitiv an den Tag, dass...

Ich hatte hier schon darüber berichtet: Die ancient-DNA-Forschung brachte letztes Jahr definitiv an den Tag, dass wir heutigen Mittel- und Nordeuropäer zu etwa zwei Dritteln von den Indogermanen aus der Ukraine abstammen, die ab 2.800 v. Ztr. als "Streitaxtleute" bzw. "Schnurkeramiker" mit ihren Streitwagen Mitteleuropa eroberten.

Und ich sagte auch schon, dass dabei die Männer der einheimischen Rinderwagen-Kulturen getötet und die einheimischen Frauen geheiratet wurden. In einer neuen genetischen Studie, die gestern veröffentlicht wurde, wird das noch einmal eindrucksvoll bestätigt und bekräftigt:

"For later migrations from the Pontic steppe during the LNBA, however, we estimate a dramatic male bias, with ~5-14 migrating males for every migrating female. We find evidence of ongoing, primarily male, migration from the steppe to central Europe over a period of multiple generations, with a level of sex bias that excludes a pulse migration during a single generation."

Bei den kriegerischen Zuwanderern kamen also auf fünf bis 14 Männer eine Frau! Und sie wanderten sogar über mehrere Generationen zu. All das in deutlichem Kontrast zu der Ausbreitung des Ackerbaus selbst in Mitteleuropa 3.000 Jahre zuvor (durch die Bandkeramiker).

http://biorxiv.org/content/early/2016/09/30/078360?rss=1%2522
http://biorxiv.org/content/early/2016/09/30/078360?rss=1%2522

Sonntag, 25. September 2016

Auf der japanischen Hauptinsel Honshu finden sich über 100 Grabniederlegungen von Hunden aus der Zeit um 500 v.

Auf der japanischen Hauptinsel Honshu finden sich über 100 Grabniederlegungen von Hunden aus der Zeit um 500 v. Ztr.. Es ist naheliegend, dass die damalige späte Jomon- (= Schnurkeramik-)Kultur, diese Hunde als Jagdhunde zur Jagd auf Bären, Wildschweine, Rotwild und andere Tiere benutzten.

Interessanterweise hat die Jomon-Kultur im Norden und Süden der Insel die Hunde nur gegessen und die Reste weggeworfen, hier finden sich keine Grabniederlegungen von Hunden. Dies gilt auch von der nachfolgenden Yajoi-Kultur.

Die Jomon-Kultur dauerte in Japan von 10.000 bis 300 v. Ztr.. Sie endete mit der Zuwanderung der bronzezeitlichen, Reis-anbauenden Yajoi-Kultur, einer Reiterkrieger-Kultur, von der die heutigen Japaner abstammen. (Das Volk der Jomon ist weitgehend ausgestorben so wie auch das vergleichbare Volk der Ertebolle-Kultur im Ostseeraum nach Zuwanderung der Ackerbau-treibenden Trichterbecherkultur ab 4.000 v. Ztr. ausgestorben ist.)

("Prehistoric Japanese graves provide best evidence yet that dogs were our ancient hunting companions" By David Grimm in Science, Sep. 16, 2016)

http://www.sciencemag.org/news/2016/09/prehistoric-japanese-graves-provide-best-evidence-yet-dogs-were-our-ancient-hunting
http://www.sciencemag.org/news/2016/09/prehistoric-japanese-graves-provide-best-evidence-yet-dogs-were-our-ancient-hunting

Donnerstag, 22. September 2016

Wenn ich es recht verstehe, haben sich die heutigen Ureinwohner von Australien erst relativ spät genetisch getrennt...

Wenn ich es recht verstehe, haben sich die heutigen Ureinwohner von Australien erst relativ spät genetisch getrennt von den heutigen Ureinwohnern von Papua Neuguinea. und Australien besiedelt. Das setzt voraus, dass die archäologisch durch gut bestätigten frühen Zuwanderungen nach Australien keine genetischen Spuren hinterlassen haben, sprich, ausgestorben sind. Ähnliche Szenarien werden ja für Europa und Amerika angenommen. ("A genomic history of Aboriginal Australia" von Anna-Sapfo Malaspinas et. al. in "Nature")
http://dx.doi.org/10.1038/nature18299

How Morality Changes in a Foreign Language


Wenn ich in einer Fremdsprache moralische Urteile fälle, fälle ich sie oft anders als in der Muttersprache. Die Forschungsansätze könnten wohl noch deutlich ausgebaut werden. Das ist ja auch z. B. auch erkennbar an der völlig unterschiedlichen Wahrnehmung der Umwelt je nach der Prägung durch eine asiatische oder europäische Muttersprache und der daraus folgenden unterschiedlichen Sozialmoral in Europa und Asien. An dem letzteren Unterschied ist es vielleicht auch am leichtesten zu erforschen.

("How Morality Changes in a Foreign Language" By Julie Sedivy on September 14, 2016 in Scientific American)

http://www.scientificamerican.com/article/how-morality-changes-in-a-foreign-language/
http://www.scientificamerican.com/article/how-morality-changes-in-a-foreign-language/

Sonntag, 14. August 2016

Vor 145 Millionen Jahren, beim Massenaussterbeereignis am Übergang vom Jura zur Kreide, starben 10 von 12...

Vor 145 Millionen Jahren, beim Massenaussterbeereignis am Übergang vom Jura zur Kreide, starben 10 von 12 Meeres-Krokodil-Gattungen aus und 6 von 12 Land-Krokodil-Gattungen (siehe Grafik). Im Laufe der weiteren 20 Millionen Jahre ging die Zahl der Meeres-Krokodil-Gattungen, bzw. -arten auf ganz wenige zurück. Davon profitierten damals unter anderem die Schildkröten.

Die Zahl der Land-Krokodil-Gattungen ging zunächst auch noch weiter zurück, erlebte dann aber 20 Millionen später noch einmal einen erneuten Anstieg. Hier bedurfte es noch einmal 20 Millionen Jahre, um sie in etwa auf ihre heute Arten-Vielfalt zurückzudrängen. Dadurch gab es Platz unter anderem für die Dinosaurier.

Die Evolution ist gnadenlos und zwingt die Arten zu überleben, sich weiter zu entwickeln oder - auszusterben. Ein gnadenloser Kampf. Dies ist nicht der einzige Aspekt der Evolution, aber auch keiner, der mal grade so eben vernachlässigt werden kann.

("Environmental drivers of crocodyliformextinction across the Jurassic/Cretaceoustransition")

http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1826/20152840
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1826/20152840

Donnerstag, 11. August 2016

Die Evolution hat bei großen Schritten immer viel experimentiert und es gibt dementsprechend dann immer viele...

Die Evolution hat bei großen Schritten immer viel experimentiert und es gibt dementsprechend dann immer viele Übergangsformen. So auch beim Übergang von den Reptilien zu den Säugetieren. Ob die Evolution der echten Säugetiere mit einer Plazenta, also einer Gebärmutter, die lange Schwangerschaften erlaubt, vor dem Aussterben der Dinosaurer (vor 65 Millionen Jahren) einen langen Vorlauf hatte, wie das zumeist bisher angenommen worden ist, wird immer fragwürdiger. Sicher ist, dass es aus dieser Zeit bis heute noch zum Beispiel eierlegende Kloakentiere oder Beuteltiere gibt, eben Übergangsformen (sie werden zusammen mit den echten Säugetieren zu den Eutheria gezählt).

Nach der molekularen Uhr sollten Plazentatiere EIGENTLICH schon in der frühen Kreidezeit evoluiert sein. ABER: Seit Jahrzehnten sucht man aus dieser Zeit Fossilien von ihnen, findet sie aber nicht zweifelsfrei.

Nach einer neuen Studie entstanden die Planzentatiere nun erst unmittelbar VOR dem Aussterben der Dinosaurier in der Zeit vor 65 und 69 Millionen Jahren. Hier gibt es noch viel Diskussion, aber dieses Datum ist jetzt mal der letzte Stand der Forschung. Auch für die Boreoeutheria (z. B. Maulwürfe, Katta) und Laurasiatheria (Huftiere, z.B. Giraffen) ist strittig, ob sie unmittelbar VOR dem Massenaussterben vor 65 Millionen Jahren entstanden sind oder unmittelbar danach.

Puh, um so tiefer man sich in die Studie einarbeitet, die frei zugänglich ist, um so komplizierter - und spannender - wird es. Es soll hier zunächst einmal nur das Hauptergebnis festgehalten werden:

"We show that rates of morphological evolution in the 5 Myr interval immediately after the K–Pg mass extinction are three times higher than background rates during the Cretaceous. (...) An evolutionary radiation occurred as placental lineages invaded new ecological niches during the Early Palaeocene."

Also gegenüber den durchschnittlichen Artenbildung pro Zeitintervall in der Evolution allgemein während der Kreidezeit verdreifachte sich die Zahl der neuen Arten pro Zeitintervall für die Säugetiere in den fünf Millionen Jahren unmittelbar nach der Zeit vor 65 Millionen Jahren.

Fünf Millionen Jahre - das ist ungefähr die Zeit, die die Evolution brauchte von der Organisationsstufe der Schimpansen zur Organisationsstufe des modernen Menschen. Das ist also aus evolutionärer Sicht eine sehr kurze Spanne.

Für den Neodarwinismus werden die Zeitspannen immer kürzer, in denen sie - nach ihrem Paradigma - mit Hilfe von Punktmutionen die Fülle der Artbildungen und die Intensität des Artwandels erklären müssen. Denn bei der Entstehung der echten Säugetiere geht es nicht nur um Gehirnevolution und die Evolution - etwa - des zweibeinigen Gehens. Da geht es um viel grundlegendere Dinge wie eben eine Gebärmutter, um die Evolution intensiverer sozialer Bindungen zwischen Elterntieren und Jungtieren etc. pp. pp. pp..

Spannendste Entwicklungen, die alle sehr grundlegende Fragen an die Evolutionsforschung stellen.

Als die Evolutionäre Philosophin Mathilde Ludendorff vom "plastischen Zeitalter" sprach, scheint sie mit diesem Begriff der Wirklichkeit doch ziemlich nahe gekommen zu sein. Siehe auch meinen Beitrag vom 21.7., wo dieses plastische Zeitalter sogar auf 300.000 Jahre begrenzt ist.

("Eutherians experienced elevated evolutionary rates in the immediate
aftermath of the Cretaceous –Palaeogene mass extinction")

http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1833/20153026
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1833/20153026

Dienstag, 9. August 2016

Endlich wird ein Thema breiter diskutiert, das ich selbst schon 2008 auf meinem Blog thematisiert habe, und das mir...

Endlich wird ein Thema breiter diskutiert, das ich selbst schon 2008 auf meinem Blog thematisiert habe, und das mir ein sehr zukunftsträchtiges und wichtiges zu sein scheint:

Die Bedeutung der Monogamie für die Evolution von Altruismus (und auch von Intelligenz). Ich bin schwer begeistert, weil schnell erkennbar wird, dass hier das Thema von Jacqueline Dillard sehr grundlegend angegangen wird auch auf theoretischer Ebene. Weil sie gar von Synergieeffekten spricht. Soweit war ich selbst noch nicht gegangen. Unglaublich spannend!

http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/46608/title/Opinion--Monogamy-and-Cooperation-Are-Connected-Through-Multiple-Links/
http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/46608/title/Opinion--Monogamy-and-Cooperation-Are-Connected-Through-Multiple-Links

In der Zeitschrift "Behavioral Ecology and Sociobiology" gibt es ein Sonderheft zum Thema "Integrative Analysis of...

In der Zeitschrift "Behavioral Ecology and Sociobiology" gibt es ein Sonderheft zum Thema "Integrative Analysis of Division of Labor", zu dem zuvor ein Symposium ausgerichtet gewesen ist. Das Heft enthält zahlreiche spannende Aufsätze und macht aufmerksam auf einen neuen Forschungsbereich.

So wie hier die Arbeitsteilung in Insektenstaaten von den unterschiedlichsten Blickwinkeln aus untersucht und analysiert wird, so sollten auch menschliche arbeitsteilige Gesellschaften untersucht werden. Das heißt, die Sonde sollte von allen Seiten aus an die große Vielfalt menschlicher arbeitsteiliger Gesellschaften in Geschichte und Gegenwart angesetzt werden, um zu verstehen, wie sie eigentlich funktionieren, warum sie funktionieren und wie es schließlich auch zum "Collapse of complex societies" kommen kann aufgrund der fehlenden "marginal production of innovative change", wie das einmal Joseph A. Tainter in seiner wegleitenden Studie genannt hat (von der das bekanntere Buch von Jared Diamond über "Complex Societies" nur ein Abklatsch ist).

Mit diesen Themen bin ich befasst, seit ich meine Doktorarbeit im Jahr 1996 begonnen hatte.

http://link.springer.com/article/10.1007/s00265-016-2147-6
http://link.springer.com/article/10.1007/s00265-016-2147-6

Montag, 8. August 2016

Um 400 eroberten die Burgunder unter ihrem König Gunther Mainz und die Gegend links des Rheines.

Um 400 eroberten die Burgunder unter ihrem König Gunther Mainz und die Gegend links des Rheines. Darunter auch den früher weithin sichtbaren Drususturm in Mainz, der früher mit einem Adler bekrönt war, ein Siegesdenkmal für den römischen Feldherrn Drusus. Der Drususturm ist in Mainz als "Eigelstein" bekannt, da steckt ebenfalls das germanische Wort Adler (engl. Eagle) drin.

In den Helgi-Liedern der Edda rastet auch der Held Helgi nach seinem Sieg unter einem Adlerstein. Und so ranken sich noch viele Sagen rund um die römisch-germanischen Auseinandersetzungen an der Limesgrenze bei Mainz (siehe Brunhildisfelsen südlich des Limes auf dem Kamm des Taunus-Gebirges).

Nur wenige Jahrzehnte später wurden die Burgunder von den Hunnen (Etzel/Attila) geschlagen und zogen nach Süden. Daraufhin nahmen alemannische Könige die Gegenden links des Rheins in Besitz. Sie wiederum wurden 496 von dem Merowinger-König Chlodwig I. geschlagen, wonach sich dieser zum Christentum bekehrte (Schlacht von Zülpich).

In den Jahrzehnten danach begannen die fränkischen Bestattungen auf einem Gräberfeld 13 Kilometer südwestlich von Worms bei Dirmstein, erkennbar an beigegebener Keramik, die auf der Töpferscheibe gefertigt wurde, sowie an der West-Ost-Ausrichtung der Gräber.

Wenig später begannen auf einem daneben gelegenen Gräberfeld ebenfalls Bestattungen, allerdings zum Teil mit handgefertigter Keramik, sowie zum Teil in Nord-Süd-Ausrichtung. Das sind Gewohnheiten, wie sie zu jener Zeit noch bei den Angelsachsen in England und sonst rechts des Rheines bei den germanischen Stämmen üblich waren.

Unter den letzteren Bestattungen befand sich auch ein Reitergrab. In einer neuen Studie wurden von den Zähnen dieser damals Bestatteten Strontium-, Sauerstoff-, und Kohlenstoffisotop-Analysen gefertigt, die zeigen können, ob die Besitzer dieser Zähne ihre Kindheit vor Ort verbracht haben oder von weit her gekommen sind.

Auf beiden Gräberfeldern fanden sich insgesamt 25 Bestattete, die an einem Ort weit entfernt aufgewachsen waren. Nach der Forschungsmeinung spiegelt sich hier wieder ein vom merowingischen Königreich kontrollierter Siedlungsprozeß links des Rheines.

("Tracing residential mobility during the Merovingian period: An isotopic analysis of human remains from the Upper Rhine Valley")
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajpa.23017/abstract

Sonntag, 7. August 2016

Eltern mit ähnlicher Religiosität haben durchschnittlich mehr Kinder als Eltern mit unähnlicher Religiosität und...

Eltern mit ähnlicher Religiosität haben durchschnittlich mehr Kinder als Eltern mit unähnlicher Religiosität und sind mit weniger großer Wahrscheinlichkeit kinderlos.

(Titel: "The association between religious homogamy and reproduction").

(Leider ist mir der Aufsatz selbst nicht zugänglich, bin dankbar, wenn ihn mir jemand zusenden kann.)

Der Aufsatz zeigt etwas, was ich selbst schon anhand der demographischen Auswirkungen eines anthroposophischen Lebensstiles aufgezeigt habe (wobei allerdings auf die Einheitlichkeit dieses Stiles bei den Eltern noch nicht geachtet worden ist - das sollte also noch mal nachgeholt werden).

http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1834/20160294
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1834/20160294?cpetoc

Die frühesten seßhaften Bauern im Zagros-Gebirge, im heutigen westlichen Iran, im östlichen Teil des fruchtbaren...

Die frühesten seßhaften Bauern im Zagros-Gebirge, im heutigen westlichen Iran, im östlichen Teil des fruchtbaren Halbmondes um 8.000 v. Ztr. haben offenbar genetisch nichts gemeinsam mit jenen Bauern des westlichen Anatolien, deren Nachkommen die bäuerlichen Lebensweise bis nach Mitteleuropa hineingebracht haben (ab 5.500 v. Ztr.).

Ihre genetischen Verwandten finden sich heute am deutlichsten unter den Anhängern des Zoroastrismus im östlichen Iran, sowie allgemeiner in Afghanistan und Pakistan. Die Anhänger des Zoroastrismus haben sich offenbar am wenigsten mit nachfolgenden Zuwanderern vermischt.

Alles ziemlich spannend!

http://www.faz.net/aktuell/wissen/archaeologie-altertum/neolithische-revolution-erbluehende-landschaften-14343548.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
http://www.faz.net/aktuell/wissen/archaeologie-altertum/neolithische-revolution-erbluehende-landschaften-14343548.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Sonnenblumen - Nur während des Wachstums folgen die Blüten der Sonne, danach schauen sie nur noch nach Osten.

Sonnenblumen - Nur während des Wachstums folgen die Blüten der Sonne, danach schauen sie nur noch nach Osten. Dann kommen mehr Bienen und andere Insekten, denn die sind das offenbar auch von anderen Blumen so gewohnt.

Die Mechanismen sind jetzt also verstanden. Ob das Folgen des Sonnenstandes während des Wachstums auch einen darwinischen "Nutzen" hat, ist aber offenbar noch nicht geklärt, soweit ich sehe.
http://www.welt.de/wissenschaft/article157508642/Darum-gucken-Sonnenblumen-abends-nur-nach-Osten.html

Donnerstag, 21. Juli 2016

Evolution, Artenbildung kann innerhalb von 300.000 Jahren die Fülle die Artenwelt hervorbringen, die nach dem...

Evolution, Artenbildung kann innerhalb von 300.000 Jahren die Fülle die Artenwelt hervorbringen, die nach dem Aussterben der Dinosaurier erreicht wurde. Bei den Buntbarschen in Ostafrika geht es zwar offenbar noch etwas schneller. Aber trotzdem sind 300.000 Jahre eine irre schnelle Zeit, finde ich. Der Zeitraum ist nur etwas länger als es anatomisch moderne Menschen gibt.

Kann diese Erkenntnis noch mit der Annahme des Neodarwinismus in Einklang gebracht werden, dass Evolution vor allem durch Punktmutationen zustande kommt?

Vielmehr wird man ja jetzt (womöglich) als Regel aufstellen können, dass die Artbildung in der Evolution häufig oder immer jeweils in einem so kurzen Zeitraum abgelaufen ist (nach Massenaussterbeereignissen).

300.000 Jahre! Vom gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen bis zum Menschen brauchte die Evolution mindestens 4 Millionen Jahre, vom Homo habilis bis heute 2,5 Millionen Jahre.

(Artikel "Severe extinction and rapid recovery of mammals across the
Cretaceous-Paleogene boundary, and the effects of rarity on
patterns of extinction and recovery")

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jeb.12882/abstract
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jeb.12882/abstract

Sonntag, 19. Juni 2016

Der von mir hoch verehrte britische Paläontologe Simon Conway Morris (der in seinem Buch von 2003 die These vertrat...

Der von mir hoch verehrte britische Paläontologe Simon Conway Morris (der in seinem Buch von 2003 die These vertrat "Unvermeidlich Menschen in einem einsamen Universum") hat 2013 einen neuen Gedanken veröffentlicht, nach dem der Mensch und andere Produkte der Evolution nicht nur unvermeidlich aus Evolution hervorgehen, wenn sie hier auf der Erde oder anderwärts einmal angefangen hat, sondern nach dem das Leben auch gar keine größere Komplexität erreichen kann, als es schon hier auf der Erde erreicht HAT. Dieser Gedanke, der wiederum nahtlos zur philosophischen Intuition von Mathilde Ludendorff über die Evolution passt ("Da stund stille das Werden der Arten"), wird im "Journal of Theoretical Biology" 2015 folgendermaßen zusammen gefasst:

"He argues that there are limits to the complexity of life and that these limits have already been touched. He asserts that the prevalence of convergent evolution indicates that there is a finite set of strategies that organisms can use. If the tape of life was played again, the same results would ensue, because self-organization and the conflicting constraints in development bind organisms to visit a limited area of the possibility space otherwise available. In his second argument, Morris wonders why some structures which clearly perform poorly have remained almost unchanged for millions of years. Why has not Rubisco become more efficient over the years, a process that would likely increase its complexity? In Morris׳s view, evolution is unable to take that step, because the system has arrived at its peak complexity. This daring suggestion has not yet been properly tackled."

Der Aufsatz von 2013, in dem Conway Morris diesen Gedanken das erste mal geäußert hat, ist auf Google Books frei zugänglich und ich muss ihn noch fleißig studieren:

( https://books.google.de/books?id=1ZIjJD1UfukC&pg=PT131&lpg=PT131&dq=conway+morris+Life+the+final+frontier+for+complexity?&source=bl&ots=PLmBKLc99f&sig=Q9r2j8X68TtFksNdbtOMW7Y_Xgs&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjrruuhx7TNAhUsBcAKHcO9BywQ6AEIOTAD#v=onepage&q=conway%20morris%20Life%20the%20final%20frontier%20for%20complexity%3F&f=false )
https://books.google.de/books?id=1ZIjJD1UfukC&pg=PT131&lpg=PT131&dq=conway+morris+Life+the+final+frontier+for+complexity?&source=bl&ots=PLmBKLc99f&sig=Q9r2j8X68TtFksNdbtOMW7Y_Xgs&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjrruuhx7TNAhUsBcAKHcO9BywQ6AEIOTAD#v=onepage&q=conway%20morris%20Life%20the%20final%20frontier%20for%20complexity%3F&f=false

Stadtleben lässt Vögel schneller altern!

Stadtleben lässt Vögel schneller altern!
- - - Uff!
http://www.sciencemag.org/news/2016/06/what-city-living-does-birds

Mindestens 33 mal innerhalb der Evolution versuchten Fischarten unabhängig voneinander an Land zu gehen und eine...

Mindestens 33 mal innerhalb der Evolution versuchten Fischarten unabhängig voneinander an Land zu gehen und eine Lebensweise als Amphibium aufzunehmen. Ein eindrucksvoller Hinweis darauf, dass der Übergang auf das Land so ungewöhnlich nicht war und weiterhin ein eindrucksvoller Hinweis erneut darauf, dass konvergente Evolution überall zu finden ist in der Evolution, sozusagen ihr "Hauptmodus" ist.
http://www.sciencemag.org/news/2016/06/fish-may-have-evolved-live-land-more-30-times

Samstag, 18. Juni 2016

Genetische Steuerungssequenzen für Schizophrenie sind deutlich unterschiedlich verteilt auf die drei Großrassen der...

Genetische Steuerungssequenzen für Schizophrenie sind deutlich unterschiedlich verteilt auf die drei Großrassen der Menschheit (Asien, Europa, Afrika). Das heißt, Schizophrenie beruht in der einen Rasse auf ganz anderen Genen als in einer anderen. Und es muss auch in den letzten Jahrtausenden die Selektion auf diese unterschiedliche Verteilung hingewirkt haben. Die Forschung scheint aber noch ganz im Dunkeln zu tappen, was diese Steuerungssequenzen eigentlich bewirken. Irgendetwas im Zusammenhang mit dem Wachstum des Gehirns wahrscheinlich.

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajmg.b.32471/abstract
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajmg.b.32471/abstract

Samstag, 4. Juni 2016

Die wertvolle Zeitschrift "Biologie in unserer Zeit" nimmt sich endlich einmal wieder einer der grundlegendsten...

Die wertvolle Zeitschrift "Biologie in unserer Zeit" nimmt sich endlich einmal wieder einer der grundlegendsten biophilosophischen Fragen an, die es überhaupt gibt: ist der Mensch ein Zufallsprodukt der Evolution oder ist er - sozusagen - wie vieles andere in der Evolution "vorgesehen". Simon Conway Morris gegen Stephen Jay Gould, so wird es auch hier beschrieben. Das Ergebnis, so die Autoren,

"bestimmt nicht nur unser generelles Bild der Evolution, sondern auch unser Selbstbild: War die Evolution des Menschen eine inhärente Notwendigkeit oder sind wir als Folge einer historischen Kontingenz entstanden und alles hätte auch völlig anders kommen können?"

Auch nach diesem neuen Aufsatz neigt sich alles in der Forschung der ersteren These zu. Jedes neue überraschende Beispiel konvergenter Evolution zeigt: Es liegt eine inhärente Notwendigkeit vor, früher nannte man das Zielgerichtetheit. Somit erhält die Biophilosophin Mathilde Ludendorff in einer der zentralsten Aussagen ihrer Evolutionären Philosophie Bestätigung, zumal in Zusammensicht mit dem Anthropischen Prinzip: Schon im Anfang der Weltallentstehung bestand ein Wille zur Bewusstheit.

Der Artikel ist deutschsprachig und frei zugänglich!

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/biuz.201610585/full


http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/biuz.201610585/full

Was grundsätzlich schon vorher bekannt war, wird durch die Studie an einer neuen genetischen Steuerungssequenz...

Was grundsätzlich schon vorher bekannt war, wird durch die Studie an einer neuen genetischen Steuerungssequenz erneut bestätigt: angeborene sportliche Begabungen sind nicht nur auf Völker und Rassen unterschiedlich verteilt, sondern auch unterschiedlich genetisch verschaltet, ein Phänomen, das schon bei heller Hautfarbe festgestellt wurde oder bei Erwachsenen-Rohmilchverdauung. Das heißt, bezüglich solcher Eigenschaften liegt konvergente Evolution vor bei verschiedenen menschlichen Völkern und Rassen.

Nun findet sich also eine Steuerungssequenz verantwortlich für Muskelaufbau, die bei europäischen Lang- und Kurzstreckenläufern (Profis und Freizeitsportler) gehäuft vorliegt, nicht aber bei einer brasilianischen Vergleichsgruppe.

Dass die Brasilianer ja auch zu einem nicht geringen Anteil südeuropäischer Abstammung sind, wird offenbar gar nicht diskutiert in der Studie. Die untersuchten Europäer waren Polen, Russen und Italiener, also vorwiegend nordeuropäischer Abstammung. Da die Steuerungssequenz aber - für solche Studien typisch - nur zu wenigen Prozentanteilen den Phänotyp erklären kann (sich also für sich genommen kaum eignet zur Einschätzung sportlicher Begabung), könnten, wie mir scheint, die südeuropäischen Genanteile in beiden Gruppen nicht verantwortlich sein für den gemessenen Unterschied. Insofern wird es sich wohl um ein vornehmlich nordeuropäisches genetisches Merkmal handeln.

Es kommen einem da natürlich gleich berühmte Fußball-Länderspiele Deutschland - südamerikanische Fußball-Nation in den Sinn und der so ganz unterschiedliche Spieltypus: der ungeschlachte, gründliche Europäer gegen den wendigen, spielerischen, leichtfertigen Südamerikaner ...
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0156316#abstract

Freitag, 3. Juni 2016

Schwertwale, bzw.

Schwertwale, bzw. Orcas sind die größte Delphinart, unglaublich intelligente Tiere und weisen - deshalb - eine große kulturelle Vielfalt weltweit auf. Darin gleichen sie dem Menschen - und den Schimpansen - auf geradezu frappierende Weise. Der Wikipedia-Artikel zu ihnen liest sich unglaublich spannend. Was sich in diesem schon andeutet, ist jetzt durch eine neue Forschungsstudie nachgewiesen: Schwertwal-Kulturen evoluieren in Gen-Kultur-Koevolution ganz wie der Mensch und sogar wie er in gleichen Zeiträumen.

So wie der Mensch sind auch die Schwertwal-Untergruppen in den letzten 200.000 Jahren in Kulturgruppen, Gruppen gleicher erlernter Sprache (beim Menschen Völker) evoluiert. Deshalb sagen auch Lebensräume, ökologische Nischen bei Schwertwalen - wie bei Menschen - die genetische Populationsstruktur besser voraus als bloße geographische Distanz. (Was auch bei Menschen die Forscher aller Fächer Mühe haben zu verstehen, was ihnen aber die Forschungsergebnisse der letzten Jahre immer mehr als Erkenntnis geradezu aufzwingen, aufzwingen müssen, da es so konträr zu jeder Multikulti-Ideologie steht und deshalb eine Frau Merkel wieder einmal als "nicht hilfreich" charakterisieren könnte.)

Die Studie findet nun zahlreiche Steuerungssequenzen von kodierenden Genen, deren Häufigkeit auf die Schwertwal-Populationen, -Völker weltweit sehr unterschiedlich verteilt sind. Genauso wie beim Menschen! Und sogar oft ähnliche Gene, etwa solche, die Fettpolster ermöglichen (Adipositas) in kalten Gewässern und so weiter. Mit Recht stellen die Forscher selbst und andere die herausragende Bedeutung dieser Studie heraus.

Der Forschungsartikel ebenso wie ein New Scientist-Artikel über diesen sind frei zugänglich.

http://www.nature.com/ncomms/2016/160531/ncomms11693/full/ncomms11693.html

Genome-culture coevolution promotes rapid divergence of killer whale ecotypes. Andrew D. Foote et. al. In: Nature Communications 7, Article number: 11693 doi:10.1038/ncomms11693 Received 19 July 2015  18 April 2016  31 May 2016
https://www.newscientist.com/article/2091134-orcas-are-first-non-humans-whose-evolution-is-driven-by-culture/?cmpid=NLC%7CNSNS%7C2016-0206-newGLOBAL&utm_medium=NLC&utm_source=NSNS

Mittwoch, 1. Juni 2016

Moralische Naturgeister in einer schamanistischen Volksreligion am Altai-Gebirge

Moralische Naturgeister in einer schamanistischen Volksreligion am Altai-Gebirge

-> The Evolution of Gods’ Minds in the Tyva Republic (2016) von Benjamin Grant Purzycki

Das Verbreituungsgebiet der indogermanischen Völker reichte in der Bronzezeit von der Westgrenze Chinas bis nach Nordeuropa, bis Anatolien und darüber hinaus. Die Innere Mongolei und die Republik Tuwa am Großen und Kleinen Jennisei und am Altai-Gebirge beherbergen noch heute hunderte von großen, prächtig ausgestatteten Grabhügeln der Skythen aus dem sechsten und fünften Jahrhundert v. Ztr., eines Volkes, das sich damals von dort bis in die Ukraine ausbreitete und auch den Athenern nur zu gut bekannt wurde.

Alle diese indogermanischen Völker, die Skythen, die Sogder, die Tocharer - letztere die Gründer der Oasenstädte der Seidenstraße - und wie sie noch alle hießen, gingen mit der Einführung des Buddhismus und mit dem Sturm der Hunnen am Ende der Spätantike unter. An ihrer Stelle breiteten sich die Uiguren aus und nomadische Turkvölker wie die Tuwa.

Die Tuwa haben später den tibetischen Buddhismus angenommen, halten aber bis heute zäh an dem Schamanismus, der Volksreligion ihrer Vorväter, fest. Sie verehren die Geister, Naturkräfte in heiligen Quellen, Sträuchern und errichten ihnen entlang von Besitzgrenzen Steinhügel.

Kommt ein Tuwa an einem solchen heiligen Ort vorbei, opfert er hier in der Regel verschiedene Nahrungsmittel oder Geld, er hält inne, versucht sich auf das Gute in sich zu besinnen. Denn die Tuwa glauben, es habe schädliche Wirkung, wenn man sich den Naturgeistern mit unheiligen Gedanken und mangelnder Ehrfurcht nähert.

Dieser Volksreligion der Tuwa hat nun ein Anthropologe eine neue Untersuchung gewidmet. Er fragte die Tuwa, was es für sie bedeutet, ein guter Mensch zu sein, die Antworten:

"In order of descending salience, the eight most salient items in Tyvans’ models of what it means to be a good person consisted of being (1) hardworking, (2) helpful, (3) kind, (4) modest, (5) respectful, (6) honest, (7) intelligent, and (8) having love for or strong ties to family members (84 respondents; Nlisted = 499; Mlisted = 5.94; SDlisted = 2.43). In terms of what constitutes a “bad Tyvan person,” the most salient items listed were being (1) untrustworthy, (2) drunks or those who drink alcohol, (3) lazy, (4) envious, (5) greedy, (6) disrespectful, (7) cruel, and (8) ignorant."

Der Alkoholismus ist heute für die niedrige Lebenserwartung der Tuwa verantwortlich, die noch niedriger ist als die der Russen. Die Studie findet, daß sich die Naturgeister dieser Problematik annehmen und Trunksucht nach Meinung der Gläubigen nicht gut finden. Auch auf anderen Gebieten könnte der Glaube an sie den sozialen Zusammenhalt verbessern, ja, sogar das Umweltbewusstsein verbessern, wird in der Studie gemutmasst, die frei zugänglich ist.

-> The Evolution of Gods’ Minds in the Tyva Republic (2016) von Benjamin Grant Purzycki.




http://www.journals.uchicago.edu/doi/abs/10.1086/685729

Wie kamen viele Rothirsche etwa 3.100 v.

Wie kamen viele Rothirsche etwa 3.100 v. Ztr., also in der Hochzeit der Trichterbecherkultur, von Belgien auf die Orkney-Inseln - zusammen mit einer grossen Zahl belgischer Wühlmäuse? Eine neue Studie über Genreste in Rothirsch-Knochen aus jener Zeit schreibt hierüber:

"In Europe, short-distance maritime transport of deer (Megaloceros) has been identified from as early as approximately 24 000–20 500 yr BP in the Mediterranean [6]. Further north, it is thought that humans introduced red deer into Ireland during the Neolithic Bronze Age [8], and transported the Orkney vole from mainland Europe to Orkney (at least 5100 yr BP [4]). Interestingly, Martínková et al. [4] posit that the large number of voles that must have arrived on Orkney imply the transport of livestock from mainland Europe (Belgium) with the vole ‘stowaways’ in the grass, bedding or fodder. That study found high genetic diversity of voles, indicating that a relatively large number of individuals must have been moved. This study finds relatively high genetic diversity in Neolithic deer from Orkney and the Outer Hebrides, also suggesting that a large number of individuals may have been moved to establish those populations."

Das heißt, schon zur Zeit der Trichterbecherkultur mit ihren Rinderwagen-Prozessionen (siehe meinen Blog) hatte man hochseetüchtige Schiffe und transportierte auf ihnen gefangen gehaltenes Jagdwild, um auf entlegenen Inseln solches verfügbar zu haben, betrieb man also die Bewirtschaftung von Jagdwild, hatte man also womöglich auch schon Königs- oder Staatsforste.


http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1828/20160095?etoc
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1828/20160095?etoc

Samstag, 28. Mai 2016

Die Phönizier stammten aus Europa.

Die Phönizier stammten aus Europa. Archäologische Funde in Palästina deuten auf eine Zuwanderung direkt aus Mitteleuropa. Nun gibt es auch erste genetische Daten aus Skelettresten.
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0155046

"Dieser Mensch mag Bananentee.

"Dieser Mensch mag Bananentee. Wer mag noch Bananentee? Derjenige, der ebenso dick oder schlank ist wie er, derjenige, der ebenso lächelt oder traurig ist wie er, derjenige, der ebenso gekleidet ist wie er oder derjenige, der die gleiche berufliche Tätigkeit hat wie er?" Diese komischen Fragen stellten der namhafte Evolutionäre Psychologe Richard Boyd und eine Mitarbeiterin Kindern und Erwachsenen im bäuerlichen Hochland von Peru und ebensolchen aus der Stadt Los Angelos, wobei sie ihnen entsprechende standardisierte Abbildungen der jeweiligen Menschen auf einem Computerbildschirm zeigten.

In Peru wurde die Kleidung als der häufigste Schlüssel für die Vermutung von ähnlichen Neigungen unter Menschen herangezogen. In Los Angelos von Erwachsenen tendenziell auch, mehr aber noch berufliche Tätigkeit, während Kinder in Los Angelos in Bezug auf gar kein Merkmal eine Bevorzugung zeigten. Womöglich sind sie durch ihre multikulturelle Umwelt zu sehr verwirrt in Bezug auf solche Voraussagen.

Boyd will damit aufzeigen, dass Kleidung in traditionellen Gesellschaften schon von Kindern als ein Zeichen von Gruppenzugehörigkeit und damit von ähnlichem Geschmack gelernt und erkannt wird, als ein Zeichen ethnischer Zugehörigkeit, als Signal eines Stereotyps, das evolutionär wichtige Voraussagen über das Verhalten und die Vertrauenswürdigkeit eines Menschen erlaubt.

("The Evolution and Development of Inferential Reasoning about Ethnic Markers: Comparisons between Urban United States and Rural Highland Peru" von Cristina Moya and Robert Boyd in "Current Anthropology")


http://www.journals.uchicago.edu/doi/full/10.1086/685939

Donnerstag, 26. Mai 2016

Der Mann kann einem außerordentlich gefallen. - Welcher deutsche Politiker wäre bislang besser gewesen als er?

Der Mann kann einem außerordentlich gefallen. - Welcher deutsche Politiker wäre bislang besser gewesen als er?

https://de.wikipedia.org/wiki/Mustafa_Kemal_Atat%C3%BCrk
https://de.wikipedia.org/wiki/Mustafa_Kemal_Atat%C3%BCrk

Dass die Ostasiaten auf die Verletzung sozialer Normen anders reagieren als Europäer, ist ja schon lange bekannt.

Dass die Ostasiaten auf die Verletzung sozialer Normen anders reagieren als Europäer, ist ja schon lange bekannt. Nun können diese Unterschiede auch im Gehirnscan, im EEG, aufgezeigt werden. Die Studie argumentiert folgendermaßen:

"Human groups that have had high degrees of territorial threats necessitating national defense, low natural resources (e.g., food supply), and high degrees of natural disasters (e.g., floods, cyclones, and droughts) such as China, evolve to be tight, i.e., have strong norms and less tolerance for deviant behavior, to coordinate their social action. Human groups that generally have low threat such as the United States evolve to be loose, i.e., have weaker norms and higher tolerance for deviant behavior."

Und:

"Compared with loose cultures, individuals in tight cultures have more self-control (1), prefer standard vs. creative solutions to tasks (2, 15), place more importance on territorial defense (i.e., maintaining order in one’s country), and are more ethnocentric (i.e., believe one’s culture is superior to others and dislike deviants who threaten the social order) (1, 2)—human adaptations all of which invariably support and reinforce the strength of social norms."

Dieselbe Gehirnmessung kann auch benutzt werden, um die Reaktion auf die Verstöße gegen semantische Regeln zu messen (also auf Unsinnssätze). Hier wurden eine kulturellen Unterschiede gemessen. - Die ostasiatischen Wissenschaftler gehen sogar noch weiter und mutmaßen:

" We might even go as far as to argue that Chinese might consider different punishment options for the violator. Future functional MRI (fMRI) work focusing on areas that have been implicated in humans’ punishment decisions [prefrontal regions such as the dorsal lateral prefrontal cortex (31) and ventral medial prefrontal cortex (32)] might shed some further light on this issue."

Und sie fragen auch nach hormonellen und diesen unterliegenden genetischen Ursachen:

"Research should also extend the current work to examine potential genetic pathways of neural responses to social norm violations. Detection of norm violation may require close social attunement and if so, it may be linked to polymorphic variants of oxytocin genes (33). Or, alternatively, norm violation detection may require error processing involving discrepancies between normative expectations and observed behaviors. If so, one might anticipate possible involvement of polymorphic variations in dopamine-system genes (34). Future work along these lines may even reveal how the adaptive task of norm violation might have played a significant role in selecting certain genetic variants in different historical or evolutionary contexts."

Wow. Spannend. Man hat ja auch schon eine größere Häufigkeit einer genetischen Variante in Ostasien gefunden, die Depression hervorruft - allerdings häufiger phänotypisch in europäischen Kontexten. Die hier beschriebene kulturelle Tradition in Asien scheint dort zugleich ein starkes Antidepressivum zu sein.

Man sollte dieselben Messungen einmal an genetisch ostasiatischen Adoptivkindern vornehmen, die in europäischem Kontext aufgewachsen sind. Allerdings sind hier auch vor- und nachgeburtliche Prägungen zu berücksichtigen, die ja bei diesen Kindern ebenfalls schon aufgezeigt wurden.
http://m.pnas.org/content/112/50/15348.full

Der Umgang mit dem Sterben von Gruppenangehörigen bei Primaten:

Der Umgang mit dem Sterben von Gruppenangehörigen bei Primaten:

"Tending a dying adult in a wild multi-level primate society"

doi:10.1016/j.cub.2016.03.062

"Comparative thanatology addresses issues that include empathy, compassion, and conceptual understanding of death across species 1, 2 and 3. Several aspects of how great apes react to illness, injury and death of others recall human behavior in comparable situations1, 2, 3, 4 and 5. However, the extent to which more distantly related primates share these responses is largely unknown. Here, we describe behaviors shown toward a dying adult female in wild Sichuan snub-nosed monkeys (Rhinopithecus roxellana) [6] and argue that empathy and compassion surrounding death extend beyond humans and their closest evolutionary relatives."

in Current Biology





http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982216303074?_rdoc=1&_fmt=high&_origin=gateway&_docanchor=&md5=b8429449ccfc9c30159a5f9aeaa92ffb

Mittwoch, 25. Mai 2016

Der deutsche Archäologe Zangger bringt in einer neuen Buchveröffentlichung just jene Region in den Blickwinkel von...

Der deutsche Archäologe Zangger bringt in einer neuen Buchveröffentlichung just jene Region in den Blickwinkel von Wissenschaft und Öffentlichkeit, in der ich gerade Urlaub mache: Westanatolien und darin die Luwische Hochkultur in der Zeit um 1200 v. Ztr., zur Zeit des Kampfes um Troja und des Seevölkersturmes, bzw. auch zur Zeit der Völkerschlacht an der Tollense in Mecklenburg:

"He’s really getting the ball rolling to do larger holistic studies of the area,” says Bachhuber. “I’m actually quite excited that he’s bringing attention to this region.”


https://www.newscientist.com/article/2087924-world-war-zero-brought-down-mystery-civilisation-of-sea-people/

Dienstag, 24. Mai 2016

Spannende, neue Theorie.

Spannende, neue Theorie. Aber wahrscheinlich haben diese Angloamerikaner wieder einmal nichts von Adolf Portman gehört, der das extra-uterine Frühjahr schon vor bald 100 Jahren in Verbindung brachte mit Intelligenz-Evolution.
http://www.wissenschaft.de/kultur-gesellschaft/anthropologie/-/journal_content/56/12054/11695893

Freitag, 13. Mai 2016

Ich beginne mich, ansatzweise zu durchschauen ....

Ich beginne mich, ansatzweise zu durchschauen ....
Das sind sie also - jene Gene, die mein Verhalten und meine Körpermerkmale bestimmen Vor zwei Wochen erhielt ich den "Ancestry Report", meinen Vorfahren-Bericht von der Firma 23andMe, bei der ich mein Genom habe sequenzieren lassen ( GA-j!, 27.4.2016 ). Abe...

Dienstag, 10. Mai 2016

Wir stammen im Wesentlichen von den indogermanischen Zuwanderern ab, die etwa 2.500 v.

Wir stammen im Wesentlichen von den indogermanischen Zuwanderern ab, die etwa 2.500 v. Ztr. vom Nordschwarzmeer-Gebiet aus als Schnurkeramiker ganz Mittel- und Nordeuropa eroberten, die Männer töteten und die Frauen heirateten (siehe frühere Beiträge). Das wissen wir seit etwa einem Jahr sicher aus der Untersuchung von genetischem Material, erhalten in alten Knochen ("ancient DNA").

Diese Zuwanderer waren groß, hatten blaue Augen, blonde Haare, helle Haut. Aber erstaunlich: Nun kommt heraus, dass die Völker, die durch diese Zuwanderungen entstanden, in der Häufigkeit noch WENIGER blonde Haare, blaue Augen und helle Haut hatten als heute, dass Menschen mit diesen Eigenschaften innerhalb dieser Völker seit der Zuwanderung der Indogermanen also mehr Kinder hatten, als Menschen mit anderen Eigenschaften (braune Augen, dunklere Haut usw.).

In traditionellen Bauern-Gesellschaften haben die reicheren Bauern mehr Kinder als die ärmeren. Die indogermanischen Zuwanderer und ihre Nachfahren werden zumeist die wohlhabenderen Bauern und Adeligen gewesen sein. Auch mag das durch die Zuwanderung entstandene kulturelle Ideal insgesamt dazu beigetragen haben, dass die Häufigkeit der Körpermerkmale - und damit natürlich auch der psychischen Merkmale - der Indogermanen sich seit ihrer Zuwanderung bis heute in den von ihnen abstammenden Völkern noch ausbreiteten.

Ob das nicht auch eine Bestätigung von der These von Gregory Clark ist (in "A Farewell to Alms"), nach der sich aufgrund von Gen-Kultur-Koevolution in den vielen letzten Jahrhunderten Intelligenzgene in England ausbreiteten? Und damit auch eine Bestätigung von Nicholas Wade, der von gewisse Wissenschafts-Vertretern in den USA scharf angegriffen wurde, als er die Thesen von Clark weiter dachte?

Selektion jedenfalls findet statt in vielen angeborenen Merkmalen, die unser Menschsein ausmachen. Bis heute. Und regional unterschiedlich. Wodurch die Einzigartigkeit der Völker entstanden ist. Die die Globalisierer heute zerstören wollen.

http://dienekes.blogspot.de/2016/05/natural-selection-in-britain-during.html

Montag, 11. April 2016

Eine deutsche Kreolen-Sprache (Artikel "Wie Kinder aus Neupommern eine Sprache erfanden").

Eine deutsche Kreolen-Sprache (Artikel "Wie Kinder aus Neupommern eine Sprache erfanden"). Ziemlich verrückt. Aber auch hier das sehr allgemeine Gesetz für die Entstehung neuer Sprachen (erstmals erarbeitet von Derek Bickerton anhand der Untersuchung von Kreolen-Sprachen):

"Die Kinder konnten sich privat nicht in ihren indigenen Idiomen unterhalten, denn Neuguinea ist einer der sprachenreichsten Regionen der ganzen Welt, 700 gibt es dort insgesamt. Oft hat jedes Tal eine eigene Sprache, und sie unterscheiden sich teilweise stärker als beispielsweise die europäischen. Weil Tok Pisin an der Schule verboten war, blieb den Schülern gar nichts anderes übrig, als sich in Gemeinschaftsräumen und Schlafsälen auf Deutsch miteinander zu verständigen."
http://www.welt.de/kultur/article153927764/Wie-Kinder-aus-Neupommern-eine-Sprache-erfanden.html

Samstag, 9. April 2016

Manchmal ist es so schwierig in der Wissenschaft.

Manchmal ist es so schwierig in der Wissenschaft. Da wettern die Leute Jahre und Jahrzehnte lang dagegen, dass "Rasse" (für Menschenrassen) kein wissenschaftlich sinnvoller Begriff sei und dieser Bann, an so etwas auch nur zu denken, wurde vor 15 Jahren, anlässlich der ersten Sequenzierung des menschlichen Genoms im Jahr 2000 erst wieder erneuert. Und was geschieht? Die Wissenschaft KÜMMERT sich überhaupt nicht darum. Unglaublich. Unerhört.

Was muss man feststellen: "In the wake of the sequencing of the human genome in the early 2000s, genome pioneers and social scientists alike called for an end to the use of race as a variable in genetic research. Unfortunately, by some measures, the use of race as a biological category has increased in the postgenomic age."

Ich lach mir einen Ast. Die Wissenschaft ist wieder einmal so etwas von gemein! Und wie in Diktaturen üblich, darf man an keinem Tag aufhören, unaufhörlich und unablässig die Botschaft zu predigen und sie in die Köpfe einzuhämmern: "Rasse ist kein sinnvoller wissenschaftlicher Begriff." "Rasse ist kein sinnvoller wissenschaftlicher Begriff." "Rasse ist kein sinnvoller wissenschaftlicher Begriff." Hört bloss nicht auf damit, Leute, sonst könnte es ja doch wohl sehr leicht zum Konsens in der Wissenschaft werden, dass genau dies der Fall ist.

Also, ERNEUT mal ein Vorschlag: Wir sollen nicht von "Rasse" reden, sondern von "Abstammung" und von "Populationen". Herrlich, herrlich, herrlich. Also gut, guter Europäer. Du gehörst nicht der kaukasischen Rasse an (oder wie immer man das nennen mag). NEIN, Du bist "europäischer Abstammung"!!! ;) SO ist es gut und brav und allerliebst gesprochen. Du gehörst zur "europäischen Population":

"Phasing out racial terminology in biological sciences would send an important message to scientists and the public alike: Historical racial categories that are treated as natural and infused with notions of superiority and inferiority have no place in biology."

Die "Überlegenheit" und "Unterlegenheit" interpretiert doch nur IHR in diesen Begriff "Rasse" willkürlich hinein. - - - Andererseits aber wollt Ihr es uns erlauben, "Rassismus und seine biologischen Effekte" zu erforschen. Allerliebst, wirklich allerliebst. - - - Ihr seid so alt, ihr wisst gar nicht, WIE alt ihr seid mit Euren alten, altbackenen, überkommenen Anschauungen. Richard Dawkins hat es Euch zwar schon 2004 in "Ancestor's Tale" erklärt, WIE alt ihr seid. Aber das wollt ihr ja wohlweislich nicht bemerken. Gut gemacht! :)

Was allerdings witzig ist: Selbst tolle und informierte Wissenschaftler kauen das nach, was in solchen Artikeln wie diesem vorgekaut wird. Ich war im Januar in Potsdam sehr verblüfft, Professor Johannes Krause geradezu naiv über das Rassekonzept in der Wissenschaft reden zu hören. Aber für solche Fälle ist ein Tunnelblick und ein Fachidiotentum sicherlich sinnvoll. Hauptsache er bekommt weiterhin ordentlich Forschungsgelder für seine wirklich wahnsinnig tollen Forschungen. Dann ist ja alles gut. Und wir wollen weiter beten, jeden Morgen und jeden Abend einmal den Rosenkranz rauf und runter: "Rasse ist kein sinnvoller wissenschaftlicher Begriff." "Rasse ist kein sinnvoller wissenschaftlicher Begriff." "Rasse ist kein sinnvoller wissenschaftlicher Begriff." ......................... !!!!!
http://science.sciencemag.org/content/351/6273/564.summary

In London tagte im September letzten Jahres die "Europäische Gesellschaft zum Studium der menschlichen Evolution"...

In London tagte im September letzten Jahres die "Europäische Gesellschaft zum Studium der menschlichen Evolution" (ESHE). Und im Konferenzbericht wird wiedergegeben ein Forschungsergebnis, wonach sogar die Kleinwüchsigkeit von Pygmäen Westafrikas in verschiedenen Stämmen konvergent, das heißt unabhängig voneinander evoluiert ist, sprich nicht auf gemeinsame genetische Herkunft zurückzuführen ist. Das unterstreicht einmal erneut unsere These (Hauptthese), dass Mensch bislang immer in VÖLKERN, in Gruppen evoluiert ist. In diesem Falle also auch ein solches Merkmal wie seine Körpergröße und das sogar auf vergleichsweise kleinem regionalen Raum.

("Fernando Ramirez Rozzi (Paris) and colleagues reported on convergent evolution among African human pygmy populations. Their research found that individuals in the eastern (Sua and Efe) and western (Baka) population clusters achieve their reduced adult size using different adaptations, disproving a previous hypothesis that human pygmy populations shared a deficiency inherited from their common ancestor.")

(Komisch: Soziobiologische Themen im engeren Sinne scheinen 2015 übrigens weniger behandelt worden zu sein.)
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/evan.21473/abstract

Freitag, 8. April 2016

In einem Artikel in "Gehirn & Geist" aus 2009 wurde der derzeitige Kenntnisstand dazu zusammen getragen, dass der...

In einem Artikel in "Gehirn & Geist" aus 2009 wurde der derzeitige Kenntnisstand dazu zusammen getragen, dass der Mensch als religiöser Mensch evoluiert ist und religiöse Gesellschaften demographisch evolutionsstabil sind, und dass Atheismus keine Evolutionsstabilität besitzt (weltgeschichtlich gesehen also vermutlich eine vorübergehende Erscheinung ist).

https://www.academia.edu/658318/Homo_religiosus
https://www.academia.edu/658318/Homo_religiosus

Donnerstag, 7. April 2016

Die Handelsstraßen zwischen China und Persien führten nicht nur durch die Talkamakan-Wüste, sondern auch über das...

Die Handelsstraßen zwischen China und Persien führten nicht nur durch die Talkamakan-Wüste, sondern auch über das Hochland von Tibet wie die Entdeckung eines neuen, 2000 Jahre alten Gräberfeldes in Tibet zeigt.

Allerdings wird hier bislang nur über chinesische Handelsgüter berichtet, nicht über sogdische - wie man sie erwarten sollte, wenn auch Handelsverbindungen in Richtung Norden und Westen bestanden.

http://www.scientificamerican.com/article/archaeologists-uncover-another-branch-of-the-silk-road/
http://www.scientificamerican.com/article/archaeologists-uncover-another-branch-of-the-silk-road

Sonntag, 21. Februar 2016

Am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen stellt man sich die Entstehung des Lebens...

Am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen stellt man sich die Entstehung des Lebens dahingehend vor, dass es Anfangs noch keine fest definierten Arten gab, sondern die Gene der ursprünglichsten anaeroben Bakterien frei flottierend zwischen den Lebenwesen hin und her gegeben worden sind. Ein interessanter - aber vielleicht auch sonderbarer - Gedanke!

Er macht jedenfalls darauf aufmerksam, dass es ja eigentlich schon merkwürdig ist, dass das Leben auf der Erde durchgängig so scharf umrissen und per Genetik in ARTEN aufgeteilt ist. Das scheint doch schon auch ein bemerkenswerter Umstand zu sein. In der Tat, man könnte sich ja denken, ja, man wird sogar denken MÜSSEN, dass es eine Phase gab, in der der Eigen'sche Hyperzyklus - Proteine synthetisieren Gene, Gene synthetisieren Proteine - noch nicht so artmäßig festgelegt gewesen ist. Und in dieser Zeit gab es dann natürlich auch noch keine Arten.

Warum wurde das dann aber ab einem bestimmten Zeitpunkt so streng nach Arten geschieden? Und wie? Es muss damit ja verbunden sein eine Unterscheidung zwischen "fremd" und "eigen", die Erkennung artverwandter und artfremder Lebewesen, sprich, die ersten Immungene und -proteine.

Es wäre spannend, mal danach zu fragen, wie schon die ursprünglichsten bekannten Bakterienarten genetische Nähe oder Ferne anderer Bakterien erkennen können und ob diese Fähigkeit nicht zu einem weiteren definierenden Kriterium von Leben überhaupt erklärt werden muss.
https://www.mpg.de/9744482/evolution-erste-art

Samstag, 20. Februar 2016

In diesem neuen Artikel von "Spektrum der Wissenschaft" wird für uns "nordische Menschen" "nordische Diät"...

In diesem neuen Artikel von "Spektrum der Wissenschaft" wird für uns "nordische Menschen" "nordische Diät" empfohlen, unter anderem auch deshalb, weil immer klarer wird, dass die Menschen weltweit genetisch UNTERSCHIEDLICH an traditionelle Ernährungsgewohnheiten angepasst sind. Gesünder ist also für Nordeuropäer nordische Diät anstelle der bislang von Ernährungsexperten befürworteten mediterranen Diät!

Darüber sollte man mit sich mit seinen Mitmenschen künftig so oft austauschen wie nur immer möglich. Denn dort, wo es man versteht, dass es genetische Anpassungen gibt an traditionelle Ernährung, dort wird man auch leichter verstehen, dass es auch genetische Anpassungen gibt an alle anderen Bereiche menschlicher Kultur. Und da nicht zuletzt Sympathisanten der Partei "Die Grünen" sich ja auch dankenswerterweise für gesunde Ernährung sehr interessieren, sollte es vielleicht auch bei ihnen einmal "Klick" machen und sie verstehen, dass moderne Gesellschaften und moderne Lebensweise von jenen geschichtlich entwickelt worden sind, die sie heute noch LEBEN, nicht von jenen, die - als kinderreiche Zuwanderer - diese Kultur künftig weiter tragen sollen.

Nein: Sie werden - gesunderweise - nicht nur anderes ESSEN, sondern auch anderes LEBEN.
http://www.spektrum.de/news/new-nordic-diet-statt-mittelmeerdiaet/1398774

Dienstag, 26. Januar 2016

Eine sieben Meter lange Göttinnen-Wand am Bodensee entdeckt, 4000 v.

Eine sieben Meter lange Göttinnen-Wand am Bodensee entdeckt, 4000 v. Ztr., das halte ich für wahnsinnig sensationell. Auf der Lehmwand sind sieben "Göttinnen" oder "Mütter" abgebildet. Hier wird deutlich, dass die Bildwelt, die man aus Anatolien kennt - seit dem Göbekli Tepe 11.000 v. Ztr. - sich mit der Seßhaftigkeit und dem Ackerbau (ab 5.700 v. Ztr.) auch in Mitteleuropa verbreitet hat. "Urtümlich". "Unheimlich" im wahrsten Sinne des Wortes.


http://www.spektrum.de/alias/bilder-der-woche/jungsteinzeitliche-busenwand/1395735

Samstag, 16. Januar 2016

In dem Buch "Lucy to Language" von 2014 führt Robin Dunbar seine Monogamie-These zur Gehirn-Evolution weiter.

In dem Buch "Lucy to Language" von 2014 führt Robin Dunbar seine Monogamie-These zur Gehirn-Evolution weiter. Scheinbar nirgendwo wird darüber geredet.

Dabei: Schon das Inhaltsverzeichnis liest sich unglaublich spannend. Das erste Kapitel, das Online frei zu lesen ist, ebenfalls. Es macht mir zunächst klar, dass ich in meinen Blogbeiträgen zu diesen Forschungen NICHTS falsch verstanden hatte. Dunbar sagt es hier wieder ganz genauso.

Und er führt aus, dass man inzwischen weiß, dass es NICHT das Eltern-Verhalten ist, das sozusagen die Gehirnevolution vorangetrieben hat (oder umgekehrt), sondern LEBENSLANG monogames Verhalten. Das muss man sich dringend alles noch genauer anschauen!


https://global.oup.com/academic/product/lucy-to-language-9780199652594?cc=de&lang=en&

Samstag, 9. Januar 2016

Soziale Monogamie fördert Gehirn-Evolution - Nicht genetisch vorgegebene Monogamie

Dass monogamer lebende Arten der Tendenz nach auch die jeweils intelligenteren Arten einer Artengruppe sind, dass Monogamie also Intelligenz-Evolution förderte, wusste schon Konrad Lorenz (wie hier auf dem Profil schon früher erwähnt). Und das ist 2007 von Susanne Shultz und Robin I. M. Dunbar (ohne dass sie von K. Lorenz dabei wussten) im genauen Artenvergleich ebenfalls aufgezeigt worden (wie auf meinem Blog "Studium generale" vor einigen Jahren berichtet). Monogamere Arten haben im Artenvergleich größere Gehirne (wobei jeweils die Unterschiede der Körpergröße, die auch Gehirngröße bestimmen, herausgerechnet werden).

Nun erschien 2013 eine Studie, die auch nach dem Unterschied fragte, ob

  1. eine Art rein GENETISCH monogam lebt und deshalb keine Vaterschaften kennt, die außerhalb des jeweiligen Paares entstanden sind, oder ob
  2. eine Art SOZIAL monogam lebt, das heißt, wo bis zu ein Drittel oder mehr der von einem Paar aufgezogenen Nachkommen nicht von dem Vater stammen, der sie aufzieht, sprich, die also außerhalb des Paares ("außerehelich") gezeugt wurden.

Letztere werden offensichtlich deshalb von den Forschern monogam genannt, weil sie eben normalerweise als Paar leben.

Und diese Studie findet nun, dass die "soziale" Monogamie viel klarer mit Gehirngröße korreliert, als die bloß "genetische". Und zwar insofern, als Arten um so größeres Gehirn haben, um so MEHR außereheliche Nachkommen sie haben. Doch gilt diese Korrelation nur bis zu einem Schwellenwert von einem Drittel außerehelicher Nachkommen. Ziehen Paare in einer Art im Durchschnitt über ein Drittel Nachkommen auf, die nicht vom männlichen Elterntier abstammen, hat dieser Umstand keine Auswirkung mehr auf ein vergrößertes Gehirn.

Leider bilden nur 42 Vogelarten die Datengrundlage für diese Aussagen (da für die übrigen 1.440 Vogelarten, für die Daten zusammengestellt wurden, nicht alle notwendigen Daten bislang vorliegen). Aber sollte sich dieses Forschungsergebnis weiterhin verifizieren, würde es ja manches Nachdenken herausfordern müssen.

Sprich: Offenbar erst eine vorliegende Verhaltens-TENDENZ zu außerehelichen Aktivitäten scheint jenen selektiven Druck zu bilden, der zu größerer Gehirngröße führt. Ist diese Tendenz jedoch zu groß (über ein Drittel außereheliche Nachkommenschaft), wirkt sie sich negativ auf Gehirnevolution aus.

Im übrigen bestätigt die Studie die Ergebnisse schon von Adolf Portmann, dass Nesthocker größere Gehirne haben als Nestflüchter, und dass auch die Intensität der elterlichen Fürsorge mit Gehirngröße korreliert. 

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  1. Rhiannon J. D. West: The evolution of large brain size in birds is related to social, not genetic, monogamy. Biological Journal of the Linnean Society, 2014, 111, 668-678, 16 January 2014 (Resg) http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bij.12193/abstract