Samstag, 9. Januar 2016

Soziale Monogamie fördert Gehirn-Evolution - Nicht genetisch vorgegebene Monogamie

Dass monogamer lebende Arten der Tendenz nach auch die jeweils intelligenteren Arten einer Artengruppe sind, dass Monogamie also Intelligenz-Evolution förderte, wusste schon Konrad Lorenz (wie hier auf dem Profil schon früher erwähnt). Und das ist 2007 von Susanne Shultz und Robin I. M. Dunbar (ohne dass sie von K. Lorenz dabei wussten) im genauen Artenvergleich ebenfalls aufgezeigt worden (wie auf meinem Blog "Studium generale" vor einigen Jahren berichtet). Monogamere Arten haben im Artenvergleich größere Gehirne (wobei jeweils die Unterschiede der Körpergröße, die auch Gehirngröße bestimmen, herausgerechnet werden).

Nun erschien 2013 eine Studie, die auch nach dem Unterschied fragte, ob

  1. eine Art rein GENETISCH monogam lebt und deshalb keine Vaterschaften kennt, die außerhalb des jeweiligen Paares entstanden sind, oder ob
  2. eine Art SOZIAL monogam lebt, das heißt, wo bis zu ein Drittel oder mehr der von einem Paar aufgezogenen Nachkommen nicht von dem Vater stammen, der sie aufzieht, sprich, die also außerhalb des Paares ("außerehelich") gezeugt wurden.

Letztere werden offensichtlich deshalb von den Forschern monogam genannt, weil sie eben normalerweise als Paar leben.

Und diese Studie findet nun, dass die "soziale" Monogamie viel klarer mit Gehirngröße korreliert, als die bloß "genetische". Und zwar insofern, als Arten um so größeres Gehirn haben, um so MEHR außereheliche Nachkommen sie haben. Doch gilt diese Korrelation nur bis zu einem Schwellenwert von einem Drittel außerehelicher Nachkommen. Ziehen Paare in einer Art im Durchschnitt über ein Drittel Nachkommen auf, die nicht vom männlichen Elterntier abstammen, hat dieser Umstand keine Auswirkung mehr auf ein vergrößertes Gehirn.

Leider bilden nur 42 Vogelarten die Datengrundlage für diese Aussagen (da für die übrigen 1.440 Vogelarten, für die Daten zusammengestellt wurden, nicht alle notwendigen Daten bislang vorliegen). Aber sollte sich dieses Forschungsergebnis weiterhin verifizieren, würde es ja manches Nachdenken herausfordern müssen.

Sprich: Offenbar erst eine vorliegende Verhaltens-TENDENZ zu außerehelichen Aktivitäten scheint jenen selektiven Druck zu bilden, der zu größerer Gehirngröße führt. Ist diese Tendenz jedoch zu groß (über ein Drittel außereheliche Nachkommenschaft), wirkt sie sich negativ auf Gehirnevolution aus.

Im übrigen bestätigt die Studie die Ergebnisse schon von Adolf Portmann, dass Nesthocker größere Gehirne haben als Nestflüchter, und dass auch die Intensität der elterlichen Fürsorge mit Gehirngröße korreliert. 

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  1. Rhiannon J. D. West: The evolution of large brain size in birds is related to social, not genetic, monogamy. Biological Journal of the Linnean Society, 2014, 111, 668-678, 16 January 2014 (Resg) http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bij.12193/abstract

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