Sonntag, 14. August 2016

Vor 145 Millionen Jahren, beim Massenaussterbeereignis am Übergang vom Jura zur Kreide, starben 10 von 12...

Vor 145 Millionen Jahren, beim Massenaussterbeereignis am Übergang vom Jura zur Kreide, starben 10 von 12 Meeres-Krokodil-Gattungen aus und 6 von 12 Land-Krokodil-Gattungen (siehe Grafik). Im Laufe der weiteren 20 Millionen Jahre ging die Zahl der Meeres-Krokodil-Gattungen, bzw. -arten auf ganz wenige zurück. Davon profitierten damals unter anderem die Schildkröten.

Die Zahl der Land-Krokodil-Gattungen ging zunächst auch noch weiter zurück, erlebte dann aber 20 Millionen später noch einmal einen erneuten Anstieg. Hier bedurfte es noch einmal 20 Millionen Jahre, um sie in etwa auf ihre heute Arten-Vielfalt zurückzudrängen. Dadurch gab es Platz unter anderem für die Dinosaurier.

Die Evolution ist gnadenlos und zwingt die Arten zu überleben, sich weiter zu entwickeln oder - auszusterben. Ein gnadenloser Kampf. Dies ist nicht der einzige Aspekt der Evolution, aber auch keiner, der mal grade so eben vernachlässigt werden kann.

("Environmental drivers of crocodyliformextinction across the Jurassic/Cretaceoustransition")

http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1826/20152840
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1826/20152840

Donnerstag, 11. August 2016

Die Evolution hat bei großen Schritten immer viel experimentiert und es gibt dementsprechend dann immer viele...

Die Evolution hat bei großen Schritten immer viel experimentiert und es gibt dementsprechend dann immer viele Übergangsformen. So auch beim Übergang von den Reptilien zu den Säugetieren. Ob die Evolution der echten Säugetiere mit einer Plazenta, also einer Gebärmutter, die lange Schwangerschaften erlaubt, vor dem Aussterben der Dinosaurer (vor 65 Millionen Jahren) einen langen Vorlauf hatte, wie das zumeist bisher angenommen worden ist, wird immer fragwürdiger. Sicher ist, dass es aus dieser Zeit bis heute noch zum Beispiel eierlegende Kloakentiere oder Beuteltiere gibt, eben Übergangsformen (sie werden zusammen mit den echten Säugetieren zu den Eutheria gezählt).

Nach der molekularen Uhr sollten Plazentatiere EIGENTLICH schon in der frühen Kreidezeit evoluiert sein. ABER: Seit Jahrzehnten sucht man aus dieser Zeit Fossilien von ihnen, findet sie aber nicht zweifelsfrei.

Nach einer neuen Studie entstanden die Planzentatiere nun erst unmittelbar VOR dem Aussterben der Dinosaurier in der Zeit vor 65 und 69 Millionen Jahren. Hier gibt es noch viel Diskussion, aber dieses Datum ist jetzt mal der letzte Stand der Forschung. Auch für die Boreoeutheria (z. B. Maulwürfe, Katta) und Laurasiatheria (Huftiere, z.B. Giraffen) ist strittig, ob sie unmittelbar VOR dem Massenaussterben vor 65 Millionen Jahren entstanden sind oder unmittelbar danach.

Puh, um so tiefer man sich in die Studie einarbeitet, die frei zugänglich ist, um so komplizierter - und spannender - wird es. Es soll hier zunächst einmal nur das Hauptergebnis festgehalten werden:

"We show that rates of morphological evolution in the 5 Myr interval immediately after the K–Pg mass extinction are three times higher than background rates during the Cretaceous. (...) An evolutionary radiation occurred as placental lineages invaded new ecological niches during the Early Palaeocene."

Also gegenüber den durchschnittlichen Artenbildung pro Zeitintervall in der Evolution allgemein während der Kreidezeit verdreifachte sich die Zahl der neuen Arten pro Zeitintervall für die Säugetiere in den fünf Millionen Jahren unmittelbar nach der Zeit vor 65 Millionen Jahren.

Fünf Millionen Jahre - das ist ungefähr die Zeit, die die Evolution brauchte von der Organisationsstufe der Schimpansen zur Organisationsstufe des modernen Menschen. Das ist also aus evolutionärer Sicht eine sehr kurze Spanne.

Für den Neodarwinismus werden die Zeitspannen immer kürzer, in denen sie - nach ihrem Paradigma - mit Hilfe von Punktmutionen die Fülle der Artbildungen und die Intensität des Artwandels erklären müssen. Denn bei der Entstehung der echten Säugetiere geht es nicht nur um Gehirnevolution und die Evolution - etwa - des zweibeinigen Gehens. Da geht es um viel grundlegendere Dinge wie eben eine Gebärmutter, um die Evolution intensiverer sozialer Bindungen zwischen Elterntieren und Jungtieren etc. pp. pp. pp..

Spannendste Entwicklungen, die alle sehr grundlegende Fragen an die Evolutionsforschung stellen.

Als die Evolutionäre Philosophin Mathilde Ludendorff vom "plastischen Zeitalter" sprach, scheint sie mit diesem Begriff der Wirklichkeit doch ziemlich nahe gekommen zu sein. Siehe auch meinen Beitrag vom 21.7., wo dieses plastische Zeitalter sogar auf 300.000 Jahre begrenzt ist.

("Eutherians experienced elevated evolutionary rates in the immediate
aftermath of the Cretaceous –Palaeogene mass extinction")

http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1833/20153026
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1833/20153026

Dienstag, 9. August 2016

Endlich wird ein Thema breiter diskutiert, das ich selbst schon 2008 auf meinem Blog thematisiert habe, und das mir...

Endlich wird ein Thema breiter diskutiert, das ich selbst schon 2008 auf meinem Blog thematisiert habe, und das mir ein sehr zukunftsträchtiges und wichtiges zu sein scheint:

Die Bedeutung der Monogamie für die Evolution von Altruismus (und auch von Intelligenz). Ich bin schwer begeistert, weil schnell erkennbar wird, dass hier das Thema von Jacqueline Dillard sehr grundlegend angegangen wird auch auf theoretischer Ebene. Weil sie gar von Synergieeffekten spricht. Soweit war ich selbst noch nicht gegangen. Unglaublich spannend!

http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/46608/title/Opinion--Monogamy-and-Cooperation-Are-Connected-Through-Multiple-Links/
http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/46608/title/Opinion--Monogamy-and-Cooperation-Are-Connected-Through-Multiple-Links

In der Zeitschrift "Behavioral Ecology and Sociobiology" gibt es ein Sonderheft zum Thema "Integrative Analysis of...

In der Zeitschrift "Behavioral Ecology and Sociobiology" gibt es ein Sonderheft zum Thema "Integrative Analysis of Division of Labor", zu dem zuvor ein Symposium ausgerichtet gewesen ist. Das Heft enthält zahlreiche spannende Aufsätze und macht aufmerksam auf einen neuen Forschungsbereich.

So wie hier die Arbeitsteilung in Insektenstaaten von den unterschiedlichsten Blickwinkeln aus untersucht und analysiert wird, so sollten auch menschliche arbeitsteilige Gesellschaften untersucht werden. Das heißt, die Sonde sollte von allen Seiten aus an die große Vielfalt menschlicher arbeitsteiliger Gesellschaften in Geschichte und Gegenwart angesetzt werden, um zu verstehen, wie sie eigentlich funktionieren, warum sie funktionieren und wie es schließlich auch zum "Collapse of complex societies" kommen kann aufgrund der fehlenden "marginal production of innovative change", wie das einmal Joseph A. Tainter in seiner wegleitenden Studie genannt hat (von der das bekanntere Buch von Jared Diamond über "Complex Societies" nur ein Abklatsch ist).

Mit diesen Themen bin ich befasst, seit ich meine Doktorarbeit im Jahr 1996 begonnen hatte.

http://link.springer.com/article/10.1007/s00265-016-2147-6
http://link.springer.com/article/10.1007/s00265-016-2147-6

Montag, 8. August 2016

Um 400 eroberten die Burgunder unter ihrem König Gunther Mainz und die Gegend links des Rheines.

Um 400 eroberten die Burgunder unter ihrem König Gunther Mainz und die Gegend links des Rheines. Darunter auch den früher weithin sichtbaren Drususturm in Mainz, der früher mit einem Adler bekrönt war, ein Siegesdenkmal für den römischen Feldherrn Drusus. Der Drususturm ist in Mainz als "Eigelstein" bekannt, da steckt ebenfalls das germanische Wort Adler (engl. Eagle) drin.

In den Helgi-Liedern der Edda rastet auch der Held Helgi nach seinem Sieg unter einem Adlerstein. Und so ranken sich noch viele Sagen rund um die römisch-germanischen Auseinandersetzungen an der Limesgrenze bei Mainz (siehe Brunhildisfelsen südlich des Limes auf dem Kamm des Taunus-Gebirges).

Nur wenige Jahrzehnte später wurden die Burgunder von den Hunnen (Etzel/Attila) geschlagen und zogen nach Süden. Daraufhin nahmen alemannische Könige die Gegenden links des Rheins in Besitz. Sie wiederum wurden 496 von dem Merowinger-König Chlodwig I. geschlagen, wonach sich dieser zum Christentum bekehrte (Schlacht von Zülpich).

In den Jahrzehnten danach begannen die fränkischen Bestattungen auf einem Gräberfeld 13 Kilometer südwestlich von Worms bei Dirmstein, erkennbar an beigegebener Keramik, die auf der Töpferscheibe gefertigt wurde, sowie an der West-Ost-Ausrichtung der Gräber.

Wenig später begannen auf einem daneben gelegenen Gräberfeld ebenfalls Bestattungen, allerdings zum Teil mit handgefertigter Keramik, sowie zum Teil in Nord-Süd-Ausrichtung. Das sind Gewohnheiten, wie sie zu jener Zeit noch bei den Angelsachsen in England und sonst rechts des Rheines bei den germanischen Stämmen üblich waren.

Unter den letzteren Bestattungen befand sich auch ein Reitergrab. In einer neuen Studie wurden von den Zähnen dieser damals Bestatteten Strontium-, Sauerstoff-, und Kohlenstoffisotop-Analysen gefertigt, die zeigen können, ob die Besitzer dieser Zähne ihre Kindheit vor Ort verbracht haben oder von weit her gekommen sind.

Auf beiden Gräberfeldern fanden sich insgesamt 25 Bestattete, die an einem Ort weit entfernt aufgewachsen waren. Nach der Forschungsmeinung spiegelt sich hier wieder ein vom merowingischen Königreich kontrollierter Siedlungsprozeß links des Rheines.

("Tracing residential mobility during the Merovingian period: An isotopic analysis of human remains from the Upper Rhine Valley")
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajpa.23017/abstract

Sonntag, 7. August 2016

Eltern mit ähnlicher Religiosität haben durchschnittlich mehr Kinder als Eltern mit unähnlicher Religiosität und...

Eltern mit ähnlicher Religiosität haben durchschnittlich mehr Kinder als Eltern mit unähnlicher Religiosität und sind mit weniger großer Wahrscheinlichkeit kinderlos.

(Titel: "The association between religious homogamy and reproduction").

(Leider ist mir der Aufsatz selbst nicht zugänglich, bin dankbar, wenn ihn mir jemand zusenden kann.)

Der Aufsatz zeigt etwas, was ich selbst schon anhand der demographischen Auswirkungen eines anthroposophischen Lebensstiles aufgezeigt habe (wobei allerdings auf die Einheitlichkeit dieses Stiles bei den Eltern noch nicht geachtet worden ist - das sollte also noch mal nachgeholt werden).

http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1834/20160294
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/283/1834/20160294?cpetoc

Die frühesten seßhaften Bauern im Zagros-Gebirge, im heutigen westlichen Iran, im östlichen Teil des fruchtbaren...

Die frühesten seßhaften Bauern im Zagros-Gebirge, im heutigen westlichen Iran, im östlichen Teil des fruchtbaren Halbmondes um 8.000 v. Ztr. haben offenbar genetisch nichts gemeinsam mit jenen Bauern des westlichen Anatolien, deren Nachkommen die bäuerlichen Lebensweise bis nach Mitteleuropa hineingebracht haben (ab 5.500 v. Ztr.).

Ihre genetischen Verwandten finden sich heute am deutlichsten unter den Anhängern des Zoroastrismus im östlichen Iran, sowie allgemeiner in Afghanistan und Pakistan. Die Anhänger des Zoroastrismus haben sich offenbar am wenigsten mit nachfolgenden Zuwanderern vermischt.

Alles ziemlich spannend!

http://www.faz.net/aktuell/wissen/archaeologie-altertum/neolithische-revolution-erbluehende-landschaften-14343548.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
http://www.faz.net/aktuell/wissen/archaeologie-altertum/neolithische-revolution-erbluehende-landschaften-14343548.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Sonnenblumen - Nur während des Wachstums folgen die Blüten der Sonne, danach schauen sie nur noch nach Osten.

Sonnenblumen - Nur während des Wachstums folgen die Blüten der Sonne, danach schauen sie nur noch nach Osten. Dann kommen mehr Bienen und andere Insekten, denn die sind das offenbar auch von anderen Blumen so gewohnt.

Die Mechanismen sind jetzt also verstanden. Ob das Folgen des Sonnenstandes während des Wachstums auch einen darwinischen "Nutzen" hat, ist aber offenbar noch nicht geklärt, soweit ich sehe.
http://www.welt.de/wissenschaft/article157508642/Darum-gucken-Sonnenblumen-abends-nur-nach-Osten.html