Donnerstag, 29. Oktober 2015

Ich schätze den Mainzer Archäologen Detlef Gronenborn sehr, habe seine Arbeit schon vor Jahren gründlich auf meinem...

Ich schätze den Mainzer Archäologen Detlef Gronenborn sehr, habe seine Arbeit schon vor Jahren gründlich auf meinem Blog "Studium generale" rezipiert. Mich beschleicht nur der Verdacht, dass er in diesem Artikel dem Zeitgeist zu viele Tribute zollt.

Sehr viel richtiger wäre - auch beim Blick auf diese Karte - zu sagen: Die Ausbreitung des Ackerbaus vollzog sich in einer Abfolge von Ethnogenesen (Volkwerdungen) und Untergängen von Völkern. Damit verbunden sind auch Migrationen, ja. Aber sie sind nur ein Teil des Gesamtbildes.

Bevor sich der Ackerbau ausbreitete in Europa, haben dort auch Völker gelebt. Diese starben aus oder vermischten sich mit Zuwanderern genetisch und kulturell. Dadurch entstanden NEUE Völker. Diese konnten viele Jahrhunderte stabil das gesellschaftliche Bild bestimmen (etwa Bandkeramik, Trichterbecher etc.). Es erfolgten dann auch Zusammenbrüche von Gesellschaften und Völkern - demographisch und kulturell.

Dann gab es erneut Zuwanderungen, die sich mit Einheimischen vermischten - genetisch und kulturell. Es entstanden NEUE Völker.

Die Betonung liegt für mich darauf, dass der Mensch ein kulturelles und soziales Wesen ist (zoon politikon) und auch als solches evoluiert und sich geschichtlich entwickelt, sprich vornehmlich in Sprachgemeinschaften, Kulturgemeinschaften. Sie stellen einen wesentlichen Selektionsfaktor dar, sowohl auf kulturellem wie genetischem Gebiet.

Menschen sind nicht frei flottierende "Moleküle" im Geschichtsverlauf, sondern leben und bewegen sich als Angehörige einer Kulturgemeinschaft, einer genetisch sich untereinander ähnelnden Bevölkerung. Sie tragen diese ihre Volkszugehörigkeit mit sich, wohin sie gehen. Als erstes fragen wir bei einem Menschen anderer Volkszugehörigkeit immer erst einmal - intuitiv - danach, welchem Volk er angehört. Und glauben damit, viel über ihn zu erfahren.

Völker und Kulturen haben sich fast immer gegen ihren eigenen Untergang gewehrt. Mitunter mit Erfolg. Darauf beruht der Mythos der Perserkriege des demokratischen Griechenland. Zum Beispiel. Darauf beruht der Mythos der Schlacht im Teutoburger Wald (Kalkriese) und so weiter und so fort.

Bitte also - wenn möglich - ein VOLLSTÄNDIGES Bild der bisherigen Kulturgeschichte Europas und der Nordhalbkugel zeichnen.

http://archaeologik.blogspot.de/2015/10/europaische-gesellschaften-beruhen-auf.html

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