Mittwoch, 29. August 2018

Frühe Ansätze von Arbeitsteilung

Frühe Ansätze von Arbeitsteilung
Bei kleinen Ameisengruppen

Eine neue Studie zum Thema Arbeitsteilung ist erschienen (1). Siehe dazu auch eine Pressemitteilung der Princeton Universität (2). Nach dieser Studie sieht man die Anfänge von Arbeitsteilung schon in "Ameisenvölkern", bzw. besser "-Familien", die keine Königinnen haben, sondern nur sechs bis 16 morphologisch identische Arbeiterinnen umfassen, die sich alle gleichzeitig fortpflanzen.

"As groups got larger … tasks, like foraging and nursing, being more consistently performed and less neglected".

Eine bessere Gruppen-Fitneß kann aber auch schon erreicht werden allein durch das Wachstum der Gruppengröße und - auf dieser niedrigen Stufe - noch ganz ohne zusätzliche Arbeitsteilung. Im übrigen bedarf es hier keiner "elitären" Figuren, um sich arbeitsteilig zu organisieren, wie die Forscher sagen. Das funktioniert über Selbstorganisation.
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1. Ulrich, Y., Saragosti, J., Tokita, C. K., Tarnita, C. E., & Kronauer, D. J. C. (2018). Fitness benefits and emergent division of labour at the onset of group living. Nature. doi:10.1038/s41586-018-0422-6, sci-hub.tw/10.1038/s41586-018-0422-6
2. Ant-y social: Successful ant colonies hint at how societies evolve
Liz Fuller-Wright, Aug. 23, 2018, https://www.princeton.edu/news/2018/08/23/ant-y-social-successful-ant-colonies-hint-how-societies-evolve
https://www.princeton.edu/news/2018/08/23/ant-y-social-successful-ant-colonies-hint-how-societies-evolve

Donnerstag, 23. August 2018

Getreide-Monokultur ist natürlich

Getreide-Monokultur ist natürlich
Der Mensch hat sie seit 10.000 Jahren als natürliche Lebensweise von Getreide nachgeahmt

Auf die Frage, warum wir heute zu so großen Teilen von Getreide leben und warum unsere ganze Zivilisation seit 10.000 Jahren auf Getreide beruht, scheint in diesen Monaten wieder eine recht spannende neue Teilantwort gefunden worden zu sein (1).

Die Wildgetreidearten, also die wilden Grasarten des Vorderen Orients, von denen unsere domestizierten Getreidearten abstammen, gehören zu den 1 % aller Gräser weltweit, die schon im Naturzustand die größten Samen haben. Das ist schon länger bekannt und konnte ein wenig verwirren. Der Grund dafür kann nun aber auf natürliche Umstände - nicht auf menschliche Einflüsse - zurück geführt werden (1). Bislang hatte man dafür auch noch diffuse menschliche Einflüsse für möglich gehalten.

Es handelt sich bei den Vorfahren der domestizierten Getreidearten um einjährige Pflanzen, die sich gegenüber konkurrierenden einjährigen Pflanzen dann leichter durchsetzen können, wenn sie größere Samen und Grannen haben und wenn sie zugleich Alleindominanz ("Monodominance") in ihrem Lebensraum haben, also aufgrund ihrer großen Samen konkurrierende Grasarten ganz verdrängen, schon natürlicherweise.

Mit dieser Einsicht scheint die "Broad spectrum"-Annahme, also die Annahme, daß der Übergang zum Ackerbau aufgrund der Nutzung eines breiten Spektrums vielfältigster Pflanzenarten sich vollzogen hat, die im Lebensraum der ersten ackerbautreibenden Kulturen vorkamen, ihre Alleinherrschaft zu verlieren. Monokultur, so unnatürlich sie uns auch vorkommen mag streckenweise, scheint doch auch eine Grundlage unserer ganzen Zivilisation zu sein, und zwar natürlicherweise.

1. A natural adaptive syndrome as a model for the origins of cereal agriculture. David Wood, Jillian M. Lenné, http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/285/1875/20180277?etoc
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/285/1875/20180277?etoc

Dienstag, 21. August 2018

Erfindung der Keramik in Japan, 14.000 v. Ztr.

Erfindung der Keramik in Japan, 14.000 v. Ztr.
In Zusammenhang mit Fischfang

Wie neulich schon ausgeführt, waren die Ur-Japaner, die Jomon-Kultur, und die Andamesen auf den Andamanen-Inseln genetisch ein Volk. Nun findet sich die älteste Keramik weltweit auf den japanischen Inseln in eben derselben Jomon-Kultur (1). Es gibt erste archäologische Hinweise, Vermutungen, daß sich die Keramik von dort über ganz Osteuropa bis zur Ertebolle-Kultur an der Ostsee ausgebreitet hat, daß also auch das Ursprungsvolk der Indogermanen ihrer Keramik aus Osten bekommen haben.

Nun zeigt eine neue Studie (2) auf, daß die Jomon-Keramik schon vor mehr als 12.000 Jahren und dann über viele Jahrtausende in Japan hauptsächlich genutzt wurde, um den Fischfang des Meeres aufzubewahren und zu kochen.

Eine parallel erschienene neue Studie (3) zeigt auf, daß Brot im Vorderen Orient schon von den Erntevölkern des Natufiums gebacken wurde, 12.000 v. Ztr.. Somit erhalten viele Entwicklungen, die man bislang erst dem Übergang zur Vollseßhaftigkeit selbst zuschrieb, allmählich einen langen Vorlauf. Die Erntevölker haben Wildgetreide Jahrtausende lang nur geerntet, nicht angebaut.

1. https://en.wikipedia.org/wiki/J%C5%8Dmon_pottery
2. The impact of environmental change on the use of early pottery by East Asian hunter-gatherers. http://www.pnas.org/content/115/31/7931?etoc=
3. Archaeobotanical evidence reveals the origins of bread 14,400 years ago in northeastern Jordan. http://www.pnas.org/content/115/31/7925?etoc=
https://en.wikipedia.org/wiki/J%C5%8Dmon_pottery

Donnerstag, 2. August 2018

Jonathan B. Losos’ Evolutionsbuch „Glücksfall Mensch“


Die Vorhersehung des Unwahrscheinlichen
In der Evolution

Wieder einmal ist die Übersetzung eines englischsprachigen Wissenschaftsbuches über Grundfragen der Evolution erschienen mit einem irreleitenden Titel.

Die englische Originalausgabe erschien mit dem Titel "Improbable Destinies - Fate, Chance and the Future of Evolution" (2017). Autor ist der Eidechsen-Forscher Jonathan B. Losos. Der Titel mag sich locker auf Richard Dawkins Buch "Climbing Mount Improbable" (1996) bezogen haben, das ins Deutsche korrekt übersetzt wurde mit "Gipfel des Unwahrscheinlichen" (1999), und das das alleinige Prinzip Zufall in der Evolution die Gipfelpunkte des Unwahrscheinlichen erklimmen sah. Dawkins argumentiert diesbezüglich aber längst differenzierter als in seinem Buch von 1996 (nämlich in "Geschichten vom Ursprung des Lebens" (2008) engl. "The Ancestor’s Tale - Pilgrimage to the Dawn of Life" (2004).

Das neue Buch nun könnte zu Deutsch etwa heißen: _"Die Vorhersehung des Unwahrscheinlichen - Schicksal, Zufall und die Zukunft der Evolution" (2018). So hätte eine einigermaßen korrekte Übersetzung heißen können. Tatsächlich aber lautet die deutsche Ausgabe aber "Glücksfall Mensch - Ist Evolution vorhersagbar?", was sich wiederum auf das Buch "Zufall Mensch" von Stephen Jay Gould beziehen könnte.

Nun gibt es Rezensionen zu diesem Buch, die betitelt sind "Die Evolution würfelt" (1), dabei steht schon im Klappentext "dass die Evolution nicht würfelt". Eine andere Rezension spricht schon passender von "Die begrenzten Möglichkeiten der Evolution" (2). Am Richtigsten scheint mir die Rezension in der FAZ von dem von mir oft geschätzten Thomas Weber den Inhalt zu treffen, wenn er sagt (3):

"Losos nimmt, auch im Licht solch komplexer experimenteller Befunde, in der Debatte zwischen Stephen Jay Gould und Simon Conway Morris eine mittlere Position ein - er betrachtet Evolution auf kurze Sicht als vorhersagbar. Diese Einschätzung wird beispielhaft von seinen eigenen Arbeiten an Eidechsen unterstützt."

Aus allem wird jedenfalls erkennbar, daß es sich um ein sehr ernsthaftes, differenziert argumentierendes Buch handelt, das zu lesen sich sehr lohnen dürfte.

1. https://www.wissenschaft.de/rezensionen/buecher/die-evolution-wuerfelt/
2. https://www.deutschlandfunkkultur.de/jonathan-b-losos-gluecksfall-mensch-die-begrenzten.950.de.html?dram:article_id=412553
3. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/jonathan-b-losos-evolutionsbuch-gluecksfall-mensch-15527947.html

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/jonathan-b-losos-evolutionsbuch-gluecksfall-mensch-15527947.html