Montag, 24. August 2015

Eine für die geschichtlich früheste Ausbreitung städtischer Lebensweise unglaublich spannende Studie zur Geschichte...

Eine für die geschichtlich früheste Ausbreitung städtischer Lebensweise unglaublich spannende Studie zur Geschichte der asiatischen Hausmäuse ist am 1. August erschienen. Ich habe schon in verschiedenen ausführlichen Blogartikeln dargelegt, welchen Erkenntniswert die Geschichte der Hausmäuse für den Archäologen und Historiker hat.

Die Hausmäuse kamen beispielsweise mit der Frühbronzezeit nach Südengland (gemeinsam mit dem Bogenschützen-Fürsten von Stonehenge) und wurden mit den Wikingern über Skandinavien verbreitet, kamen aber offenbar schon mit der Bandkeramik und/oder später erneut mit Schnurkeramikern (vom Osten) und Glockenbecher-Leuten (vom Süden und Westen) nach Mitteleuropa.

Denn eine Unterart-Grenze der Hausmäuse (westeuropäische und osteuropäische) läuft seit dieser Zeit quer durch Europa ziemlich genau entlang des vormaligen Eisernen Vorhangs von der Ostsee bis zur Adria. Ich will die Inhalte meiner früheren Blogbeiträge hier nicht alle wiederholen.

Es war jedenfalls schon deutlich geworden, dass die osteuropäische Hausmaus mit den frühesten indogermanischen Städten und der Westwanderung der Indogermanen sich von der Ukraine aus bis zur (bulgarischen) Königsstadt Varna ausbreitete (am Schwarzen Meer) und von dort dann schließlich weiter mit den Schurkeramikern (von denen wir mitteleuropäischen Männer genetisch zu zwei Dritteln abstammen) nach Mitteleuropa hinein.

Die westeuropäische Hausmaus kam ganz offensichtlich aus den ersten vorkeramischen Städten im Fruchtbaren Halbmond in der Südtürkei und in angrenzenden Gebieten aus der Zeit um 7000 v. Ztr. (sogenanntes PPNA und PPNB). Dass sich nun nordöstlich von ihrem Ausbreitungsgebiet entlang des Nordrandes des Zagros-Gebirges die osteuropäische Hausmaus ausbreitete, deutet darauf hin, dass hier sehr früh stadtähnliche Lebensweise autochthon entstanden ist, also unabhängig von jener südlich des Zagros-Gebirges und damit gemeinsam mit einer EIGENEN Hausmaus-Art.

Es werden das die ersten Städte des Urvolkes der Indogermanen am kaspischen Meer und in der Ukraine gewesen sein, die etwa von Hermann Parzinger in seinem Buch dargestellt worden sind, und die sich um 4.100 v. Ztr. (oder früher?) zeitgleich mit der Trichterbecher-Kultur im Ostsee-Raum gebildet haben mögen.

Nun, die Westexpansion der osteuropäischen Hausmaus war schon ganz gut erforscht. Jetzt aber bringt diese japanische Studie die Ostexpansion der osteuropäischen Hausmaus ans Licht. Und hier tritt nun zu Tage, dass sich die osteuropäische Hausmaus in eine Hausmaus-Linie teilt, die offenbar in der Taklamakan oder angrenzenden Gebieten ihren Ursprung hat und sich offenbar entlang der Städte der Seidenstraße nach Westen und Osten bis China ausgebreitet hat (genannt "Mus wagneri") und eine Hausmaus-Linie, die sich zeitgleich nördlich der Gebirge, die die Taklamakan abgrenzen, ausgebreitet hat. Die erstere ("Wagneri") steht im äußeren Habitus der Wildform der Hausmaus näher und damit sicher auch ihrer Lebensform, ist also vielleicht später und weniger intensiv ein Kulturfolger geworden als die letztere.

Zu ergänzen ist noch, dass es noch eine (nord)indische Hausmaus-Art gibt, die offensichtlich mit den frühesten Städten in Indien entstanden ist und sich ausgebreitet hat (wohl mit der Mohenjo-Dari-Kultur).

Jedenfalls wird die detaillierte Erforschung der Ausbreitungsgeschichte der beiden neu erkannten osteuropäischen Hausmaus-Unterarten sicher noch manches Licht werfen auf die Wanderungsbewegungen der damit verbundenen (Handels-)Völker und Stadtkulturen. Wir wissen, dass die Wüstenstädte der Taklamakan um 2000 v. Ztr. von dem west-indogermanischen Volk der Tocharer - offenbar aus Mitteleuropa stammend - erstmals besiedelt worden sind.

Jedenfalls spiegelt sich in der Ausbreitung der osteuropäischen Hausmaus bis nach Korea, Japan und China hinein wieder die Expansion der indogermanischen Reitervölker, ihre städtische Lebensweise und die Handelsverbindungen untereinander in diesen östlichen Gegenden bis tief in die Bronzezeit hinein, ja - in der Taklamakan - bis ins Frühmittelalter hinein.

Diese große Vielfalt der indogermanischen Völker im gesamten heutigen russischen Raum und in den angrenzenden Gebieten (Skythen, Tocharer, Sogder, Perser und ihre Jahrtausende alten Vorgänger-Kulturen) ging unter zeitgleich mit der Ausbreitung des Buddhismus von Indien aus und mit der Expansion der kriegerischen östlichen und westlichen Hunnen-Völker, die zum Schluss dann auch die germanische Völkerwanderung 375 n Ztr. in Westeuropa auslösten.
http://www.genesenvironment.com/content/37/1/20

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