Mittwoch, 12. April 2017

"Mineralien und die Entstehung des Lebens", Englisch "Life's Rocky Start", 2016

"Mineralien und die Entstehung des Lebens", Englisch "Life's Rocky Start", 2016

Dieser Film fängt in der Bild- und Themenabfolge etwas nervös an. Aber im weiteren Verlauf wird er schon gut. Man erfährt viel über den heutigen Stand der Forschungen zur Entstehung des Lebens, insbesondere im Umfeld von Mineralien, eine Theorie, die noch nicht gar so alt ist, und an der ein deutscher Forscher - Günter Wächtershäuser - maßgeblichen Anteil hat. Soweit übersehbar, wird er in der Dokumentation nicht erwähnt, es gibt aber ein anderes Video dazu ("Günter Wächtershäuser's Grand Hypothesis").

Schön an diesem Film ist, dass man (etwa in der 30. Minute) ein Forscherteam nach Australien begleiten kann und dort vor Ort jene Felsgesteine sehen darf, die als älteste, gesicherte Spuren von Leben gelten (versteinerte Stromatolithen).

Die Anteile von Ehrfurcht in der Stimme jenes Forschers, der diese Felsen erläutert, mögen berechtigt sein. - - - Ist es nicht ein Wallfahrtsort?

Aber auch in diesem Film - das mag leicht übersehen werden über der reichen Bilderfülle - ist das Wunder des Lebens, der Entstehung einer Biozelle noch nicht lückenlos erklärt, eigentlich noch GAR nicht erklärt. Es ist erstaunlich, wie wenig wir eigentlich über Kernfragen der Biologie wissen und wie sicher sich dennoch die Mehrheit der Biologen Jahrzehnte lang gab, dass mit dem Wechselspiel von Mutation und Selektion schon die größten Wunder der Evolution zu erklären wären.

Indem das "plasticity first model of evolution" immer ernsthafter - und mit guten Gründen - in der Forschung erörtert wird (siehe Beitrag vor einigen Tagen) und indem man dieses Modell anfängt, gründlicher zu durchdenken, um so mehr wird klar, dass unsere bisher vorherrschenden Erklärungen zur Evolution reine Scheinerklärungen gewesen sein könnten, geradezu absurd abartig gestrickt. Erkennt man dies, ist aber IMMER noch keineswegs klar, wie es denn nun EIGENTLICH gewesen sein könnte.

Die tiefsten Fragen der modernen Biologie sind überhaupt nicht geklärt. Wie soll man sich denn im "plasticity first model of evolution" die dort genannten "Lernvorgänge" der Organismen vorstellen?

Indem ich die Frage stelle, erschrecke ich selbst.

Und geht man nun - vorurteilsfrei - zurück zu Mathilde Ludendorff, eine Schülerin von August Weismann, und eine frühe Vertreterin des "plasticity first model of evolution", und liest man in ihrem "Wunder der Biologie"-Buch, dann ist man geradezu erschüttert, wenn einem hier bei der Lektüre erst bewusst wird, WAS erst alles noch naturwissenschaftlich erklärt werden muss, um auch nur ein ANNÄHERND adäquates, der Wirklichkeit dieser Welt gerecht werdendes Bild von den Ursachen der Entstehung des Lebens und des darauf folgenden Artwandels bis zum Menschen hin zu geben.

Ich selbst muss gestehen, dass mich der "Science"-Artikel über das "plasticity first model of evolution" aus der letzten Woche in Verbindung mit der Erkenntnis der Tatsache, dass zu diesem Modell eine Mathilde Ludendorff schon unglaublich viel gesagt hat, gerade ganz schön mitnimmt. Es ist geradezu unglaublich, wie SEHR man eine Mathilde Ludendorff unterschätzt hat und das im Angesicht einer neordarwinischen Theorie, die in außerordentlich groteskem Maße absurd ist.

Bei dieser Einsicht fühlt man sich veranlasst, sich dem Urteil Mathilde Ludendorffs anzuschließen, dass die gesellschaftliche, ja, auch die wissenschaftliche Auswertung und Vertretung der Darwin'schen (und neodarwinschen) Evolutionstheorie einen weltgeschichtlichen Tiefststand ohnegleichen markieren. Er mag gerechtfertigt sein durch die Forderung nach lückenloser naturwissenschaftlicher Erklärung aller Naturerscheinungen. Aber diese hätte das Eingeständnis erfordert, DASS sie eben noch nicht vorliegt und dass Erklärungen, die herangezogen wurden, reine Scheinerklärungen waren, bzw. sein könnten.

Diesen Horizont hat das 20. Jahrhundert so gut wie nicht gehabt, hat auch die Gegenwart noch nicht.

Karl Raimund Popper muss unglaublich tief geblickt haben in diesen Tiefstand als er einmal den Neodarwinismus ein "metaphysisches Forschungsprogramm" nannte, das an entscheidenden Punkten wesentliche Merkmale einer guten wissenschaftlichen Theorie - zum Beispiel Falsifizierbarkeit - vermissen lasse.
https://www.youtube.com/watch?v=iYJjD65ppTo&feature=share

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