Römisches Marschlager am Ort der Varusschlacht entdeckt
Eine große Neuigkeit über jene Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 n. Ztr., die bei Kalkriese nördlich des Wiehengebirges stattfand (das also der eigentliche Teutoburger Wald ist), und in der Norddeutschland und Skandinavien vor Massenzuwanderung durch Menschen aus allen Ländern des multikulturellen Römischen Reiches bewahrt wurden.
Der bisherigen "Grassodenwall", den die Germanen unter Arminius aufgeschichtet hätten, um die Römer längs des Berges aus dem Hinterhalt zu überfallen, entpuppt sich als ein flüchtig und provisorisch errichtetes, offenbar letztes römisches Marschlager:
"Die Befestigungsanlage entspricht (...) nicht den sonstigen römischen Standards. Das etwa vier bis viereinhalb Hektar große Gelände wurde (...) eher unregelmäßig mit einem Wall-Graben-System umgeben. Teilweise war das Gelände, auf dem etwa 3000 bis 4000 Mann Unterschlupf fanden, auch von Bach und Sumpf abgegrenzt."
Bislang war der Forschungsstand: Der vermeintliche germanische Grassodenwall verlief entlang des Bergrückens und war - vermeintlich - zum Kampf nach Norden gegen die Römer ausgerichtet. Jetzt aber fanden sich "etwa 150 Meter südlich des Walls aus Grassoden, der nach üblicher Lesart bislang als Verschanzung der Germanen angesehen wird" 220 Silberdenare.
Um sie an dieser Stelle zu vergraben, hätte ja in der Stunde der höchsten Not die Römer den vermeintlich germanischen Grassodenwall zwischenzeitlich in Besitz genommen haben müssen. Diese 220 Silberdenare sind der größte Hortfund bislang bei Kalkriese, wo auch sonst schon weit über 1000 Münzen gefunden worden waren. Der größte Fund römischer Münzen im Freien Germanien. (Dieser Umstand hat schon den Historiker Theodor Mommsen vermuten lassen, daß sich bei Kalkriese der Ort der Schlacht befand.)
Womöglich ist aus dieser Fundlage auch zu schlußfolgern, daß das Marschlager die größte Bedrängung von Norden her erlebte, und daß die Reste der Besatzung des Marschlagers nach Süden auswichen und dabei die 220 Silberdenare vergraben haben.
Somit muß der Feldherr Arminius zunächst einmal doch nicht so weit vorausschauend geplant haben wie man es anhand des vormals angenommenen germanischen Grassodenwalls hatte annehmen können. - Und die Schlachtfeld-Archäologie von Kalkriese hat noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht!
1. http://www.wn.de/Welt/Kultur/2992485-Roemerlager-in-Kalkriese-entdeckt-Wo-sich-die-Roemer-eingruben
2. https://www.welt.de/geschichte/article163535413/Die-Legionaere-bezogen-erst-ein-Lager-dann-starben-sie.html
3. http://www.kalkriese-varusschlacht.de/fileadmin/varusschlacht/Pressetexte/2017-09-21_PI_Grabungen_Kalkriese.pdf
http://www.wn.de/Welt/Kultur/2992485-Roemerlager-in-Kalkriese-entdeckt-Wo-sich-die-Roemer-eingruben
Evolution - Evolutionäre Anthropologie - Geschichte und Gesellschaft
Mittwoch, 27. September 2017
Sonntag, 24. September 2017
Die genetischen Stammesunterschiede auf Neuguinea sind 10.000 Jahre alt und älter!
Die genetischen Stammesunterschiede auf Neuguinea sind 10.000 Jahre alt und älter!
Die traditionellen Bergvölker Neuguinea's weisen weltweit die größte sprachliche Vielfalt auf engem Raum auf. Schon länger ist bekannt, daß diese Sprachen schon viele tausend Jahre lang jeweils fast unabhängig voneinander sich weiter entwickelt haben, daß es wenig kulturellen Austausch unter diesen Stämmen gab. Nun wird diese Erkenntnis durch überraschende Einsichten der Gen-Forschung untermauert. Seit 10.000 Jahren, seit dem Übergang zum Pflanzenanbau, haben sich diese Stämme nicht mehr miteinander vermischt! Das ist ein unglaublich langer Zeitraum.
Neben den Chinesen, den Buschleuten, den australischen Ureinwohnern, den Andamesen und vielen anderen Stämmen ist damit die Jahrtausende alte große genetische und kulturelle Vielfalt der Stämme Neuguinea's eine weitere Widerlegung der These von Oswald Spengler, daß Völker und Kulturen dem natürlichen Alterstod unterworfen wären, sie ist vielmehr ein weiterer Beleg für die These Mathilde Ludendorff's, daß Völker "potentiell unsterblich" sind, also nicht dem gesetzmäßigen Alterstod - wie der einzelne Mensch - unterworfen sind.
Mit der Landwirtschaftlichen Revolution in anderen Erdregionen wird aber der Übergang zum Pflanzenbau auf Neuguinea vor 10.000 Jahren nicht so einfach verglichen werden können. Interessant wäre vielmehr, genauer die Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufgelistet zu haben.
("A Neolithic expansion, but strong genetic structure, in the independent history of New Guinea" Science, September 2017)
http://science.sciencemag.org/content/357/6356/1086
http://science.sciencemag.org/content/357/6356/1160
http://science.sciencemag.org/content/357/6356/1086
Die traditionellen Bergvölker Neuguinea's weisen weltweit die größte sprachliche Vielfalt auf engem Raum auf. Schon länger ist bekannt, daß diese Sprachen schon viele tausend Jahre lang jeweils fast unabhängig voneinander sich weiter entwickelt haben, daß es wenig kulturellen Austausch unter diesen Stämmen gab. Nun wird diese Erkenntnis durch überraschende Einsichten der Gen-Forschung untermauert. Seit 10.000 Jahren, seit dem Übergang zum Pflanzenanbau, haben sich diese Stämme nicht mehr miteinander vermischt! Das ist ein unglaublich langer Zeitraum.
Neben den Chinesen, den Buschleuten, den australischen Ureinwohnern, den Andamesen und vielen anderen Stämmen ist damit die Jahrtausende alte große genetische und kulturelle Vielfalt der Stämme Neuguinea's eine weitere Widerlegung der These von Oswald Spengler, daß Völker und Kulturen dem natürlichen Alterstod unterworfen wären, sie ist vielmehr ein weiterer Beleg für die These Mathilde Ludendorff's, daß Völker "potentiell unsterblich" sind, also nicht dem gesetzmäßigen Alterstod - wie der einzelne Mensch - unterworfen sind.
Mit der Landwirtschaftlichen Revolution in anderen Erdregionen wird aber der Übergang zum Pflanzenbau auf Neuguinea vor 10.000 Jahren nicht so einfach verglichen werden können. Interessant wäre vielmehr, genauer die Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufgelistet zu haben.
("A Neolithic expansion, but strong genetic structure, in the independent history of New Guinea" Science, September 2017)
http://science.sciencemag.org/content/357/6356/1086
http://science.sciencemag.org/content/357/6356/1160
http://science.sciencemag.org/content/357/6356/1086
Sonntag, 17. September 2017
Der Karikaturist und Illustrator Ernst Schlemo
Der Münchner Karikaturist und Illustrator Ernst Schlemo (1869-?) hat schon um die Jahrhundertwende heitere Karikaturen veröffentlicht im Stil des "Simplizissimus" und sich darin über den "preußischen Militarismus" lustig gemacht. Ansonsten hat er "lustige Szenen" aus dem bayerischen Volksleben illustriert, zum Teil äußerst flach und derbe, bzw. auch sehr anzüglich.
Abb.: von Mackensen, von Hindenburg und Erich Ludendorff zu Pferde, umjubelt von siegreichen Soldaten Illustration von Ernst Schlemo, 1915 (gelaufen 1.1.1916) |
Die wenigen derzeit im Internet erreichbaren Karikaturen und Illustrationen von Ernst Schlemo aus der Zeit des Ersten Weltkrieges machen im Vergleich zu seinem Vorkriegsschaffen den Eindruck des "Geläuterten", sie sind ernst und würdig. So etwa eine Illustration "Kavallerist hilft seinem verwundeten Kameraden vom Schlachtfeld", die sicher der von ihm illustrierten Schrift "Kameraden" von 1916 entnommen ist.
Ernst Schlemo, Karikatur, 1914 |
Auch gibt es eine scharfe politische Karikatur aus dem Jahr 1914 von Ernst Schlemo, in der ein dicker hässlicher englischer Gentleman, umgeben von Totenköpfen und Geldsäcken, gegürtet mit "Dumdum"-Geschossen, die Bibel in der Hand auf "Humanität!", "Völkerrechte!" und "Freiheit!" herum trampelt, während hinter ihm die "Wahrheit" an einen Pfahl gefesselt ist. So sah man damals in Deutschland die Heuchelei und Geldgier des Kriegsgegners England.
Treue Kameradschaft |
Treue Kameradschaft zwischen Deutschland und Österreich, wohl zur Jahreswende 1914/15.
Abb.: "Kavalerist hilft seinem verwundeten Kameraden vom Schlachtfeld" |
Aus dem Ersten Weltkrieg
Vor 1914 - In Berlin
Abb.: "Berlin, 13.8.1904" - Vermutlich der Deutsche Kronprinz |
Abb. "Berlin, 7.2.1905" - "Kritik" |
Abb.: Berlin, 8.6.1906 - "Feudal!" |
Abb.: Die Chargierten |
Ehrenhändel |
Vor 1914 - In München
Grüß Gott - Brezeln in München |
Abb.: Margeritentag in München, 10. Mai 1911 |
Abb.: "Nach jedem Tanz, wie allbekannt / Wird's Dirndl g'lupft, sonst war's a Schand." |
Alkohol
"Saufst, stirbst - saufst net, stirbst a - also saufst!" |
Abb.: Das Glück im Winkel |
Ein Prosit der Gemütlichkeit |
Abb.: Besoffener: "Sei still Weiberl, i will ja brav sein!" |
Thema Faulheit
"Arbeit ist schön - ich könnte stundenlang zuseh'n" |
Sonntag, 3. September 2017
Irenäus Eibl-Eibesfeld als Diskutant in Fernseh-Gesprächsrunden
Irenäus Eibl-Eibesfeld als Diskutant in Fernseh-Gesprächsrunden
Hier sollen einmal einige Eindrücke von Irenäus Eibl-Eibesfeldt als Diskutant in Fernseh-Gesprächsrunden zusammengestellt sein, die derzeit auf Youtube schon verfügbar sind. Ein wenig - allerdings längst nicht ausreichend - machen sie die Breite des naturwissenschaftlichen Forschungsstandes deutlich, von dem aus Eibl-Eibesfeldt argumentiert. Ein wenig - allerdings längst nicht ausreichend - machen sie auch seine Sorge deutlich um den Fortbestand unserer Kultur, etwa ausgedrückt durch Hinweis auf die vielen reich differenzierten menschlichen Kulturen, die schon untergegangen sind (2.c).
Auch spricht er an einer Stelle davon (2.d), um einem solchen (demographischen) Untergang gegenzusteuern, daß langjährige Elternschaft, die das für das Überleben von Gesellschaften in streßreichen Zeiten so unglaublich wesentliche Urvertrauen schafft, das im Erwachsenenalter die Fähigkeit verleiht, einen eigenen Lebensstil auch gegen Widerstände der Umwelt zu leben, schlicht als eine berufliche Tätigkeit durch Bezahlung auch vergütet werden muß, eben weil sie so ungeheuer wichtig ist.
Welcher prominente Wissenschaftler fordert das eigentlich noch heute?
Verantwortungsbewußte Stimmen wie Eibl-Eibesfeldt finden seit Jahren in der Öffentlichkeit und in der Politik kaum noch Gehör. Konrad Lorenz konnte gegen den Mißbrauch der Atomkraft noch Teilerfolge erzielen (Verhinderung von Zwentendorf), gegen die massive Zerstörung der sozialen menschlichen Beziehungen in einer Gesellschaft werden längst nicht mehr in einem vergleichbaren Umfang wissenschaftliche Stimmen laut.
Wir brauchen nicht nur eine Umweltschutz-Bewegung, wir brauchen endlich auch eine Menschenschutz-Bewegung, eine Bewegung zum Schutz und zum Erhalt wertvollen menschlichen seelischen Lebens auf dieser Erde, das vor allem menschliches Gemeinschaftsleben auf allen Ebenen schützen muß: in der Kindheit, in der Familie, in der Ehe, im Volk und im Verhalten der Völker und Kulturen zueinander.
Die zerstörerischen Atomkraftwerke heißen hier zum Beispiel: Barbarei in den Medien, in der Politik, in der Gesetzgebung, in der mangelnden Strafverfolgung von gemeinschaftsschädigendem Verhalten durch Politiker, Medienleute, elitären Thinktanks, Banken und Geheimdienste. Das allein können die Forderungen einer Menschenschutz-Bewegung sein. "Moralische Barbarei der gesellschaftlichen Eliten? - Nein danke!" muß der entsprechende Aufkleber also benannt sein. Und es muß auf der entsprechenden Linie eine breite argumentative Front - ausgehend vom naturwissenschaftlichen Forschungsstand - erarbeitet und kraftvoll vorgetragen werden.
Hierzu bedarf es einer neuen "Frankfurter Schule", diesmal aber wirklich zur gesellschaftlichen Befreiung und nicht zur Propagierung verquasteter und veralterer, überlebter und abgestandener, wirklichkeitsfremder, durchstilisierter Ideologien, die der Sache nach sowieso längst auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet sind.
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- Die Graugans und der Mensch. Das Lebenswerk des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz. Nachtstudio 1988, 1 Stunde, https://www.youtube.com/watch?v=hLkWhGieZvQ
- Was von Darwin übrig blieb - Die Evolution und ihre Folgen. Wissenschaftsforum Petersberg, 2010, https://www.youtube.com/watch?v=qAUqIvHuH38 (ab 5'50)
- Was von Darwin übrig blieb - Die Evolution und ihre Folgen. Wissenschaftsforum Petersberg, 2010, 2. Teil, https://www.youtube.com/watch?v=YU7lYpgGD3c (ab 3'25)
- Was von Darwin übrig blieb - Die Evolution und ihre Folgen. Wissenschaftsforum Petersberg, 2010, 3. Teil: Viele menschliche Kulturen sind untergegangen, https://www.youtube.com/watch?v=r-bBw2T2EOE (ab 7'00)
- Was von Darwin übrig blieb - Die Evolution und ihre Folgen. Wissenschaftsforum Petersberg, 2010, 5. Teil: Aus der Evolution stammende Begabungen der Frau, https://www.youtube.com/watch?v=4Fd3-JQAWiM&t=246s (0'15)
- Erinnerungen an Konrad Lorenz. Matreier Gespräche, 2012/2013. https://www.youtube.com/watch?v=3qL2NTzPcIY
- https://www.youtube.com/watch?v=3qL2NTzPcIY
Samstag, 2. September 2017
Evolutionsbiologe Axel Meyer spricht die Thesen von Simon Conway Morris an (2012)
Evolutionsbiologe Axel Meyer spricht die Thesen von Simon Conway Morris an (2012)
Hier sind Ausschnitte eines Vortrages des Konstanzer Evolutionsbiologen Axel Meyer aus dem Jahr 2012, in denen - hm, noch leider nur sehr kurz - das Thema Konvergenz in der Evolution angesprochen wird. Ab Minute 4'10.
- Zuvor schon hatte er wertvoller Weise darauf hingewiesen, daß das Genom der Lebewesen voller sehr konservativer Bestandteile ist, die die meisten Lebewesen miteinander gemeinsam haben (weil ihr Leben durchgehend auf dieselben grundlegenden Stoffwechselfunktionen gegründet ist), so daß es der Wissenschaft Schwierigkeiten macht zu verstehen, wo nun eigentlich konkret die doch ebenfalls sehr großen genetischen Unterschiede zwischen den vielen Arten zu finden sind in den Genomen. Man kennt einige dieser genetischen Unterschiede - aber wo sind sie in ihrer Vollständigkeit zu finden? -
Das aber war noch ein anderer, spannender Gedanke, der zunächst mit dem Thema Konvergenz nicht gar so viel zu tun hat. Ab Minute 4'10 kommt ein Ausschnitt, in dem Axel Meyer die "große Debatte" zwischen Stephen Jay Gould und Simon Conway Morris anspricht. Meyer nennt die Auffassung von Conway Morris 2012 nun noch
"eine sehr extreme Auffassung, die nicht von sehr vielen Leuten geteilt wird, aber eine Auffassung, über die es interessant ist nachzudenken."
Na, immerhin! Da ist man doch gespannt, wie sich die Auffassung von
"sehr vielen Leuten"
in den letzten fünf Jahren diesbezüglich weiter entwickelt hat und auch künftig weiter entwickeln wird. :-)
https://www.youtube.com/watch?v=U16AN3kpcAc&feature=share
Hier sind Ausschnitte eines Vortrages des Konstanzer Evolutionsbiologen Axel Meyer aus dem Jahr 2012, in denen - hm, noch leider nur sehr kurz - das Thema Konvergenz in der Evolution angesprochen wird. Ab Minute 4'10.
- Zuvor schon hatte er wertvoller Weise darauf hingewiesen, daß das Genom der Lebewesen voller sehr konservativer Bestandteile ist, die die meisten Lebewesen miteinander gemeinsam haben (weil ihr Leben durchgehend auf dieselben grundlegenden Stoffwechselfunktionen gegründet ist), so daß es der Wissenschaft Schwierigkeiten macht zu verstehen, wo nun eigentlich konkret die doch ebenfalls sehr großen genetischen Unterschiede zwischen den vielen Arten zu finden sind in den Genomen. Man kennt einige dieser genetischen Unterschiede - aber wo sind sie in ihrer Vollständigkeit zu finden? -
Das aber war noch ein anderer, spannender Gedanke, der zunächst mit dem Thema Konvergenz nicht gar so viel zu tun hat. Ab Minute 4'10 kommt ein Ausschnitt, in dem Axel Meyer die "große Debatte" zwischen Stephen Jay Gould und Simon Conway Morris anspricht. Meyer nennt die Auffassung von Conway Morris 2012 nun noch
"eine sehr extreme Auffassung, die nicht von sehr vielen Leuten geteilt wird, aber eine Auffassung, über die es interessant ist nachzudenken."
Na, immerhin! Da ist man doch gespannt, wie sich die Auffassung von
"sehr vielen Leuten"
in den letzten fünf Jahren diesbezüglich weiter entwickelt hat und auch künftig weiter entwickeln wird. :-)
https://www.youtube.com/watch?v=U16AN3kpcAc&feature=share
Viele neue Erkenntnisse über den Planeten Saturn und seine Monde
Viele neue Erkenntnisse über den Planeten Saturn und seine Monde
Eine Fülle von neuen Erkenntnissen sind in den letzten 13 Jahren über den Planeten Saturn und seine vielen Monde gesammelt worden durch die Raumsonde Cassini, die vor 20 Jahren die Erde verlassen hat.
Im aktuellen "Nature" wird ein Überblick über diese neuen Erkenntnisse gegeben mit vielen Abbildungen (1).
Eindrucksvoll ist da etwa die auffällige riesige, hexagonale Strömung rund um den Südpol des Saturns, die in dieser Form auf dem Nordpol des Saturn nicht auftritt.
Am 15. September 2017 wird die Raumsonde Cassini in den Saturn stürzen. Dies geschieht deshalb, weil man die Monde des Saturn nicht mit Fremdmaterial (sprich mitgeführten Erd-Bakterien) "kontaminieren" will. Denn vermutlich wird mit einer der nächsten Forschungssonden überprüft werden, ob auf einem der Monde des Saturn - Enceladus - Leben existiert. Enceladus hatte man bis zu dieser Mission als wenig spannend erachtet, aber (2):
"Im Bereich der vulkanischen Aktivität wurden auch Hinweise auf flüssiges Wasser gefunden, sodass Enceladus als einer der möglichen Orte im Sonnensystem mit günstigen Bedingungen für die Entstehung von Leben gilt."
So heißt es auf Wikipedia. In "Nature" wird genauer erläutert, daß man dort auch Siliciumdioxid (engl. Silica) fand (1):
"Even after all that, Enceladus stole the show. Thought to be inert" (träge) "before Cassini arrived, the moon actually spews ice and water vapour from enormous fractures that decorate its south-pole region like tiger stripes. Powered by Saturn's gravitational pull, the geysers spurt out 200 kilograms of salty, organic-laced material every second. Cassini scientists were surprised to find that this material contains small particles of silica, which may be formed by the interaction of water and rock at hydrothermal vents deep inside Enceladus. On Earth, similar deep-ocean vents are home to microbes that thrive off chemical energy, far from sunlight - and so Enceladus has vaulted to the top of the list of places to search for extraterrestrial microbes. Planetary scientists are already plotting return missions to fly through Enceladus's plumes and sniff for hints of life."
Die eventuellen Lebensmöglichkeiten auf Enceladus sind auf dem englischen Wikipedia noch genauer erläutert (3):
"Enceladus ejects plumes of salt water that are laced with grains of silica-rich sand, nitrogen (in ammonia), and organic molecules, including trace amounts of simple hydrocarbons such as methane (CH4), propane (C
3H8), acetylene (C2H2) and formaldehyde (CH2O), which are carbon-bearing molecules. This indicates that hydrothermal activity - an energy source - may be at work in Enceladus's subsurface ocean. In addition, models indicate the large rocky core is porous, allowing water to flow through it to pick up heat. Molecular hydrogen (H2), a geochemical source of energy that can be metabolized by methanogen microbes to provide energy for life, could be present if, as models suggest, Enceladus's salty ocean has an alkaline pH from serpentinization of chondritic rock. The presence of an internal global salty ocean with an aquatic environment supported by global ocean circulation patterns, with an energy source and simple organic compounds in contact with Enceladus's rocky core, may advance the study of astrobiology and the study of potentially habitable environments for microbial extraterrestrial life. Therefore, several robotic missions have been proposed to further explore Enceladus and assess its habitability; some of the proposed missions are: Journey to Enceladus and Titan, Enceladus Explorer, Enceladus Life Finder, and Life Investigation For Enceladus."
Solche Forschungen erweitern immer auch den geistigen Horizont, wenn man sich die Entstehung des Lebens überhaupt vorstellen will, entweder auf der Erde oder anderswo im Weltall.
_________________________________________________________
1. Alexandra Witze: Cassini’s 13 years of stunning Saturn science — in pictures. In: Nature, 2017, http://www.nature.com/news/cassini-s-13-years-of-stunning-saturn-science-in-pictures-1.22514
2. https://de.wikipedia.org/wiki/Enceladus_(Mond)
3. https://en.wikipedia.org/wiki/Enceladus
http://www.nature.com/news/cassini-s-13-years-of-stunning-saturn-science-in-pictures-1.22514
Eine Fülle von neuen Erkenntnissen sind in den letzten 13 Jahren über den Planeten Saturn und seine vielen Monde gesammelt worden durch die Raumsonde Cassini, die vor 20 Jahren die Erde verlassen hat.
Im aktuellen "Nature" wird ein Überblick über diese neuen Erkenntnisse gegeben mit vielen Abbildungen (1).
Eindrucksvoll ist da etwa die auffällige riesige, hexagonale Strömung rund um den Südpol des Saturns, die in dieser Form auf dem Nordpol des Saturn nicht auftritt.
Am 15. September 2017 wird die Raumsonde Cassini in den Saturn stürzen. Dies geschieht deshalb, weil man die Monde des Saturn nicht mit Fremdmaterial (sprich mitgeführten Erd-Bakterien) "kontaminieren" will. Denn vermutlich wird mit einer der nächsten Forschungssonden überprüft werden, ob auf einem der Monde des Saturn - Enceladus - Leben existiert. Enceladus hatte man bis zu dieser Mission als wenig spannend erachtet, aber (2):
"Im Bereich der vulkanischen Aktivität wurden auch Hinweise auf flüssiges Wasser gefunden, sodass Enceladus als einer der möglichen Orte im Sonnensystem mit günstigen Bedingungen für die Entstehung von Leben gilt."
So heißt es auf Wikipedia. In "Nature" wird genauer erläutert, daß man dort auch Siliciumdioxid (engl. Silica) fand (1):
"Even after all that, Enceladus stole the show. Thought to be inert" (träge) "before Cassini arrived, the moon actually spews ice and water vapour from enormous fractures that decorate its south-pole region like tiger stripes. Powered by Saturn's gravitational pull, the geysers spurt out 200 kilograms of salty, organic-laced material every second. Cassini scientists were surprised to find that this material contains small particles of silica, which may be formed by the interaction of water and rock at hydrothermal vents deep inside Enceladus. On Earth, similar deep-ocean vents are home to microbes that thrive off chemical energy, far from sunlight - and so Enceladus has vaulted to the top of the list of places to search for extraterrestrial microbes. Planetary scientists are already plotting return missions to fly through Enceladus's plumes and sniff for hints of life."
Die eventuellen Lebensmöglichkeiten auf Enceladus sind auf dem englischen Wikipedia noch genauer erläutert (3):
"Enceladus ejects plumes of salt water that are laced with grains of silica-rich sand, nitrogen (in ammonia), and organic molecules, including trace amounts of simple hydrocarbons such as methane (CH4), propane (C
3H8), acetylene (C2H2) and formaldehyde (CH2O), which are carbon-bearing molecules. This indicates that hydrothermal activity - an energy source - may be at work in Enceladus's subsurface ocean. In addition, models indicate the large rocky core is porous, allowing water to flow through it to pick up heat. Molecular hydrogen (H2), a geochemical source of energy that can be metabolized by methanogen microbes to provide energy for life, could be present if, as models suggest, Enceladus's salty ocean has an alkaline pH from serpentinization of chondritic rock. The presence of an internal global salty ocean with an aquatic environment supported by global ocean circulation patterns, with an energy source and simple organic compounds in contact with Enceladus's rocky core, may advance the study of astrobiology and the study of potentially habitable environments for microbial extraterrestrial life. Therefore, several robotic missions have been proposed to further explore Enceladus and assess its habitability; some of the proposed missions are: Journey to Enceladus and Titan, Enceladus Explorer, Enceladus Life Finder, and Life Investigation For Enceladus."
Solche Forschungen erweitern immer auch den geistigen Horizont, wenn man sich die Entstehung des Lebens überhaupt vorstellen will, entweder auf der Erde oder anderswo im Weltall.
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1. Alexandra Witze: Cassini’s 13 years of stunning Saturn science — in pictures. In: Nature, 2017, http://www.nature.com/news/cassini-s-13-years-of-stunning-saturn-science-in-pictures-1.22514
2. https://de.wikipedia.org/wiki/Enceladus_(Mond)
3. https://en.wikipedia.org/wiki/Enceladus
http://www.nature.com/news/cassini-s-13-years-of-stunning-saturn-science-in-pictures-1.22514
Freitag, 1. September 2017
Intuition und Verifikation in der naturwissenschaftlichen Forschung nach Konrad Lorenz
Intuition und Verifikation in der naturwissenschaftlichen Forschung nach Konrad Lorenz
In diesem Interview macht Konrad Lorenz wertvolle Ausführungen über das Verhältnis zwischen Intuition und Verifikation in der naturwissenschaftlichen Forschung. Er verweist darauf, daß der Naturforscher Goethe die Verifikation geradezu verachtet habe, daß auch noch sein Lehrer Üxküll große Gefahren in einer Überwertung der Verifikation auf Kosten der Intuition gesehen habe.
Üxküll sah - nach Lorenz - geradezu prophetisch eine künftige wissenschaftliche Forschung voraus, in der die Intuition immer mehr an den Rand gedrängt würde und als geradezu anrüchig empfunden werden würde. Demgegenüber verweist Konrad Lorenz auch auf Werner Heisenberg, der die Rolle der Intuition innerhalb der Physik als sehr groß erachtet habe. Von seinen Schülern wurde Lorenz als "Honigfinder" bezeichnet, da er ihnen eine Fülle von Intuitionen hinterlassen habe, an deren Verifikation künftige Generationen zu arbeiten hätten.
Ich habe in früheren Jahren schon aufgezeigt, wie Konrad Lorenz geradezu intuitiv vorweggenommen hatte (in einem anderen Youtube-Vortrag), daß monogam lebende Tiere oft die klügsten Tiere ihrer evolutiven Stufe seien, eine These, die erst vor wenigen Jahren von dem britischen Anthropologen Robin Dunbar über statistische Auswertungen verifiziert wurde. Konrad Lorenz hatte das allein von unterschiedlichsten empirischen Beobachtungen schon als sehr sicher vorausgesagt.
https://www.youtube.com/watch?v=5YuDzC2cpmg&feature=share
In diesem Interview macht Konrad Lorenz wertvolle Ausführungen über das Verhältnis zwischen Intuition und Verifikation in der naturwissenschaftlichen Forschung. Er verweist darauf, daß der Naturforscher Goethe die Verifikation geradezu verachtet habe, daß auch noch sein Lehrer Üxküll große Gefahren in einer Überwertung der Verifikation auf Kosten der Intuition gesehen habe.
Üxküll sah - nach Lorenz - geradezu prophetisch eine künftige wissenschaftliche Forschung voraus, in der die Intuition immer mehr an den Rand gedrängt würde und als geradezu anrüchig empfunden werden würde. Demgegenüber verweist Konrad Lorenz auch auf Werner Heisenberg, der die Rolle der Intuition innerhalb der Physik als sehr groß erachtet habe. Von seinen Schülern wurde Lorenz als "Honigfinder" bezeichnet, da er ihnen eine Fülle von Intuitionen hinterlassen habe, an deren Verifikation künftige Generationen zu arbeiten hätten.
Ich habe in früheren Jahren schon aufgezeigt, wie Konrad Lorenz geradezu intuitiv vorweggenommen hatte (in einem anderen Youtube-Vortrag), daß monogam lebende Tiere oft die klügsten Tiere ihrer evolutiven Stufe seien, eine These, die erst vor wenigen Jahren von dem britischen Anthropologen Robin Dunbar über statistische Auswertungen verifiziert wurde. Konrad Lorenz hatte das allein von unterschiedlichsten empirischen Beobachtungen schon als sehr sicher vorausgesagt.
https://www.youtube.com/watch?v=5YuDzC2cpmg&feature=share
"Konrad Lorenz - Kindheitserinnerungen und Anfänge der Verhaltenswissenschaft"
"Konrad Lorenz - Kindheitserinnerungen und Anfänge der Verhaltenswissenschaft"
In diesem Video kommt kurzzeitig auch einmal die Ehefrau von Konrad Lorenz zu Wort, deren Bedeutung für die Entstehung der Verhaltenswissenschaften gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Ansonsten erzählt Konrad Lorenz sehr lebhaft über seine Tierbeobachtungen und -versuche von Kindheit an. Auch Filmsequenzen aus Mitte der 1930er Jahre werden dazu gezeigt.
https://www.youtube.com/watch?v=Dzzud2AEPac&feature=share
In diesem Video kommt kurzzeitig auch einmal die Ehefrau von Konrad Lorenz zu Wort, deren Bedeutung für die Entstehung der Verhaltenswissenschaften gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Ansonsten erzählt Konrad Lorenz sehr lebhaft über seine Tierbeobachtungen und -versuche von Kindheit an. Auch Filmsequenzen aus Mitte der 1930er Jahre werden dazu gezeigt.
https://www.youtube.com/watch?v=Dzzud2AEPac&feature=share
Begeisternde Vorträge von Simon Conway Morris auf Youtube
Begeisternde Vorträge von Simon Conway Morris auf Youtube
Seit etwa 2004/05 bin ich hell begeistert von den Forschungen des britischen Paläontologen Simon Conway Morris. 2004 hatte Richard Dawkins in seinem wunderschönen Buch "The Ancesteror's Tale" auf das ein Jahr zuvor erschienene Buch von Simon Conway Morris "Life's Solution" aufmerksam gemacht, das ich mir darauf sofort anschaffte, und durch dessen sehr schwierigen Inhalt ich mich in vielen Wochen kämpfte. Inzwischen sind beide Bücher auch in deutscher Sprache verfügbar. Conway Morris publiziert bis heute wegleitende Forschungen (wie ich auf meinem Blog erst vor wenigen Monaten wieder gezeigt habe). Er vertritt in seinen Forschungen die These, daß die Evolution in den wesentlichsten Abläufen nicht zufallsgeleitet ist, sondern daß der Mensch "unvermeidlich" Ergebnis der Evolution sei, ja, jüngst sogar, daß die Evolution mit ihm an ihr Ende gelangt sei, da sie Komplexeres als das, was sie hervorgebracht hat, nicht hervorbringen könne.
Alle diese Gedanken decken sich in geradezu erstaunlichem Umfang mit der philosophischen Deutung der Evolution wie sie 1921 und 1923 durch Mathilde Ludendorff im wesentlichen auf einem intuitiven Erkenntnisweg gewonnen worden war. Aufgrund ihrer damaligen Intuitionen vertritt ihre Philosophie nicht nur die Zielgerichtetheit der Evolution, sondern auch den Gedanken, daß die Evolution mit der Entstehung bewußten Lebens im Wesentlichen an ihr Ende gelangt sei. Und aus diesen Umständen leitet sie eine Deutung des Sinnes des Menschenlebens hier auf dieser Erde ab, eine religiöse Weltsicht, die jedem Menschenleben große Bedeutung zuspricht.
Sie sagt auch, daß bewußtes Leben in diesem Weltall nur ein einziges mal zu gleicher Zeit auf einem Planeten verwirklicht ist, ein Gedanke, der sich ebenfalls bei Conway Morris - aufgrund empirischer Forschungen - wiederfindet schon im Untertitel seines Buches: "Inevitable Humans in a Lonely Universe". Es ist mit den Forschungen von Conway Morris eine völlig neue Sichtweise auf Evolution in die empirische Forschung eingeführt worden als sie von Charles Darwin 1859 vorgeschlagen worden war. Darwin hatte das "Überleben des Stärkeren" als den Hauptantrieb der Evolution angesprochen. Conway Morris hingegen benennt - im Einklang mit Mathilde Ludendorff - das Prinzip "Unvermeidlichkeit" als Hauptantrieb der Evolution. Hier ist also ein grundlegend neues Denken zu konstatieren.
Angesichts des Umstürzenden der empirischen Forschungen von Simon Conway Morris, die zugleich in einem solchen Umfang in Übereinstimmung stehen mit 80 Jahre zuvor vornehmlich intuitiv gewonnenen philosophischen Erkenntnissen, ist es bedauerlicher, daß es immer noch sehr SCHWIERIG ist, Simon Conway Morris in den meisten seiner im Internet verfügbaren Vorträge zu folgen - zumindest wenn man die englische Sprache nicht allzu sehr gewohnt ist. Er macht unglaublich viele Abschweifer in seinen Vorträgen, alle unglaublich geistreich und witzig, oft auch sehr belehrend. Und das mag sehr kennzeichnend für diesen genialen Forscher sein. In seinen Genen scheint geradezu eine Neigung zum Klassenclown zu liegen. Jedenfalls geht ja auch aus seinen Büchern hervor die starke Neigung, nicht auf gewohnten Bahnen zu denken, sondern die Kühnheit, ganz anders als alle anderen zu denken. Und das ist mitunter auch faszinierend, in seinen Vorträgen zu beobachten.
Ein großer Nachteil dieses Umstandes ist, wie gesagt, daß jemand, der die englische Sprache nicht täglich hört oder spricht, es dadurch sehr schwer hat, seinen Vorträgen zu folgen, ja, überhaupt oft nur den "Flair" derselben einzufangen.
So spricht er in einem Vortrag, der einen eigentlich inhaltlich sehr interessieren könnte ("Is Convergence becoming too popular?" aus dem Jahr 2014) über weite Strecken über alles mögliche, nur nicht über die gestellte Frage. So erwähnt und empfiehlt er etwa das Buch "Die Schlafwandler" des britischen Historikers Christopher Clark über den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und wie dort so gut wie alle Politiker als unglaublich "nasty", also als abgrundtief böse aufscheinen. Im nächsten Abschweifer erzählt er über "What if"-Geschichten (die in seinem Nachdenken über Evolution eine große Rolle spielen) und erwähnt ein Buch, das sich vorstellt, was gewesen wäre, wenn Großbritannien 1940 mit Hitler Frieden geschlossen hätte. Im nächsten Abschweifer erwähnt er kurz den EU-Politiker Jean-Claude Juncker und dessen Meinung, daß man als Politiker lügen müsse, womit Conway Morris darauf zurück kommt, daß sich seit 1914 nichts geändert habe (auch Cameron erwähnt er wohl in diesem Sinne, wenn man es recht versteht).
All das ist hoch interessant und geistreich und man geht politisch mit ihm überall mit, freut sich über seine starken und schneidenden Urteile. So deutlich äußert sich nicht jeder Naturwissenschaftler. Er zeigt damit auch seine große Allgemeinbildung auf, die man sich von manchem anderen Biologen/ Naturwissenschaftler ebenfalls gerne wünschen würde. Aber aufgrund dessen muß man oft lange warten, bis man den Hauptgedanken dessen, was Conway Morris vortragen will, überhaupt zu fassen bekommen hat. Ich habe es deshalb erst einmal aufgegeben, dem genannten Vortrag weiter zu folgen. Und ich weiß einstweilen keinen eindrucksvollen Vortrag von Conway Morris zu nennen über seine Forschungen der letzten Jahre, den man für Menschen, die nicht Englisch ihre Muttersprache nennen, als leichter verständlich auch weiter empfehlen könnte.
Eine Vortragsreihe aus dem Jahr 1996
Was ich aber glücklicherweise finde und was man unglaublich spannend finden kann, ist eine prominente öffentliche Vortragsreihe, die Professor Simon Conway Morris 1996 über sein Fachgebiet gehalten hat, und die vom BBC für das Fernsehen aufgezeichnet worden ist (1). Ähnliche Vorträge sind auch von Richard Dawkins bekannt. Und man wundert sich, warum man sich an solche unglaublich aufregenden, begeisternden Vorträge über Evolution im deutschen Fernsehen und in deutscher Sprache gar nicht erinnern kann. (Oder ist einem da etwas entgangen?)
Dabei sind solche Vorträge von immenser Wichtigkeit. Die schon genannte Philosophin Mathilde Ludendorff hatte sich begonnen, für sehr grundlegende Fragen der Evolution zu interessieren aufgrund der berühmten Vorträge ihres weltweit hoch angesehenen Lehrers August Weismann "Über Deszendenztheorie", die sie während ihres Medizinstudiums in Freiburg/Br. hörte, und die auch in schriftlicher Form vorliegen.
Ähnlich spannende Vorträge und Vortragsreihen möchte man gerne auch in deutscher Sprache für den heutigen Wissensstand hören. Die genannte Vortragsreihe von Simon Conway Morris ist natürlich in Englisch, aber sie darf dennoch viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da sie von einem genialen Wissenschaftler gehalten wurde. Damals war er noch jünger und er hielt sich damals noch durchgehend sehr eng an sein Thema. Schon gleich am Anfang ist es aufregend zu sehen, wie er Fossilien in die Hand nimmt und über sie erzählt. Hier spricht ein Mensch, der zutiefst fasziniert ist von seinem Forschungsfeld, und der befähigt ist, auch andere für dasselbe zu begeistern. Deshalb sei gerne auf diese Videos verwiesen. Diese 5-teilige BBC-Serie aus dem Jahr 1996 ist auf Youtube gerade erst eingestellt worden und es bleibt zu hoffen, daß sie hier auch erhalten bleibt.
Am Ende des ersten Teiles etwa erzählt Conway Morris Dinge über die Formung von Stromatolithen durch Bakterien, die Photosynthese betrieben, vor etwa 1 Mrd. Jahre, von denen auch über Evolution schon belesenere Menschen nicht unbedingt etwas gewußt haben werden. Etwa, daß man aufgrund ihrer Beschaffenheit folgern kann, daß damals das Jahr nicht 365 Tage hatte wie heute, sondern über 400 Tage, weil sich damals die Erde noch schneller drehte, weil der Mond damals noch näher zur Erde stand. Er entfernt sich allmählich immer mehr, wodurch die Erddrehung abgebremst wird, so Conway Morris.
Im dritten Teil erklärt Conway Morris sehr begeisternd Massenaussterben durch Meteroiten-Einschläge. Im vierten Teil behandelt er den berühmten Burgess Shale und die sogenannte Kambrische (Arten-)Revolution vor 550 Mio. Jahren, also sein eigenes Forschungsgebiet.
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1. Conway Morris, Simon: The History in Our Bones. The Royal Institution Christmas Lectures. In fünf Teilen, 1996
https://www.youtube.com/watch?v=vNPuyTNntrc&feature=share
Seit etwa 2004/05 bin ich hell begeistert von den Forschungen des britischen Paläontologen Simon Conway Morris. 2004 hatte Richard Dawkins in seinem wunderschönen Buch "The Ancesteror's Tale" auf das ein Jahr zuvor erschienene Buch von Simon Conway Morris "Life's Solution" aufmerksam gemacht, das ich mir darauf sofort anschaffte, und durch dessen sehr schwierigen Inhalt ich mich in vielen Wochen kämpfte. Inzwischen sind beide Bücher auch in deutscher Sprache verfügbar. Conway Morris publiziert bis heute wegleitende Forschungen (wie ich auf meinem Blog erst vor wenigen Monaten wieder gezeigt habe). Er vertritt in seinen Forschungen die These, daß die Evolution in den wesentlichsten Abläufen nicht zufallsgeleitet ist, sondern daß der Mensch "unvermeidlich" Ergebnis der Evolution sei, ja, jüngst sogar, daß die Evolution mit ihm an ihr Ende gelangt sei, da sie Komplexeres als das, was sie hervorgebracht hat, nicht hervorbringen könne.
Alle diese Gedanken decken sich in geradezu erstaunlichem Umfang mit der philosophischen Deutung der Evolution wie sie 1921 und 1923 durch Mathilde Ludendorff im wesentlichen auf einem intuitiven Erkenntnisweg gewonnen worden war. Aufgrund ihrer damaligen Intuitionen vertritt ihre Philosophie nicht nur die Zielgerichtetheit der Evolution, sondern auch den Gedanken, daß die Evolution mit der Entstehung bewußten Lebens im Wesentlichen an ihr Ende gelangt sei. Und aus diesen Umständen leitet sie eine Deutung des Sinnes des Menschenlebens hier auf dieser Erde ab, eine religiöse Weltsicht, die jedem Menschenleben große Bedeutung zuspricht.
Sie sagt auch, daß bewußtes Leben in diesem Weltall nur ein einziges mal zu gleicher Zeit auf einem Planeten verwirklicht ist, ein Gedanke, der sich ebenfalls bei Conway Morris - aufgrund empirischer Forschungen - wiederfindet schon im Untertitel seines Buches: "Inevitable Humans in a Lonely Universe". Es ist mit den Forschungen von Conway Morris eine völlig neue Sichtweise auf Evolution in die empirische Forschung eingeführt worden als sie von Charles Darwin 1859 vorgeschlagen worden war. Darwin hatte das "Überleben des Stärkeren" als den Hauptantrieb der Evolution angesprochen. Conway Morris hingegen benennt - im Einklang mit Mathilde Ludendorff - das Prinzip "Unvermeidlichkeit" als Hauptantrieb der Evolution. Hier ist also ein grundlegend neues Denken zu konstatieren.
Angesichts des Umstürzenden der empirischen Forschungen von Simon Conway Morris, die zugleich in einem solchen Umfang in Übereinstimmung stehen mit 80 Jahre zuvor vornehmlich intuitiv gewonnenen philosophischen Erkenntnissen, ist es bedauerlicher, daß es immer noch sehr SCHWIERIG ist, Simon Conway Morris in den meisten seiner im Internet verfügbaren Vorträge zu folgen - zumindest wenn man die englische Sprache nicht allzu sehr gewohnt ist. Er macht unglaublich viele Abschweifer in seinen Vorträgen, alle unglaublich geistreich und witzig, oft auch sehr belehrend. Und das mag sehr kennzeichnend für diesen genialen Forscher sein. In seinen Genen scheint geradezu eine Neigung zum Klassenclown zu liegen. Jedenfalls geht ja auch aus seinen Büchern hervor die starke Neigung, nicht auf gewohnten Bahnen zu denken, sondern die Kühnheit, ganz anders als alle anderen zu denken. Und das ist mitunter auch faszinierend, in seinen Vorträgen zu beobachten.
Ein großer Nachteil dieses Umstandes ist, wie gesagt, daß jemand, der die englische Sprache nicht täglich hört oder spricht, es dadurch sehr schwer hat, seinen Vorträgen zu folgen, ja, überhaupt oft nur den "Flair" derselben einzufangen.
So spricht er in einem Vortrag, der einen eigentlich inhaltlich sehr interessieren könnte ("Is Convergence becoming too popular?" aus dem Jahr 2014) über weite Strecken über alles mögliche, nur nicht über die gestellte Frage. So erwähnt und empfiehlt er etwa das Buch "Die Schlafwandler" des britischen Historikers Christopher Clark über den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und wie dort so gut wie alle Politiker als unglaublich "nasty", also als abgrundtief böse aufscheinen. Im nächsten Abschweifer erzählt er über "What if"-Geschichten (die in seinem Nachdenken über Evolution eine große Rolle spielen) und erwähnt ein Buch, das sich vorstellt, was gewesen wäre, wenn Großbritannien 1940 mit Hitler Frieden geschlossen hätte. Im nächsten Abschweifer erwähnt er kurz den EU-Politiker Jean-Claude Juncker und dessen Meinung, daß man als Politiker lügen müsse, womit Conway Morris darauf zurück kommt, daß sich seit 1914 nichts geändert habe (auch Cameron erwähnt er wohl in diesem Sinne, wenn man es recht versteht).
All das ist hoch interessant und geistreich und man geht politisch mit ihm überall mit, freut sich über seine starken und schneidenden Urteile. So deutlich äußert sich nicht jeder Naturwissenschaftler. Er zeigt damit auch seine große Allgemeinbildung auf, die man sich von manchem anderen Biologen/ Naturwissenschaftler ebenfalls gerne wünschen würde. Aber aufgrund dessen muß man oft lange warten, bis man den Hauptgedanken dessen, was Conway Morris vortragen will, überhaupt zu fassen bekommen hat. Ich habe es deshalb erst einmal aufgegeben, dem genannten Vortrag weiter zu folgen. Und ich weiß einstweilen keinen eindrucksvollen Vortrag von Conway Morris zu nennen über seine Forschungen der letzten Jahre, den man für Menschen, die nicht Englisch ihre Muttersprache nennen, als leichter verständlich auch weiter empfehlen könnte.
Eine Vortragsreihe aus dem Jahr 1996
Was ich aber glücklicherweise finde und was man unglaublich spannend finden kann, ist eine prominente öffentliche Vortragsreihe, die Professor Simon Conway Morris 1996 über sein Fachgebiet gehalten hat, und die vom BBC für das Fernsehen aufgezeichnet worden ist (1). Ähnliche Vorträge sind auch von Richard Dawkins bekannt. Und man wundert sich, warum man sich an solche unglaublich aufregenden, begeisternden Vorträge über Evolution im deutschen Fernsehen und in deutscher Sprache gar nicht erinnern kann. (Oder ist einem da etwas entgangen?)
Dabei sind solche Vorträge von immenser Wichtigkeit. Die schon genannte Philosophin Mathilde Ludendorff hatte sich begonnen, für sehr grundlegende Fragen der Evolution zu interessieren aufgrund der berühmten Vorträge ihres weltweit hoch angesehenen Lehrers August Weismann "Über Deszendenztheorie", die sie während ihres Medizinstudiums in Freiburg/Br. hörte, und die auch in schriftlicher Form vorliegen.
Ähnlich spannende Vorträge und Vortragsreihen möchte man gerne auch in deutscher Sprache für den heutigen Wissensstand hören. Die genannte Vortragsreihe von Simon Conway Morris ist natürlich in Englisch, aber sie darf dennoch viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da sie von einem genialen Wissenschaftler gehalten wurde. Damals war er noch jünger und er hielt sich damals noch durchgehend sehr eng an sein Thema. Schon gleich am Anfang ist es aufregend zu sehen, wie er Fossilien in die Hand nimmt und über sie erzählt. Hier spricht ein Mensch, der zutiefst fasziniert ist von seinem Forschungsfeld, und der befähigt ist, auch andere für dasselbe zu begeistern. Deshalb sei gerne auf diese Videos verwiesen. Diese 5-teilige BBC-Serie aus dem Jahr 1996 ist auf Youtube gerade erst eingestellt worden und es bleibt zu hoffen, daß sie hier auch erhalten bleibt.
Am Ende des ersten Teiles etwa erzählt Conway Morris Dinge über die Formung von Stromatolithen durch Bakterien, die Photosynthese betrieben, vor etwa 1 Mrd. Jahre, von denen auch über Evolution schon belesenere Menschen nicht unbedingt etwas gewußt haben werden. Etwa, daß man aufgrund ihrer Beschaffenheit folgern kann, daß damals das Jahr nicht 365 Tage hatte wie heute, sondern über 400 Tage, weil sich damals die Erde noch schneller drehte, weil der Mond damals noch näher zur Erde stand. Er entfernt sich allmählich immer mehr, wodurch die Erddrehung abgebremst wird, so Conway Morris.
Im dritten Teil erklärt Conway Morris sehr begeisternd Massenaussterben durch Meteroiten-Einschläge. Im vierten Teil behandelt er den berühmten Burgess Shale und die sogenannte Kambrische (Arten-)Revolution vor 550 Mio. Jahren, also sein eigenes Forschungsgebiet.
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1. Conway Morris, Simon: The History in Our Bones. The Royal Institution Christmas Lectures. In fünf Teilen, 1996
https://www.youtube.com/watch?v=vNPuyTNntrc&feature=share
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