Freitag, 20. Juli 2018

Der Übergang zum anatomisch modernen Menschen vor 300.000 bis 100.000 Jahren auf dem afrikanischen Kontinent

Der Übergang zum anatomisch modernen Menschen vor 300.000 bis 100.000 Jahren auf dem afrikanischen Kontinent
Das Ringen archaischerer mit moderneren Lebensformen

Die ältesten Vorfahren des anatomisch modernen Menschen, die 300.000 Jahre vor heute in Nordafrika lebten, wie man erst seit kurzem weiß, hatten, so führt eine neue Studie aus (1), eine Gesichtsmorphologie und Gehirngröße, die schon sehr ähnlich unserer heutigen war, allerding war ihre Kopfform mehr verlängert als so kugelförmig wie bei uns heute. Man könnte das als einen auffälligen Befund ansprechen! Warum verlängert statt rund???

Jedenfalls legt er die Vermutung nahe, so schreiben die Forscher (1), daß die Gehirnform und -funktion in den nächsten 200.000 Jahren noch weiter evoluieren mußten, um all das zu erreichen, was den anatomisch modernen Menschen seit etwa 100.000 Jahren ausmacht.

In Südafrika und Äthiopien waren deutlich jüngere Vorfahren des anatomisch modernen Menschen morphologisch noch viel vielfältiger gestaltet als jene genannten in Nordafrika, was manche Forscher bis heute dazu veranlaßte, sie sogar als anderen Vormenschen-Arten zugehörig anzusprechen. Beispielsweise gab es dort deutlich robustere, längere Gesichtsformen kombiniert mit runder, moderner Schädelform. Alle Merkmale des anatomisch modernen Menschen waren somit erst ab etwa 100.000 Jahren vor heute in Afrika versammelt.

Vielleicht hat also, so darf vermutet werden, schon vor 300.000 Jahren eine "avantgardistische" Menschengruppe vor allem in Nordafrika (?) schon vergleichsweise früh eine sehr modern-menschliche Art des Lebens angenommen, auch gehirnmäßig, hatte sich aber als solche evolutionär noch nicht so stabilisiert, so daß der evolutionäre Übergang dorthin dann doch noch einmal weitere 200.000 Jahre brauchte, um sich zu "stabilisieren" gegenüber Tendenzen archaischerer menschlicher Lebensformen.

Solche Zeitverzögerungen beim Durchsetzen moderner Lebensformen beobachtet man ja in der Evolution sehr häufig (Dinosaurier behielten noch lange die Vorherrschaft, als es Säugetiere schon längst gab usw.). Ebenso beobachtet man sie in der Kulturgeschichte der Menschheit sehr häufig: Die aufgeklärte Lebensform des antik-griechischen Menschen erlebte einen gewaltigen Rückschlag mit der Ausbreitung des bigott-christlichen Mittelalters und hat noch heute Mühe, sich gegen solche archaischeren Formen der Gestaltung der Gesellschaft und Kultur durchzusetzen.

So war es also womöglich auch schon vor 300.000 Jahren in Afrika. Und das würde sehr gut passen zur "Runaway Selction"-Evolution konkurrierender Gruppen, die der geniale Evolutionsbiologe Richard D. Alexander (geb. 1930) schon 1989 vorgeschlagen hatte, um Die Evolution der menschlichen Psyche zu erklären (2).

Original: "Extant human crania are characterized by a combination of features that distinguish us from our fossil relatives and ancestors, such as a small and gracile face, a chin, and a globular braincase. However, these typical modern human features emerge in a mosaic-like fashion within the H. sapiens clade. The oldest currently recognized members of the H. sapiens clade, from Jebel Irhoud in North Africa, have a facial morphology very similar to extant H. sapiens, as well as endocranial volumes that fall within the contemporary range of variation. However, their braincase shapes are elongated rather than globular, suggesting that distinctive features of brain shape, and possibly brain function, evolved within H. sapiens. Other early H. sapiens fossils from Florisbad in South Africa (~260 ka), Omo Kibish (~195 ka) and Herto (~160 ka), both in Ethiopia, are morphologically diverse. This diversity has led some researchers to propose that fossils such as Jebel Irhoud and Florisbad actually represent a more primitive species called ‘ H. helmei ’ , using the binomen given to the Florisbad partial cranium in 1935. In a similar vein, the fossil crania from Herto, which combine a relatively globular braincase with a robust occipital and large face, were described as the subspecies H. sapiens idaltu because they fall outside the variation of recent humans. However, we view H. sapiens as an evolving lineage with deep African roots, and therefore prefer to recognize such fossils as part of the diversity shown by early members of the H. sapiens clade. The full suite of cranial features characterizing contemporary humans does not appear until fairly recently, between about ~100 – 40 ka."

1. Did Our Species Evolve in Subdivided Populations across Africa, and Why Does It Matter?. Trends in Ecology & Evolution, 2018, Available from: https://www.researchgate.net/publication/326408394_Did_Our_Species_Evolve_in_Subdivided_Populations_across_Africa_and_Why_Does_It_Matter [accessed Jul 20 2018].
2. Alexander, Richard D.: The evolution of the human psyche. In The Human Revolution, C. Stringer and P. Mellars (eds), Univ. of Edinburgh Press 1989, pp. 455-513. http://rdalexander.qwriting.qc.cuny.edu/files/2018/05/Alexander89.pdf
https://www.researchgate.net/publication/326408394_Did_Our_Species_Evolve_in_Subdivided_Populations_across_Africa_and_Why_Does_It_Matter

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