Sonntag, 19. März 2017

Morgenammern haben lokal unterschiedliche erlernte Gesangsdialekte und diese Dialekte bilden zugleich (aufgrund von...

Morgenammern haben lokal unterschiedliche erlernte Gesangsdialekte und diese Dialekte bilden zugleich (aufgrund von female choice) Fortpflanzungsgrenzen aus, tragen also auch bei zu genetischen Populationsunterschieden. Nicht nur geographische Distanz und Barrieren (Gebirge, Flüsse) erklären also auch hier die genetischen Populationsunterschiede bei Morgenammern allein, sondern auch die lokalen Gesangsdialekte.

So weit eine Zusammenfassung des folgenden. Nun die Einzelheiten.

Morgenammern ("rufous-collared sparrows", Zonotrichia capensis) sind monogam lebende Singvögel, die in ganz Südamerika verbreitet sind und schon seit Jahrzehnten als eine Art Modellorganismus erforscht werden. Die Männchen der Morgenammern lernen durch Nachahmung von ihren Artgenossen lokale Gesangsdialekte. Und die Weibchen der Morgenammern heiraten schon seit Jahrhunderten (wie es scheint) vornehmlich Männchen, die denselben Gesangsdialekt singen wie ihre Väter. Deshalb bildet hier ein erlerntes Merkmal - der Gesangsdialekt - genetische Unterschiede zwischen den Morgenammer-Populationen aus, die nicht allein durch geographische Verhältnisse erklärt werden können. Dies ist das Ergebnis einer neuen Forschungsstudie von Julie E. Danner ("Genetic population structure in an equatorial sparrow: roles for culture and geography", Journal of Evolutionary Biology, 2017, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jeb.13065/abstract).

Dass solche Verhältnisse vorliegen, wurde schon seit Jahrzehnten vermutet und der Forscherstreit geht diesbezüglich seit Jahrzehnten hin und her. Auf dem englischen Wikipedia ist er auszugsweise dokumentiert. Dort steht über die Morgenammern: "It is famous for its diverse vocalizations, which have been intensely studied since the 1970s."

Und dann: "This ecologically catholic neotropical songbird provides perhaps one of the clearest and most widely distributed habitat-related dialect systems. The geographic variation in the song of this species became apparent over 30 years ago with F. Nottebohm's study in subtropical and temperate Argentina. He interpreted his findings largely in the context established a few years before in the white-crowned sparrow, that is, he suggested that these dialects perhaps serve to enhance the genetic integrity of local populations."

Der Forscher F. Nottebohm, auf den sich auch Danner bezieht, ging also schon vor 30 Jahren mit einer kühnen Hypothese voran, indem er vermutete, postulierte: "Die Dialekte verstärken die genetische Einheitlichkeit der lokalen Populationen."

Und genau das hat Danner jetzt in ihrer neuesten Studie bestätigt. Auf Wikip., wo dieser neue Artikel noch nicht eingearbeitet ist, heißt es weiter:

"The first direct investigation of this possibility, while providing no support for what came to be called the "genetic adaptation hypothesis" (GAH), which explains the vocal dialects of the brown-headed cowbird (Molothrus ater) well. (A study) showed that the spatial organisation of song variation was very closely associated with the distribution of distinct habitat types. Moreover, the structural characteristics of the dialect variable (trill interval) showed variation largely consistent with the interspecific acoustic patterns described by E.S. Morton, that is, in general, the trill interval varied from short (c. 50 ms; rapid trills) in open grasslands to long (1–200 ms; slow whistles) in woodlands and forests. This ecological dimension was explored further by Handford and students in the highly diverse habitats of northwestern Argentina. They showed that the ecological ordering of dialect variation over a huge geographical space (1,200 km × 350 km or 750 mi × 220 mi) and across a dramatic sweep of structurally distinct habitats (puna scrub, grassland, desert scrub, thorn woodland, and drought-deciduous forest (see Figure) was largely consistent with the previously established picture."

Hier wird also argumentiert, dass die Dialekte vornehmlich an geographische und ökologische Bedingungen angepasst sind. Dem widersprechen dann aber wieder die weiteren Ausführungen:

"This work also demonstrated that these spatial patterns show temporal stability of at least 20 years (now known to exceed 30 years), and stability on the order of centuries is implied by the persistence of certain habitat dialects long after the native vegetation has been removed by agriculture."

Also die unterschiedlichen Morgenammer-(Gesangs-)Kulturen bleiben sogar erhalten, wenn die natürliche Umgebung sich durch menschlichen Pflanzenanbau drastisch ändert. Weiter:

"This massive demonstration of acoustically rational habitat-based song variation strongly supports what is now known as the Acoustic Adaptation Hypothesis. However, the work also provided a basis for a final evaluation of the GAH on a similar geographical scale. This study showed that the substantial genetic variation shown by the species is organised largely by distance; dialect songs impose no further structure: it seems that for this species the GAH has no explanatory value. The most recent work on this species confirms that the clear ecological segregation of acoustically rational vocal dialects in Argentina extends from 22ºS at the Bolivian border south to 42ºS in northern Patagonia. Across this vast space, the greatest song diversity is concentrated in the vegetationally diverse north west; in the ecologically more uniform central and southern regions, great song uniformity is encountered; finally, island habitats, such as montane grasslands, are represented by repeated islands of the specific song dialect. Other recent work suggests, however, that tropical population (Ecuador) do not show this pattern: instead, individuals show repertoires (from 1–7 trill-types; mean = c. 4) and local populations can show nearly as much trill variation as is known from all Argentina."

Also, die neueste Studie von Julie E. Danner aus diesem Jahr ist hier noch nicht referiert. Es ist unglaublich spannend zu sehen, dass hier auf dem Gebiet der Gen-Kultur-Koevolution von Singvögeln die gleichen Diskussionen geführt werden, wie sie - beispielsweise - in der Archäologie und Kulturanthropologie bezüglich der menschlichen Kulturen geführt worden sind und wo sie inzwischen in ähnlicher Richtung entschieden sind wie neuerdings auch bezüglich sowohl hier der Morgenammern wie auch - schon vor einem Jahr - bezüglich der Schwertwal-Populationen im Atlantischen Ozean.

Überall erklärt nicht Distanz allein die kulturelle und genetische Vielfalt der Populationen, sondern eben Kultur selbst. Die Muttersprache (bei den Menschenvölkern), der erlernte Gesang (bei den Morgenammern) und verschiedene kulturell erlernte Verhaltensweisen, wohl auch Lautäußerungen (bei den Schwertwalen).

Das wächst sich immer mehr zu einem hochgradig spannenden Forschungsgebiet aus. Man kann sagen, dass hier konvergente Evolution von "Völkern" festzustellen ist. Es dürfte auch ein spannender Zusammenhang sein, dass die Morgenammern monogam sind. Bekanntlich spielt Monogamie eine Rolle bei der Evolution sowohl von Altruismus wie von Intelligenz. (Worüber ich schon mehrfach auf meinen Blogs und hier berichtet habe.)

Danner schreibt nun in ihrer Studie, dass die Männchen der Morgenammern unterschiedliche Dialekte gar nicht zu unterscheiden scheinen, sondern dass das nur die Weibchen tun. Das erinnert ein wenig an den Zusammenhang, dass auch Menschenfrauen auf genetisch unterschiedliche ("fremde") Menschen zum Beispiel in der Schwangerschaft deutlicher reagieren. Auch das Vertrauens- und Bindungshormon Oxytocin hat eine solche Wirkung.

Da ja Fortpflanzungsgrenzen letztlich zu Artbildung führen können, bewirkt also hier die eingespielte monogame Paar-Kommunikation zwischen Weibchen und Männchen die Evolution kultureller, ja sogar genetischer Gruppen-Vielfalt, was in letzter Instanz dann natürlich auch Artbildung bewirken könnte.

Danner schreibt zusammenfassend: "We found that both latitude and the Andean Ridge played the largest roles in structuring song dialects, and other geographic variables (a river valley and longitude) played smaller roles. In addition, song dialects of contiguous"
- also benachbarten -
"populations differed by the same degree or more than between two populations previously shown to exhibit female preference for local song dialect, suggesting that birds from these populations may also breed preferentially with locals. Results from genetic clustering and variance partitioning revealed that both song dialect and geographic variables were independent mechanisms of population genetic divergence, as were distance, the river valley and the Andean Ridge."

https://en.wikipedia.org/wiki/Rufous-collared_sparrow

https://en.wikipedia.org/wiki/Rufous-collared_sparrow

Freitag, 17. März 2017

Kreationismus, Intelligent Design, Schöpfung und Schöpfungslehre, Evolution und Evolutionskritik


Nach dem Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren sind die heute bekannten Vogelarten überraschend schnell fast in ihrer ganzen Vielfalt entstanden. Es handelt sich nach heutigem Forschungsstand mehr um einen Arten-"Busch" als um einen Stamm-"Baum", auf den diese Vielfalt zurück geführt werden kann.

Sprich: Die Artwerdung der modernen Vögel ist wissenschaftlich noch überhaupt nicht geklärt.

"Katastrophen beschleunigen die Artwerdung", heißt es deshalb in einer Überschrift der Zeitschrift "Nature" vom 16. Februar 2017. Diese Überschrift bezieht sich auf einen Forschungsartikel ("Mega-evolutionary dynamics of the adaptive radiation of birds") in derselben Ausgabe. Der Artikel untersucht die Evolution der Schnabelformen der modernen Vögel. Sein Inhalt ist besonders leicht verständlich formuliert.

Es gibt aber einen deutschsprachigen Artikel (von einem Reinhard Junker), der den Inhalt recht gut referiert. Hier heißt es:

"Von wenigen Ausnahmen abgesehen änderten sich die Schnabelformen nach der Anfangsdivergenz nur noch relativ geringfügig in der Art eines Fine-Tunings und durch ökologische Anpassungen."

Wir haben also eine kurze Phase beschleunigter Evolution und danach weitgehende Artenkonstanz! Dasselbe Phänomen, das in den letzten Jahren auch für die Säugetiere nach dem Aussterben der Dinosaurier mehrfach genauer untersucht worden ist.

(Die beiden letzten Absätze des Berichts von R. Junker kann man sich freilich schenken. Es gibt immer noch Leute, die die Bibel und die Evolutionstheorie miteinander in Einklang bringen wollen - Wahnsinn.)

http://www.genesisnet.info/index.php?News=245
http://www.genesisnet.info/index.php?News=245

Samstag, 11. März 2017

"Zuverlässig, belastbar, schüttelfest. Und der Akku ist niemals leer."

"Zuverlässig, belastbar, schüttelfest. Und der Akku ist niemals leer."
Wir lassen uns anfeuern wie Soldaten im Krieg - Unsere moderne Arbeitsgesellschaft ist von tiefer Unmoral erfüllt Ich habe als Arbeitsberater und Dozent in der Erwachsenenbildung viele Jahre Berufs- und Lebensberatung für hunderte von Mitmenschen geleistet,...

Freitag, 10. März 2017

Ich weiß nicht, ob ein Artikel aus der ancient-DNA-Forschung, der schon drei Jahre alt ist (1), noch den AKTUELLEN...

Ich weiß nicht, ob ein Artikel aus der ancient-DNA-Forschung, der schon drei Jahre alt ist (1), noch den AKTUELLEN Forschungsstand repräsentieren kann. (Denn es geschieht da grade unglaublich viel.) Da ich aber erst jetzt dazu komme, mir diesen Artikel genauer anzuschauen, entdecke ich darin doch einiges Neue für mich.

Obwohl ich bisher davon ausgegangen bin, dass die nordeuropäischen vorbäuerlichen Völker ausgestorben sind und vor allem durch die Trichterbecherkultur ersetzt worden sind und später durch die Indogermanen, würde aus der hier referierten Studie von Johannes Krause in Jena hervorgehen, dass sich 20 bis 30 Prozent der Gene der VORBÄUERLICHEN nordeuropäischen Gene bis heute in den Menschen Nordeuropas erhalten haben. (Nicht jedoch in Südeuropa, wo unter anderem genetische Ähnlichkeit mit den ersten bäuerlichen Völkern aus dem anatolischen Raum zu finden ist.)

Dann gibt es aber da noch das Genom eines Jungen, der vor 24.000 Jahren in der Nähe des Baikalsees in Sibirien, nördlich der Mongolei gelebt hat. Seine Gene finden sich in heutigen asiatischen Völkern überhaupt nicht wieder. WOHL aber EINERSEITS bei den Ureinwohnern Amerikas und ANDERERSEITS bei dem (weitgehend ausgestorbenen) skandinavischen Fischer-Volk rund um die Ostsee, das von den Archäologen "Ertebolle-Kultur" genannt wird (und das übrigens seine Keramik wahrscheinlich nicht aus Südeuropa sondern über den russischen Raum hinweg aus - letztlich - Japan erhalten hat, wo die Archäologen die bis dato älteste Keramik der Welt gefunden haben).

Und dann finden sich die Gene dieses Baikal-Jungen auch in heutigen nordeuropäischen Bevölkerungen. In Bezug auf all diese Dinge werden sicherlich schon die nächsten Monate und Jahre noch viel mehr Klarheit und Eindeutigkeit bringen als das hier aufscheinen kann.

Hier noch mal die wichtigsten Auszüge dazu im Originaltext:

"... The mysterious Eurasian DNA. It is missing from hunter-gatherers from Luxembourg and Spain, as well as from the early farmers sequenced so far. But it shows up in ancient hunter-gatherers in Scandinavia. And
it is widespread in modern Europeans, accounting for about 20% of the genome of most Europeans, on average, reaching 29% in central and northern Europeans, such as Estonians, Lithuanians, and Scandinavians. People in southern Europe today have very little of this ghost lineage and instead inherited a high proportion of their genes— up to 90% in the case of Sardinians—from the first European farmers.

A clue to where the mystery DNA originated turned up far afield, in the genome of the 24,000-year-old Mal’ta boy from Siberia (Science, 25 October 2013, p. 409): It closely matches the European sequences. No living Asians still carry the boy’s type of DNA. But significant portions of his genome also live on in Native Americans, suggesting that they, like Europeans, are partly derived from the same source in northern Eurasia, Krause reported. He concluded that these Eurasians lived in Siberia 24,000 years ago. Some of their descendants then crossed Beringia to the New World more than 14,000 years ago. Others reached Scandinavia—but not central or Western Europe—by 8000 years ago, explaining the presence of their DNA in Scandinavian hunter-gatherers.

Then, sometime after 7000 years ago, people carrying this DNA entered central and Western Europe. In his talk, Krause noted that previous work has shown a major shift in mitochondrial DNA types in central Europe about 4000 to 5000 years ago, and speculated that this group’s expansion may be the cause."

1. Ann Gibbons: Three-part ancestry for Europeans, Science Mag. 2014
http://science.sciencemag.org/content/345/6201/1106/tab-e-letters
http://science.sciencemag.org/content/345/6201/1106/tab-e-letters

Sonntag, 5. März 2017

Das große Rätsel, wie im Viktoriasee in Ostafrika, der vor etwa 150.000 Jahren ganz ausgetrocknet war, seither, also...

Das große Rätsel, wie im Viktoriasee in Ostafrika, der vor etwa 150.000 Jahren ganz ausgetrocknet war, seither, also innerhalb von nur 150.000 Jahren über 700 endemische, also nur in diesem See vorkommende Buntbarsch-Arten entstehen konnten, ist seiner Lösung offenbar wieder in Stück näher gekommen (siehe "Ancient hybridization fuels rapid cichlid fish adaptive radiations", Nature Communications, 2017).

Alle diese 700 Arten stammen von nur 2 Arten ab und sind durch Vermischung dieser beiden Arten entstanden, so eine neue Studie. Und die Studie vermutet, dass die Vermischung dieser beiden Arten eine große Varietätenvielfalt von Nachkommen hervorgebracht hat, die sich dann in so kurzer Zeit in so viele Arten aufspalten konnten.

Hinzu kommt
(siehe dazu auch den entsprechenden Abschnitt auf engl. Wikip. https://en.wikipedia.org/wiki/Cichlid#Speciation),
was schon früher bekannt und gemutmaßt wurde, dass es eine große phänotypische Plastizität bei diesen Buntbarschen hinsichtlich ihrer Maulform gibt, aufgrund dessen sie sich sehr unterschiedlich an unterschiedliche Nahrung anpassen können. Wenn sich ähnlich phänotypisch geformte Buntbarsche um die gleiche Nahrungsquelle sammeln, paaren sie sich nahe liegender Weise auch miteinander und bilden so über mehrere Generationen neue Arten.

Hiermit kommt man dem "plasticity first model of evolution" - das hier auf dem Google Plus-Profil ein paar Tage später referiert worden ist, gefährlich nahe.

Artbildung kommt auch zustande aufgrund großer Vielfalt in der Färbung der Schuppen. Die Artgrenzen brechen zusammen, wenn das Wasser schmutzig wird und diese Farbunterschiede von den Tieren nicht mehr wahrgenommen werden können.

In der neuen Studie heißt es: "Selection against hybrids may be weak during colonization of new environments." In der Tat, sonst können Mischlinge ja auch leicht "ausgemendelt" werden. Aber wenn sie inmitten von aussterbenden Völkern oder Populationen, bzw. in wenig oder unbesiedelten Regionen leben, eben nicht.

Übrigens sehen wir ja, dass es auch beim Menschen beim Besiedeln neuer Lebensräume immer wieder zur Vermischung mit anderen, bzw. einheimischen Populationen gekommen ist (s. etwa Vermischung mit Neandertalern), wodurch es dann zur Entstehung ganz neuer Völker, ja, sogar Rassen kommen konnte. So auch nur ist es zu erklären, dass es erst vergleichsweise spät zu einem ganz neuen Menschentypus kommen konnte, nämlich dem heutigen nordeuropäischen, der als solcher ERST um 4.300 v. Ztr. (!), also evolutionsgeschichtlich sehr spät, entstanden ist mit blauer Augenfarbe, heller Haut, vergleichsweise hoher angeborener Intelligenz, nicht geringen Anteilen von ADHS (Neugier-Gen), der Fähigkeit, als Erwachsener Rohmilch zu verdauen und anderer - zumindest in dieser KOMBINATION - ziemlich einzigartigen genetischen Eigenschaften mehr.

Vor noch kürzerer Zeit ist das genetisch einzigartige aschkenasische Judentum um 850 n. Ztr. in Worms, Speyer und Mainz aus einer kleinen Gründerpopulation entstanden durch eine Vermischung männlicher, aus Italien zugewanderter Juden mit mitteleuropäischen Frauen. (Etwa zur gleichen Zeit wie sich das deutsche und französische Volk sprachlich und damit auch kulturell und teilweise genetisch voneinander getrennt haben.)

Interessanterweise wird in der neuen Buntbarsch-Studie auch auf ein Opsin-Gen abgehoben, das die Farbwahrnehmung der Fische verfeinert, und das eine größere Rolle bei der Artbildung gespielt haben könnte.

Da könnte man ja fragen: Haben sich auch beim Menschen erst Wahrnehmungspräferenzen genetisch geändert und sind DANN die jeweiligen Völker entstanden durch Endogamie? (Richard Dawkins hat über exakt solche Dinge schon 2004 in seinem Buch "Ancestor's Tale" nachgedacht. Dort hat er auch darüber nachgedacht, wie wir Rassenmischlinge wahrnehmen und "zuordnen".)

http://www.nature.com/articles/ncomms14363
http://www.nature.com/articles/ncomms14363

Samstag, 4. März 2017

"Jenseits der Materie - Warum die Wissenschaft Metaphysik braucht".

"Jenseits der Materie - Warum die Wissenschaft Metaphysik braucht".

Ein neues Buch ("Beyond Matter - Why Science Needs Metaphysics", 2017 von Roger Trigg) weist darauf hin,

"dass die Multiversen-Hypothese zu weit von der Möglichkeit einer empirischen Belegbarkeit, die auf Beobachtungen gründet, entfernt ist, um zu erklären oder wegzuerklären jene Tatsachen, die durch das Anthropische Prinzip identifiziert worden sind."

Es erscheint bedeutsam, dass auf diesen Umstand einmal wieder hingewiesen wird.

Weiterhin wendet sich das Buch der Evolutionären Erkenntnistheorie zu und geht der Annahme nach, dass ein dualistisches Weltbild besser zu der reduktionistischen Vorgehensweise der Naturwissenschaft passen würde, um die Widerspruchslosigkeit in allen naturwissenschaftlich vorfindbaren Fakten und ihrer kohärenten Deutung aufzuzeigen. Natürlich will er damit in letzter Instanz ein christliches Weltbild retten, weshalb sein Buch ja auch von der Templeton Foundation gefördert worden ist.

Was wird man auf seinen Denkansatz erwidern müssen?

Der Philosoph Nicolai Hartmann, auf den sich Konrad Lorenz gerne bezog, hat aufgezeigt, dass naturwissenschaftliches, rationales Erkennen deshalb und dadurch möglich wird, dass die uns angeborenen Erkenntnis-Kategorien - aufgrund Jahrmillionenlanger darwinischer Anpassung unseres Welterkennungsapparates - zu den Seinskategorien dieser Welt passen.

Sprich, unsere von I. Kant erforschten Erkenntnis-Kategorien (Raum, Zeit, Ursächlichkeit) passen zu den vorgefundenen Seins-Kategorien, nämlich dass die Welt sich nach den Kategorien von Raum, Zeit und Ursächlichkeit strukturiert aufgrund der evolutionären Anpassung (das ist der Hypothetischer Realismus der Evolutionären Erkenntnistheorie).

Wenn jetzt Trigg den längst verworfenen Dualismus wieder ins Spiel bringt, dann hat er natürlich insofern einen Grund dafür, als das Zusammenpassen der nichtrationalen Aspekte unserer Wirklichkeit (wie sie in Relativitätstheorie, Quantentheorie, Theorie komplexer Systeme, Anthropischem Prinzip usw.) zutage treten und unseres Erlebens dieser und weiterer nichtrationaler Aspekte von den Universitätsphilosophen noch nicht philosophisch so gründlich gefasst worden sind wie das durch Nicolai Hartmann für das naturwissenschaftliche Erkennen geleistet worden ist.

Der Biophysiker Gerold Adam (Hermin Leupold) hat in seinen späten Arbeiten darauf hingewiesen, dass es parallel zu der Erkenntnistheorie der rationalen Aspekte unserer Wirklichkeit und unseres Erlebens, wie sie von Nicolai Hartmann geleistet worden ist, auch eine Erkenntnistheorie der nichtrationalen Aspekte unserer Wirklichkeit und unseres Erlebens geben muss, wie sie von Konrad Lorenz, I. Eibl-Eibesfeldt und Mathilde Ludendorff in einem ersten Angang gegeben worden sind.

Ist diese Ergänzung des philosophischen Deutungsrahmens erfolgt, erübrigt sich ein dualistischer Denkansatz und ein dualistisches Weltbild.

(zu: David J. Depew, "Beyond Matter: Why Science Needs Metaphysics by Roger Trigg," The Quarterly Review of Biology 92, no. 1 (March 2017): 81-82)

http://www.journals.uchicago.edu/doi/abs/10.1086/690845
http://www.journals.uchicago.edu/doi/abs/10.1086/690845

Forscher vermuten, dass sie eine Gründermutation, verantwortlich für die Fettverdauung, entdeckt haben, die sich bei...


Forscher vermuten, dass sie eine Gründermutation, verantwortlich für die Fettverdauung, entdeckt haben, die sich bei der ersten Besiedlung des amerikanischen Kontinents vor 18.000 Jahren ergeben hat.

Sie kamen auf diese Mutation, indem sie dem Umstand nachgingen, dass die Inuit in der Arktis traditionell eine Nahrung mit viel Protein und viel Fett genossen haben und vermutlich deshalb in ihrem Genom Zeichen positiver Selektion an mehreren Stellen ihrer FADS-Gene auf Chromosom 11 (FADS1, FADS2, und FADS3) aufweisen. Diese sind beteiligt am Stoffwechsel von Omega-3-Fettsäuren (PUFAs).

Mehrere Haplotypen dieser Gene, so zeigen sie nun auf, weisen interkontinentale Unterschiede in ihrer Häufigkeitsverteilung auf, was ein Hinweis auf örtliche Anpassung (lokale Selektion) sein könnte. Eine Verbreitungskarte der Studie (s.u.) zeigt sogar die häufigste Verbreitung eines diesbezüglichen Haplotypen in Südamerika auf (>90% der Ureinwohner besitzen ihn). Auch bei einigen sibirischen Stämmen.

Die Forscher vermuten nun, dass sie hier auf das Zeichen einer Gründermutation gestoßen sind, die sich bei der ersten Besiedlung des amerikansichen Kontinents vor 18.000 Jahren ergeben hat. Nach der Karte kommt sie auch in ganz Ost- und Südasien in geringerer Häufigkeit vor (>40%) als in Indien und westlich des Urals (>60%). Auch dies könnte noch ein interpretationsbedürftiger Sachverhalt sein (unterschiedliche Gründerpopulationen der heutigen Bevölkerungen in Ostasien und Europa um 4.500 v. Ztr.).

Außerdem könnte erklärungsbedürftig sein, warum diese Eigenschaft in ganz Südamerika noch stärker selektiert wurde als in Nordamerika außerhalb Grönlands (wo mitunter nur 70% der Ureinwohner sie aufweisen).

Die Verbreitungskarte erinnert im Groben an eine andere Karte, in der die kontinentale Häufigkeitsverteilung einer siebenfachen Gensequenz aufgezeichnet ist, die mitverantwortlich ist für das "Zappelphilipp-Syndrom" ADHS. Auch sie zeigt ausgerechnet für Südamerika höhere Werte auf als sonst. (Und die niedrigsten Werte für China und die Buschleute in Südafrika.)

Es deutet sich wohl auch hier wieder einmal an, dass nicht NUR das Klima Geschichte geschrieben hat, sondern auch Völker und ihre Schicksale, also mehr oder weniger auch bewusste Entscheidungen von Menschen bei der Gestaltung und (demographischen) Verbreitung ihrer Kultur.

("Genetic signature of natural selection in first Americans", PNAS 2017)

Die Menschen und Völker sind lange ausgestorben - ihre domestizierten Pflanzen leben bis heute weiter und zeugen von...

Die Menschen und Völker sind lange ausgestorben - ihre domestizierten Pflanzen leben bis heute weiter und zeugen von den einstigen Menschen, die sie kultivierten. Wo? Tief im Dschungel des Amazonas. Und die Pflanzen von wem? Von Stämmen, Völkern und Kulturen, die vor der Ankunft von Kolumbus im Amazonas-Urwald lebten.

Die Forscher analysierten die Verbreitung von 85 domestizierten Pflanzenarten, die im Amazonas zwischen 4000 anderen Pflanzenarten wachsen. Diese sind nahe archäologischer Stätten, menschengemachter Hügel und Terrassen sowie Orten mit Felsbildkunst häufiger zu finden als sonst.

Auch mögen sie Anzeiger von archäologischen Stätten sein, die noch gar nicht nachgewiesen worden sind.

„Einige der heute in Amazonaswäldern vorkommenden Arten wie Kakaobaum, Kohlpalme (Acai-Beere) und Paranussbaum sind möglicherweise so verbreitet, weil sie von Menschen gepflanzt wurden, die weit vor der Ankunft der europäischen Kolonisten lebten.“

("Persistent effects of pre-Columbian plant domestication on Amazonian forest composition" in Science)

https://www.welt.de/wissenschaft/article162547476/Der-Amazonas-ist-auch-nur-ein-Garten.html
https://www.welt.de/wissenschaft/article162547476/Der-Amazonas-ist-auch-nur-ein-Garten.html