Das große Rätsel, wie im Viktoriasee in Ostafrika, der vor etwa 150.000 Jahren ganz ausgetrocknet war, seither, also innerhalb von nur 150.000 Jahren über 700 endemische, also nur in diesem See vorkommende Buntbarsch-Arten entstehen konnten, ist seiner Lösung offenbar wieder in Stück näher gekommen (siehe "Ancient hybridization fuels rapid cichlid fish adaptive radiations", Nature Communications, 2017).
Alle diese 700 Arten stammen von nur 2 Arten ab und sind durch Vermischung dieser beiden Arten entstanden, so eine neue Studie. Und die Studie vermutet, dass die Vermischung dieser beiden Arten eine große Varietätenvielfalt von Nachkommen hervorgebracht hat, die sich dann in so kurzer Zeit in so viele Arten aufspalten konnten.
Hinzu kommt
(siehe dazu auch den entsprechenden Abschnitt auf engl. Wikip. https://en.wikipedia.org/wiki/Cichlid#Speciation),
was schon früher bekannt und gemutmaßt wurde, dass es eine große phänotypische Plastizität bei diesen Buntbarschen hinsichtlich ihrer Maulform gibt, aufgrund dessen sie sich sehr unterschiedlich an unterschiedliche Nahrung anpassen können. Wenn sich ähnlich phänotypisch geformte Buntbarsche um die gleiche Nahrungsquelle sammeln, paaren sie sich nahe liegender Weise auch miteinander und bilden so über mehrere Generationen neue Arten.
Hiermit kommt man dem "plasticity first model of evolution" - das hier auf dem Google Plus-Profil ein paar Tage später referiert worden ist, gefährlich nahe.
Artbildung kommt auch zustande aufgrund großer Vielfalt in der Färbung der Schuppen. Die Artgrenzen brechen zusammen, wenn das Wasser schmutzig wird und diese Farbunterschiede von den Tieren nicht mehr wahrgenommen werden können.
In der neuen Studie heißt es: "Selection against hybrids may be weak during colonization of new environments." In der Tat, sonst können Mischlinge ja auch leicht "ausgemendelt" werden. Aber wenn sie inmitten von aussterbenden Völkern oder Populationen, bzw. in wenig oder unbesiedelten Regionen leben, eben nicht.
Übrigens sehen wir ja, dass es auch beim Menschen beim Besiedeln neuer Lebensräume immer wieder zur Vermischung mit anderen, bzw. einheimischen Populationen gekommen ist (s. etwa Vermischung mit Neandertalern), wodurch es dann zur Entstehung ganz neuer Völker, ja, sogar Rassen kommen konnte. So auch nur ist es zu erklären, dass es erst vergleichsweise spät zu einem ganz neuen Menschentypus kommen konnte, nämlich dem heutigen nordeuropäischen, der als solcher ERST um 4.300 v. Ztr. (!), also evolutionsgeschichtlich sehr spät, entstanden ist mit blauer Augenfarbe, heller Haut, vergleichsweise hoher angeborener Intelligenz, nicht geringen Anteilen von ADHS (Neugier-Gen), der Fähigkeit, als Erwachsener Rohmilch zu verdauen und anderer - zumindest in dieser KOMBINATION - ziemlich einzigartigen genetischen Eigenschaften mehr.
Vor noch kürzerer Zeit ist das genetisch einzigartige aschkenasische Judentum um 850 n. Ztr. in Worms, Speyer und Mainz aus einer kleinen Gründerpopulation entstanden durch eine Vermischung männlicher, aus Italien zugewanderter Juden mit mitteleuropäischen Frauen. (Etwa zur gleichen Zeit wie sich das deutsche und französische Volk sprachlich und damit auch kulturell und teilweise genetisch voneinander getrennt haben.)
Interessanterweise wird in der neuen Buntbarsch-Studie auch auf ein Opsin-Gen abgehoben, das die Farbwahrnehmung der Fische verfeinert, und das eine größere Rolle bei der Artbildung gespielt haben könnte.
Da könnte man ja fragen: Haben sich auch beim Menschen erst Wahrnehmungspräferenzen genetisch geändert und sind DANN die jeweiligen Völker entstanden durch Endogamie? (Richard Dawkins hat über exakt solche Dinge schon 2004 in seinem Buch "Ancestor's Tale" nachgedacht. Dort hat er auch darüber nachgedacht, wie wir Rassenmischlinge wahrnehmen und "zuordnen".)
http://www.nature.com/articles/ncomms14363
http://www.nature.com/articles/ncomms14363
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