Donnerstag, 19. Oktober 2017

Der VBIO weiter auf Retro-Linie

Der VBIO weiter auf Retro-Linie

Bernd Müller-Röber, Professor für Molekularbiologie an der Universität Potsdam und Präsident des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO), nennt in einem neuen Artikel (1) die Berücksichtigung biologischer Erkenntnisse über den Menschen im Bereich von Politik und Gesellschaft eine "Übertragung in fachfremde Kontexte"!!!!

Molekularbiologen, ihre Tunnelblicke und die Scherze, die dabei heraus kommen! Als ob ich als Mensch und Teil einer Gesellschaft aufhören würde, ein biologisches Wesen zu sein. Als ob die heute in der Wissenschaft dominierende "Social Brain-"Theorie keine biologische Theorie wäre, als ob Hirnforscher Gerhard Roth nicht schon längst davon sprechen würde, daß Biologie sogar menschliche Seele "macht" (vgl. "Wie das Gehirn die Seele macht"), und daß Biologen und Hirnforscher sehr viel dazu sagen können, wie sie das macht.

Als ob also Gesellschaft und Politik für einen Biologen fachfremde Gebiete sein können! Als ob Biologie für Gesellschaftswissenschaften und Politiker fachfremde Gebiete sein dürfen! Aber Bernd Müller-Röber sagt:

"Im schlimmsten Fall müssen die Biowissenschaften zur Begründung oder Widerlegung sozialer, gesellschaftlicher, ökonomischer oder gar weltanschaulicher Hypothesen herhalten."

Im schlimmsten Fall? - Nein, es ist umgekehrt: Im schlimmsten Fall werden soziale, gesellschaftliche, ökonomische und weltanschauliche Hypothesen über den Menschen und seine Vergesellschaftung aufgestellt unter Nichtberücksichtigung des biologischen Forschungsstandes. So herum wird doch ein Schuh daraus! So muß ich doch als Präsident eines VBIO argumentieren. Der Mensch ist ALS biologisches Wesen kulturfähig. Hier "Fächergrenzen" etablieren zu wollen, ist so etwas von Retro und "80iger", das glaubt man ja gar nicht.

Dann sagt er: "Wer erinnert sich nicht an Thilo Sarrazin, der vor einigen Jahren verkündete 'Deutschland schafft sich ab' - und dies unter anderem auch genetisch begründen wollte."

Ist ja nicht zu glauben! Wie konnte er nur! Wahrscheinlich wieder so eine "Übertragung in fachfremde Kontexte", die einen aus dem molekularbiologischen Tunnelblick herausreißen möchte. Igittigitt, ist das unangenehm! Aber seit wann würde der VBIO auch bezüglich solcher Themen durch differenzierte, kenntnisreiche, informierte Stellungnahmen glänzen. Fast möchte man meinen, die Befähigung zum Gegenteil sei das Auswahlkriterium für die Wahl zum dortigen Präsidenten ....

1. Bernd Müller-Röber: Biowissenschaften zwischen Ignoranz und Instrumentalisierung. In: Biologie in unserer Zeit, 2017, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/biuz.201770502/full
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/biuz.201770502/full

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