Freitag, 13. Oktober 2017

Mitmach-Genetik - Drittmeinungen einholen!

Mitmach-Genetik - Drittmeinungen einholen!

Mitmach-Genetik - ich bin seit Jahren ein großer Freund und Propagandist derselben. Und ich habe schon mehrere Blogartikel über meine eigenen Gene geschrieben. Das Sequenzieren derselben wird ja auch immer günstiger. Bei Myheritage kostet es derzeit nur 60 Euro. Ein Spottpreis.

Englisch heißt das in der Wissenschaft übrigens "Direct-to-consumer genetics" (DTC-GT). Und gerade wird in einem wissenschaftlichen Artikel (1) ein Überblick über derzeitige Angebote gegeben, der sehr nützlich ist, und in dem auch jemand wie ich viel Neues erfährt.

Insbesondere ist hier davon zu erfahren, daß es inzwischen im Internet zahlreiche Angebote gibt, um sich eine "dritte Meinung" über den Informationsgehalt seiner Gene bei heutigem Forschungsstand einzuholen ("Third party interpretation" TPI). Zweitmeinungen hatte ich ja schon erhalten und ich hatte da nicht alles glauben können. Gut, wenn es jetzt sogar Drittmeinungen gibt!!! :)

Im Grunde handelt es sich bei allem immer nur um Auswertung der aktuellen Forschungsliteratur und dessen, was sie über die eigenen Gene bislang sagen kann. Es hat nicht jeder gelernt, mit Forschungsliteratur umzugehen, aber man kann es sich hierbei ja auch aneignen. Jedenfalls darf man da natürlich nicht gleich alles für bare Münze nehmen. Es können sich massenhaft Irrtümer einschleichen, die Forscher selbst schon können sich geirrt haben oder jene, die die Studien auswerten für die "Drittmeinung". In der neuen Studie heißt es nun über solche Angebote:

"Most of the websites we observed use single nucleotide polymorphism (SNP)-based raw data derived from DTC-GT companies such as 23 and Me, Ancestry.com, and FamilyTreeDNA, (...). Some TPI sites provide specific testing related to nutrigenomics as well as methylation and 'detox,' and often suggest supplements to go along with their interpretations (geneticgenie.org, nutrahacker.org). Others primarily assess no-medical traits including ancestry and athletic performance (GEDmatch.com, athletigen.com). There are some sites with a research focus (DIYgenomics, OpenSNP, dna.land), while others provide health data based on genome-wide untargeted analysis. In this study, we selected five websites that analyse SNP-based genomic data to provide health-related information: Codegen.eu, Interpretome, LiveWello, Enlis Personal and Promethease. Several of these websites characterize themselves as primarily having a literature search function. They operate by querying different publicly available databases such as SNPedia, dbSNP, Genecards, GET-Evidence and matching consumer 'reference SNP cluster IDs' (rsIDs) – the unique SNP identifiers within DTC-GT raw data – with reported disease associations in the medical literature. While the public is free to search these databases independently, these sites make this information much more accessible to the average user. The returned results typically included risk estimates for common complex diseases, sometimes with interpretations that particular SNPs are 'good,' 'bad,' 'pathogenic' or 'risk factors;' reports can also include more serious single-gene disorders or carrier status."

Am Ende kommt die Studie zu dem Ergebnis, daß das meiste von dieser Beratung als "ethisch problematisch" bezeichnet werden solle, weil doch nur Ärzte medizinische Auskünfte geben dürfen. Ich denke, es ist nicht ethisch problematisch, wenn man sich als Nutzer dieser Dienste einfach vor Augen hält, daß das - wie bei der Wissenschaft immer - nur vorläufige Erkenntnisse sind, und daß man, wenn man schwerwiegende Erkenntnisse über sich oder seine Verwandten gewinnt, damit ja immer noch zum Arzt gehen kann. Ich sehe im Gegenteil sehr viel mehr Vorteile: Das Allgemeinwissen der Menschen kann dadurch vergrößert werden, sie können Interesse entwickeln, sich mit moderner humangenetischer Forschung zu beschäftigen und noch dazu am eigenen Beispiel oder dem der Verwandten. Und sie können sich darüber austauschen. Zumal: Es gibt heute sicherlich VIELE Angebote in der Öffentlichkeit, die ethisch problematischer sind als ausgerechnet diese. Etwa die pausenlose gesendete Verdummung und Verrohung auf allen Kanälen (der "Öffentlich-Rechtlichen", des Privatfernsehen und der meinungsbestimmenden Medien allgemein), die in der Hand von wenigen Superreichen sind, sowie etwa 90 Prozent des Politikergeschwätzes und des "Entertainment"-Geschwätzes, was durch diese verbreitet werden.

1. European Journal of Human Genetics (2017) 25, 1189–1194; doi:10.1038/ejhg.2017.126; published online 23 August 2017 Third party interpretation of raw genetic data: an ethical exploration Lauren Badalato, http://www.nature.com/ejhg/journal/v25/n11/abs/ejhg2017126a.html
http://www.nature.com/ejhg/journal/v25/n11/abs/ejhg2017126a.html

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