Donnerstag, 12. Oktober 2017

"The Mad Science of Creativity"


"The Mad Science of Creativity"

Das neue Themenheft von "Scientific American" hat den Titel "The Mad Science of Creativity" (1). Ein schöner Titel wie man finden kann: "Die verrückte Wissenschaft der Kreativität". Verrückt ist diese "Wissenschaft" ja deshalb, weil sich Kreativität eben nur sehr schwer wissenschaftlich fassen läßt. Wo kommt sie her? Was sind ihre Ursprünge? Warum gibt es sie? Wie kann Kreativität gefördert werden? Wie kann sie unterbunden werden?

Womöglich sind das die zentralen Fragen unserer modernen Wissensgesellschaften. Schließlich hat schon Joseph A. Tainter in seiner wichtigen Studie "The Collapse of Complex Societies" darauf hingewiesen, daß komplexe Gesellschaften eine "marginal production of innovative change" hervorbringen müssen, eine "Mindestproduktion innovativen Wandels", wenn sie dauerhaft bestehen sollen und auch Krisenzeiten überdauern sollen.

Spannend finde ich schon den Titel des ersten Aufsatzes: "When did Ingenuity first arise in Humans?" - "Wann entstand das erste mal Ideenreichtum beim Menschen?" Oder: "How Cities Fire the Imagination". So auf der Titelseite. Eigentlich heißt der Aufsatz: "Triumph of the City - Engines of Innovation". Vorstellungstext desselben: "Most of humanity now lives in a metropolis. That simple fact helps to fuel our continued success as a species".

Nun, Städte und Metropolen können sowohl Förderer wie Totengräber von Innovation und Kreativität sein. Zum Thema des Heftes gibt es am 17. Oktober 17 auch eine Veranstaltung in New York, die im Internet mit verfolgt werden kann (2).

Von meiner Seite möchte ich zu der Thematik noch sagen: Welche Rolle der Verwandten-Altruismus auch in komplexen Gesellschaften bei der Hervorbringung von Kreativität und Innovation spielt, ist noch kaum erforscht. Es steht zu vermuten, daß die Rolle sehr groß ist und daß wir viel über die Gesetzmäßigkeiten von Kreativität in komplexen Gesellschaften lernen, wenn wir diese Rolle verstanden haben.

Denn wie menschliche komplexe Gesellschaften und der Altruismus in ihnen eigentlich funktionieren, ist von Seiten der Wissenschaft noch kaum verstanden. Gegenseitigkeits-Altruismus in allen Varianten wird vermutet. Aber. Bringt er Kreativität hervor? Kann er das? Es gibt Neuauflagen des Konzeptes der Gruppenselektion (Mehrere-Ebenen-Selektion, Superorganismus-Theorie). Können durch letztere individuelle Leistungen wie Kreativität erklärt werden? All das wird man wohl verneinen müssen.

Aber als Kreativer "spezialisiere" ich mich. Indem ich mich spezialisiere, kann ich mit vergleichsweise geringem Aufwand vielen helfen (Prinzip Arbeitsteilung). Und nach diesem Prinzip kann der durchschnittliche Verwandtschaftsgrad sinken denen gegenüber, denen ich mit meiner Kreativität helfe, ohne daß er völlig bedeutungslos werden muß für die Antriebe des Handelns des Kreativen. Es können immer noch verwandtenaltruistische Motive eine Rolle dabei spielen.

1. https://www.scientificamerican.com/magazine/special-editions/2017/03-01/
2. https://www.facebook.com/events/128817437747689/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen