Dienstag, 1. August 2017

News Feature: Can animal culture drive evolution?


Kultur beschleunigt die Evolution

"Die Erweiterung der Biologie durch die Kultur", so lautete das Thema einer wissenschaftlichen Tagung, zu dem gerade der Tagungsband erschienen ist, der sogar frei zugänglich ist. Ich sehe auf den ersten Blick allerdings nicht, daß auf dieser Tagung irgend etwas grundlegend Neues bekannt geworden ist. Alle stochern weiterhin im Nebel herum (vorbehaltlich man weist mich auf etwas hin, das dieser Aussage widerspricht). Alle sind sich immerhin inzwischen weitgehend einig, ja, daß es so etwas wie Gen-Kultur-Koevolution gegeben haben muß bei der (übrigens: konvergenten) Evolution intelligenter Tiere (wie Kultur besitzende Schwertwale und andere), wie insbesondere dann der Primaten und insbesondere dann - nach der Trennung jener Vorfahrenlinie, die zu den Schimpansen führt - bei der Evolution zum anatomisch modernen Menschen hin.

Aber auf die konkreten Theorien von Charles Lumbsden und E.O.Wilson zu diesem Thema, nach der sich eine neue genetische Eigenschaft innerhalb von tausend Jahren innerhalb einer Population aufgrund von Gen-Kultur-Koevolution ausbreiten kann, eine Theorie, die - zum Beispiel - durch die hohe durchschnittliche, angeborene Intelligenz der aschkenasischen Juden, die nur innerhalb von tausend Jahren evoluiert sein kann, bestätigt worden ist, wird offenbar nirgendwo erörtert.

Dabei steht doch das ganze Thema jüngste Humanevolution nun mehr als deutlich auf der Tagesordnung und kann insbesondere anhand von ancient DNA derzeit und künftig sehr gründlich angegangen werden. Anhand dieser Forschritte wird dann aufzeigbar werden, was anhand der aschkenasischen Juden schon aufgezeigt worden ist:

Die Annahme einer neuen Kultur (hier: Dienstleistungsgesellschaft) und die genetische Anpassung an diese neue Kultur ermöglichen eben den Mechanismus der Gen-Kultur-Koevolution, natürlich immer nur, soweit die genetische Evolution dazu Spielräume läßt. Bei der Humanevolution muß sie dazu immerhin viel Spielräume gelassen haben, immerhin gab es innerhalb der letzten 200.000 Jahre eine Evolution vom durchschnittlichen IQ von 56 bei den heutigen Buschleuten und bei australischen Ureinwohnern bis zu einem IQ von 115 bei den aschkenasischen Juden.

Und es deutet derzeit alles darauf hin, daß die Evolution des IQ zumindest in Europa sehr beschleunigt wurde durch die viele Selektion auf Individual- und Gruppenebene, die es in Europa innerhalb der letzten achttausend Jahre gegeben hat. Es wird da eine Evolution gegeben haben von einem IQ von etwa 95 zu einem IQ von etwa von heute etwa 100, zeitgleich in Ostasien bis etwa 105. Diese Evolution ist sicher erfolgt durch die Landwirtschaftliche Revolution.

Und so kann man zurück extrapolieren, daß ähnliche Kulturumbrüche wie jener zur Dienstleistungsgesellschaft bei den aschkenasischen Juden vor etwa tausend Jahren und jener zur Agrargesellschaft bei den im Mittelmeer vor etwa achttausend Jahren auch zuvor schon ähnliche "Schübe" in der genetischen Evlution mit sich gebracht haben werden.

Es geht also - meines Erachtens - auch anschaulicher als das in diesem Tagungsband geschehen ist, um möglichst konkrete Vorstellungen von diesem Mechanismus zu gewinnen.

("Extension of Biology Through Culture (Free Online)", PNAS, 25. Juli 2017, http://www.pnas.org/content/114/30)


http://www.pnas.org/content/114/30/7734.full
http://www.pnas.org/content/114/30/7734.full

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