Dienstag, 13. Februar 2018

Menschen der Bronzezeit hatten ein Auge für die Landschaft

Menschen der Bronzezeit hatten ein Auge für die Landschaft

Neue Studien zu den Niederlegungen von Bronze-Äxten aus der frühe Bronzezeit (um 3.000 v. Ztr.) in Schottland, zeitlich parallel zur Glockenbecher- und "Food Vessel"-Kultur (1, 2), lassen in einem den Gedanken aufkommen, daß diese Menschen ein Auge für die Landschaft hatten, mehr noch, daß die Schönheit der Landschaft sie hinriß.

Die Niederlegungen erfolgten meist an Orten, wo man einen weiten Blick über die Landschaft hatte in vielen Richtungen, sie erfolgte an der Senke zwischen zwei Bergen ("Paß"-Weg), sie erfolgte am Übergang zwischen fruchtbarem und bebautem Land einerseits zu naturbelassenen, "wilden" Gegenden andererseits. Man gewinnt unmittelbar Sympathie für diese Menschen. Denn sind nicht auch einem selbst gerade solche Orte noch heute oft besonders wertvoll?

Mir ist zwar gerade keine explizite Studie zur Landschafts-Erfahrung bewußt für andere Regionen Europas wie sie sich in den Örtlichkeiten von Niederlegungen, Grabenwerken, Grabanlagen und anderem wiederspiegelt. Aber es gibt sie bestimmt. Man weiß ja auch aus dem ostasiatischen Raum, daß es dort schon seit vielen Jahrtausenden eine ganze Philosophie zur angemessenen Lage, bzw. Einbettung von Wohnorten in die Landschaft gibt.

Und man erinnert sich doch auch, daß es da für die deutsche Bronze- und Eisenzeit allerhand geben muß. Opfergaben wurden oft in Gewässern oder Sümpfen nieder gelegt, die Himmelsscheibe von Nebra fand sich auf einem Berg, wo man auch weite Sicht hatte auf andere Berge. Gerne würde man darüber einmal einen Übersichtsartikel lesen.

Welche "Landkarte" von ihrer Welt hatten die damaligen Menschen?

Interessant ist auch die Angabe (2), daß das in Schottland in der Frühbronzezeit verwendete Metall aus Südwest-Irland stammte und auch oft "recycled" war, also eingeschmolzen und neu verwendet worden war. Auch für solche entlegenen Gegenden deuten sich also schon zu dieser Zeit überregionale Austausch-Beziehungen an. Diese kennt man ja auch für den - etwa - zeitgleichen "Ötzi" in den österreichischen Alpen und in vielen anderen archäologischen Zusammenhängen. Schon in der Bandkeramik gab es überregionalen Austausch etwa zwischen Schlesien und Böhmen.

Es wäre auch einmal interessant, aufgrund eines solchen archäologisch gewonnenen Wissens über überregionale Austauschbeziehungen die "Landkarten" zu rekonstruieren, die die Menschen der Bronzezeit von ihrer Welt hatten. Es wäre auch interessant, der Frage nachzugehen: Welche Landkarten hatten die Indianerstämme Nordamerikas von ihrer Welt, welche Landkarten hatten die frühen mittel- und südamerikanischen Reiche von ihrer Welt?

1. Cowie, Trevor (2004) Special places for special axes? Early Bronze Age metalwork from Scotland in its landscape setting. In: Scotland in ancient Europe: the Neolithic and early Bronze Age of Scotland in their European context. Society of Antiquaries of Scotland, Edinburgh, pp. 247-261, freies pdf: http://repository.nms.ac.uk/1173/
2. The Placing of Early Bronze Age Metalwork Deposits: New Evidence from Scotland - Richard Bradley, Chris Green, Aaron Wats. Oxford Journal of Archaeology, 37(2), First published 1. February 2018, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ojoa.12135/abstract
http://repository.nms.ac.uk/1173/

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