Donnerstag, 22. Februar 2018

Von der Wolga bis zum Rhein - Unsere Gründerväter, die Schnurkeramiker

Von der Wolga bis zum Rhein - Unsere Gründerväter, die Schnurkeramiker

Im Oktober letzten Jahres erschien eine neue archäologische Studie über unsere Vorfahren, die "Gründerväter" der europäischen Völker, nämlich die Schnurkeramiker, die Indogermanen (1). Schön ist, daß diese Studie nicht nur die neuesten Ancient-DNA-Forschungen zu den Schnurkeramikern ohne Wenn und Aber, ohne "Weh und Ach" zur Grundlage der eigenen weiteren Forschungen wählt, sondern daß sie die Ergebnisse der Ancient-DNA-Forschungen auch durch archäologische Beobachtungen illustriert und bestätigt.

Die Ancient-DNA-Forschung vermutet in vielen Studien, daß unsere Gründerväter als männliche Kriegergruppen sich "von der Wolga bis zum Rhein" ausgebreitet haben, wobei sie jeweils nicht sehr viele Frauen ihres eigenen Volkes mit gebracht hatten, sondern die jeweils einheimischen Frauen geheiratet hatten. Die genetischen Daten legen nahe, daß die vorindogermanischen einheimischen Männer viel weniger genetischen Einfluß genommen hatten auf die sich neu bildenden Völker, von denen wir abstammen, als ihre Frauen.

Es ist nahe liegend anzunehmen, daß die Männer der vorindogermanischen Völker schlichtweg erschlagen wurden. (An die Theorie mit der Pest glaube ich irgendwie weniger. Aber mag sein, daß die Pest auch eine Rolle gespielt hat. Aber warum starben so viel mehr Männer als Frauen an der Pest? Das ist doch schwer zu erklären.) Und diese neue Studie zeigt nun die Einheitlichkeit der männlichen Kriegergräber zwischen den Niederlanden, Dänemark, Sachsen und Böhmen auf. Und sie weist gleichzeitig darauf hin, daß die die Männergräber begleitenden Frauengräber diese überregionale Einheitlichkeit nicht aufweisen.

Und das obwohl viele Isotop-Analysen an Zähnen darauf hinweisen, daß die Frauen oft größere Entfernungen zwischen Geburts- und Sterbeort aufwiesen als die Männer. Dennoch scheinen sie nach lokaleren und weniger überregionalen Grabsitten begraben zu sein. Es dürfte spannend sein, dafür Erklärungen zu finden.

Auf Wikipedia war bislang schon festgehalten, "daß für Männer und Frauen entgegengesetzte Grablegungen üblich waren. Die Toten der mitteleuropäischen Schnurkeramik liegen meist in der Ost-West-Achse, dabei die Frauen linksseitig mit dem Kopf nach Osten, die Männer rechtsseitig mit dem Kopf nach Westen. Die sogenannte 'Blickrichtung' ist dabei Süden. Im östlichen Mitteleuropa (Kleinpolen) und Osteuropa (Ukraine) ist die dominierende Totenlage dagegen die Nord-Süd-Achse, die 'Blickrichtung' ist Osten. Auch hier gilt jedoch das Prinzip, daß Frauen stets linksseitig und Männer rechtsseitig in Hocklage bestattet wurden."

Die begrabenen Männer, unsere Gründerväter, liegen mit dem Kopf nach Westen in Hockerlage, blicken nach Süden, sie haben vor sich die Streitaxt liegen und in Hüfthöhe ein Flintmesser. Bernsteine liegen am Kopf oder an der Hüfte. Die begrabenen Frauen, unsere Gründermütter, liegen mit dem Kopf nach Osten in Hockerlage, blicken nach Süden, haben hinter sich in Beckenhöhe Amphoren (Vorratsgefäße) stehen, sowie in Kopfhöhe kleinere Trinkbecher, sowie hinter sich ein Flintmesser liegen. Das ist grob die Regel.

Schaut man sich aber die Einzelheiten der Anordnung in den über tausend ausgewerteten Gräbern über die Jahrhunderte des 3. Jahrtausends hinweg an, stellt man fest (1): "Right-flexed burials exhibit greater similarity to all other right-flexed burials in the dataset regardless of geographical location than do left-flexed burials. Most left-flexed burials bear similarities to burials within the same region. In other words, the right flexed burial ritual contains more elements that are internationally shared than the left flexed burials which are referencing more local norms."

Dieselbe Region meint hier entweder Sachsen oder Böhmen oder Niederlande oder Dänemark.

1. Bourgeois Q, Kroon E (2017) The impact of male burials on the construction of Corded Ware identity: Reconstructing networks of information in the 3rd millennium BC. PLoS ONE 12(10): e0185971. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0185971
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0185971

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