Mittwoch, 1. November 2017

Ackerbau - Er entwickelte sich bei Ameisen und Menschen in trockenen Habitaten zuerst

Ackerbau - Er entwickelte sich bei Ameisen und Menschen in trockenen Habitaten zuerst

Unsere Landwirtschafts-Kollegen, die Ameisen. Auf die Idee des Ackerbaus mit domestizierten Pflanzen sind sie schon lange, lange vor uns gekommen, zu einem Zeitpunkt, als noch sehr, sehr lange von uns nicht die Rede sein konnte, nämlich vor 30 Millionen Jahren (1). Eine Geschichte der menschlichen Landwirtschaft aus Perspektive der Ameisen-Landwirte wäre eine Geschichte über "Spätlinge" (2) ....

Wie war es aber bei den Ameisen? Zunächst - seit 60 bis 55 Millionen Jahren - gab es nur eine lose Abhängigkeit zwischen bestimmten Pflanzen und ihren Ameisen-"Kultivierern". Das heißt, die jeweiligen Pflanzen konnten auch unabhängig von ihren "Landwirten" fortexistieren (1, 2). Die echte Domestizierung fand dann erst vor 30 Millionen Jahren statt, wohl dadurch, daß die Pflanzen-anbauenden Ameisen auch in trockeneren Habitaten überlebten, wo die jeweils angebauten Pflanzen für sich gar nicht hätten überleben können. So die Erkenntnis einer neuen Studie (1). Indem die Ameisen die von ihnen angebauten Pflanzen so isolierten, unterwarfen sie diese Pflanzen neuen Selektionsdrücken, die sie von ihren wilden Verwandten fortpflanzungsmäßig trennten.

Vielleicht ist es nur eine zufällige Parallele: Aber so wie beim Menschen entstand also auch bei den Ameisen der Ackerbau nicht im feuchten Regenwald, wo die anfängliche lose Abhängigkeit evoluiert war, sondern in den trockeneren Habitaten.

Auch der "Fruchtbare Halbmond", der die Oberläufe von Euphrat und Tigris mit einschließt und den Levanteraum, wo die europäischen Getreidearten vor zehn- bis zwölftausend Jahren von den dortigen Menschenvölkern domestiziert worden sind, stellte ein trockenes Habitat dar. In vielen menschlichen Völkern, die niemals zum Ackerbau übergegangen sind, galt wildes Getreide als Hungerpflanze. Sie wurde nur in äußersten Notzeiten geerntet, wenn nichts anderes mehr zu finden war.

Und mit dem Ackerbau kam der Übergang von der muse- zur arbeitsintensiven Lebensweise beim Menschen. Wir Menschen wurden - oft - "Ameisen" ....

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1. Branstetter, M., Ješovnik, A., Sosa-Calvo, J., Lloyd, M., Faircloth, B., Brady, S., & Schultz, T. (2017). Dry habitats were crucibles of domestication in the evolution of agriculture in ants Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 284 (1852) DOI: 10.1098/rspb.2017.0095, http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/284/1852/20170095?cpetoc
2. http://inspiringscience.net/2017/04/20/the-origins-of-ant-agriculture/

http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/284/1852/20170095?cpetoc

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