Mittwoch, 1. November 2017

Domestikation - Auch bei Hunden brachte sie eine Verarmung der Verhaltensdifferenzierung mit sich

Domestikation - Auch bei Hunden brachte sie eine Verarmung der Verhaltensdifferenzierung mit sich

Wer hätte das gedacht? Das bestätigt wieder einmal Konrad Lorenz und seine These, daß Domestikation von Tieren mit Verlusten an differenziertem Verhalten verbunden sein kann, nun sogar bei Hunden im Vergleich zu Wölfen. 80% der domestizierten Hunde weltweit leben ohne Beschränkungen, quasi wild (1). Das kann man ja gut zum Beispiel in der Türkei beobachten. Über sie heißt es in einer neuen Studie, die in der Heimatstadt von Konrad Lorenz, am wissenschaftlichen Zentrum für Wölfe in Wien gemacht wurde (1):

"Studies of free-ranging dogs [which form 80% of the world-dog population] show that, although group hunting can occur, foraging is mostly carried out solitarily on human refuse and that there is little allomaternal care of pups. Indeed cooperation in free-living dogs appears to be largely limited to territorial defense."

Also Hunde haben eine ganze Menge ihres Wolfsverhaltens verloren und scheinbar auch über viele Generationen hinweg nicht zurück gewonnen. In einem Versuchsaufbau, in dem schon viele intelligente, kooperative Tierarten meist erfolgreich getestet wurden wie Schimpansen, Makaken, Elefanten, Papageien, Krähen und Raben, waren Wölfe nun größtenteils erfolgreich, Hunde aber nicht. Die Aufgabe war, gemeinsam gleichzeitig an zwei Seilenden zu ziehen, um eine Freßbelohnung zu erhalten. Hunde können das nicht, Wölfe sehr wohl. Abschließend heißt es in der Studie (1):

"Dogs appear to exhibit different behavioral strategies than wolves when interacting with conspecifics: showing fewer formal signals of dominance but higher intensity of aggression, a more persistent use of avoidance and distance maintenance in managing conflicts in the feeding context, and a reduced inclination to coordinate actions in a cooperative task (present results)."

Hunde haben es also verlernt, ihr Leben untereinander reibungsloser zu koordinieren. Dominanz und Unterordnung sind verlernt, dafür ist allgemeine Aggression größer und sie halten auch mehr auf räumlichen Abstand, um Konflikte untereinander bei der Fütterung zu vermeiden.

1. Importance of a species’ socioecology: Wolves outperform dogs in a conspecific cooperation task. Sarah Marshall-Pescinia; Jonas F. L. Schwarza, Inga Kostelnika, Zsófia Virányia, and Friederike Range; Published online before print October 16, 2017, doi: 10.1073/pnas.1709027114, PNAS October 31, 2017 vol. 114 no. 44 11793-11798, http://www.pnas.org/content/114/44/11793.abstract.htm
http://www.pnas.org/content/114/44/11793.abstract.htm

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