Dokumentation über das Leben von Werner Heisenberg (2011) - Brauchbar
"Mein" Werner Heisenberg ist es nicht vollständig und vollgültig, der in dieser Dokumentation aus dem Jahr 2011 (1) dargestellt wird. Aber um einen Eindruck von diesem Leben zu bekommen, mag er sicher seinen Sinn haben. Werner Heisenberg hat aber ein zu schönes Buch als Autobiographie geschrieben, nämlich sein "Der Teil und das Ganze - Gespräche im Umkreis der Atomphysik", als daß der tiefe, nachhaltige und breite Eindruck der Lektüre dieses Buches durch irgend etwas anderes ersetzt werden könnten.
Fast noch die besten Passagen dieser "historischen" Dokumentation sind jene im 6. Teil, die vom von Heisenberg mitgegründeten CERN-Forschungszentrum in Genf handeln, wo der Physiker sagt, daß die Heisenberg'schen Probleme heute immer noch voll und ganz die heutigen Forschungsprobleme sind!
Aber er ist der einzige in der Dokumentation, der nicht "antikisierend", "erinnernd" spricht, sondern aus der Gegenwart heraus.
Für Heisenberg und seine Generation war ja noch alles neu. Aber indem man das alles noch einmal Revue passieren läßt, wird es dadurch nicht "neu". Neu ist das, was heute passiert. Und das ist eigentlich noch spannender als dieses "Antikisierende".
Wir - bzw. die Physiker - sind es heute ja "gewohnt", mit dem Ungewöhnlichen der Quantenwelt umzugehen. Mir ist das heutige Sprechen aus dem Forschungsalltag heraus lieber als - sozusagen - das "Bimbamborium", das die alt gewordenen Schüler Heisenbergs in der Dokumentation um diese Quantenwelt machen. Philosophische Deutungen dieser Forschungen zu geben, konnte Heisenberg selbst viel besser als jeder seiner Schüler und wohl auch als jedes seiner Kinder.
Übrigens arbeitet der Film auch vieles Brisante und ungeheuer Schwere in Heisenbergs Leben längst nicht genügend heraus. Sein Leben hatte sehr viele Facetten. Inzwischen ist auch seine langjährige Liebe zu einer Schwester von C. F. von Weizsäcker bekannt geworden, bevor er heiratete. Solche Dinge, die im "offiziellen" Heisenberg-Bild nicht vorkommen, hätte man doch wenigstens erwähnen können.
1. Thomas Gonschior: Werner Heisenberg und die Frage nach der Wirklichkeit. In sechs Teilen. Bayerischer Rundfunk 2011, https://www.youtube.com/watch?v=yZ_bGiSUHZA
https://www.youtube.com/watch?v=yZ_bGiSUHZA&feature=share
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